Wohnen und Leben auf dem alten Siebel-Flugzeugwerk: neues Wohngebiet in der Frohen Zukunft geplant – auch größerer Einkaufsmarkt vorgesehen

Im Norden von Halle (Saale) entsteht auf dem ehemaligen Siebel-Flugzeugwerke-Areal ein neues Stadtquartier. Der Planungsausschuss der Stadt hat am Dienstag einstimmig die Änderung des Flächennutzungsplans sowie die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen. Baudezernent René Rebenstorf bezeichnete den Beschluss als „Keimzelle für die neue Frohe Zukunft“ und betonte die Bedeutung der Aufwertung des nordöstlichen Stadteingangs.
Historischer Kontext: Vom Kriegsschauplatz zur Wohngegend
Das rund 7,5 Hektar große Areal in der Frohen Zukunft war während des Zweiten Weltkriegs Standort der Siebel-Flugzeugwerke, in denen Häftlinge aus dem KZ-Außenlager Birkhahn zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Heute erinnern nur noch wenige Relikte an diese dunkle Vergangenheit. Eine Skulptur mit Gedenktafel unweit der Straßenbahn-Endhaltestelle „Frohe Zukunft“ sowie ein Wachturm im Gelände mahnen an das Schicksal der Zwangsarbeiter.
Geplante Entwicklung: Wohnen, Nahversorgung und Grünflächen
Auf dem ehemaligen Industriegelände, das sich westlich der Dessauer Straße bis zur Herbert-Post-Straße erstreckt, sollen nun moderne Mehrfamilienhäuser entstehen, die insbesondere älteren Bewohnern des Stadtteils eine Möglichkeit bieten, im vertrauten Umfeld zu bleiben. Zusätzlich ist die Erweiterung des bestehenden Lebensmittelmarktes geplant, mit einer Verkaufsfläche von etwa 4.000 Quadratmetern für einen Vollsortimenter, einen Discounter und einen Drogeriemarkt. Zur Verbesserung der Lebensqualität sind ein neuer Spielplatz sowie eine alleeartige Baumreihe entlang der Dessauer Straße vorgesehen. Zudem wird geprüft, inwieweit Fassaden- und Dachbegrünungen realisiert werden können.
Politische Reaktionen: Zustimmung mit Anmerkungen
Die politischen Vertreter im Planungsausschuss begrüßten das Vorhaben grundsätzlich. Wolfgang Aldag (Grüne) betonte die Notwendigkeit einer attraktiven Bebauung: „Wir wollen eine attraktive Bebauung – ein Hingucker, nicht 0815.“ Jan Wagner (Linke) hob hervor, dass bei der Planung auch die Entwicklung der Kinderzahlen berücksichtigt werden müsse, um ausreichende Kapazitäten in Grundschule und Kita sicherzustellen.
Rebenstorf betonte in der Debatte zudem, dass durch den geplanten Geschosswohnungsbau auch älteren Menschen eine Perspektive geboten werde, im vertrauten Wohnumfeld zu bleiben: „Viele wollen nicht umziehen, weil sie ihr Quartier nicht verlassen möchten. Jetzt schaffen wir diese Möglichkeit.“
Weitere Herausforderungen: Justizvollzugsanstalt und Erinnerungskultur
In unmittelbarer Nähe des geplanten Wohngebiets befindet sich die Justizvollzugsanstalt Halle. Die Stadt strebt an, diese durch einen Neubau – vorzugsweise im Stadtteil Tornau – zu ersetzen. Die künftige Nutzung des bisherigen Standorts ist noch unklar. Baudezernent Rebenstorf kündigte Gespräche mit dem Land Sachsen-Anhalt an, um eine langfristige Lösung zu finden.
Darüber hinaus wird die Frage der Erinnerung an die Geschichte des Areals thematisiert. In den vergangenen Jahren fanden mehrere Gedenkveranstaltungen statt, bei denen die Geschichte der Zwangsarbeit in den Siebel-Flugzeugwerken aufgearbeitet wurde. Eine Initiative hat einen Audiowalk entwickelt, der durch die Stadtteile Frohe Zukunft und Mötzlich führt und entlang der historischen Orte diesem Teil der halleschen Stadtgeschichte nachgeht.
Auf der Asche der Zwangsarbeiter fühlt sich das Shitbürgertum sicher in den auf 30 Jahre finanzierten Wohnungen wohl.
Ja, natürlich fühlt sich das „Shitbürgertum“ (meine Güte, tiefer ging´s nicht?) in den auf 30 Jahre finanzierten (warum auch nicht?) Wohnungen zu Recht wohl, bzw. wird es, wenn der Bau eines Tages wird abgeschlossen sein. Die Bewohner haben den Zwangsarbeitern schlichtweg nichts getan. Eine vernünftige Aufarbeitung der Geschichte sollte dennoch erfolgen. Im Idealfall öffentlicher als durch die aktuell leider nur ehrenamtlich Tätigen.
Und nun beruhigen wir uns alle erstmal wieder. Junge, Junge…
Super Kommentar von Gewissensbiss
Freue mich wenn Wohnraum geschaffen wird besonders für ältere Menschen die in Halle schon immer gelebt haben .
Klasse.
Aldag und seine Nebelkerzen im Vorfeld der Beigeordnetenwahl… Aldag war bisher immer grundsätzlich gegen neue städtebaulichen Entwicklungen, sondern er kämpfte immer um maximale Deurbanisierung, am liebsten wäre ihm, Halle komplett zurück zu bauen und stattdessen das Gebiet von Halle vollständig zu renaturieren.
Die ehemalige JVA kann als Unterbringung von Abschiebehaft genutzt werden. HH5 ist ein ehemaliger Neubau. Top Zustand.
Als Kenner wüssten Sie, dass die JVA nicht „ehemalig“ ist, sondern derzeit noch genutzt wird und dass die Abschiebehaft derzeit in Volkstedt errichtet wird.
Er Wachturm hat nicht, aber auch gar nichts mit dem Siebel-Werk zu tun!
Der wurde zu DDR-Zeiten gebaut und genutzt!
Ach so!
Ich hab jetzt schon gedacht, dass auch die „Skulptur mit Gedenktafel“ schon zu Siebel-Werkzeiten dort errichtet wurde.
Brauch es dort wirklich einen weiteren Einkaufsmarkt, wo doch innerhalb von 1km zweimal Penny und einmal Netto gibt und ein bisschen weiter das E-Zenter mit leerstehenden Flächen für Drogerie und einem weiteren Ladengeschäft leer stehen!?
Du wirst dich wundern.
Am Ende steht dort nur neuer Einzelhandel und das Wohnprojekt hat sich doch leider nicht gerechnet.
Dann bitte gleich die Straßenbahnstrecke verlängern!
Das wäre in der Tat wünschenswert! Ist aber bestimmt viel, viel zu kompliziert. Oder zu teuer. Oder gar beides!
Als unwissender Narr stelle ich mir vor, wie der aktuell sowieso schon dort (in der Dessauer Str.) vor sich hin buddelnde Trupp einfach weitermacht, bis sie dann hinten an der S-Kurve angekommen sind. Nur die kleine Asia-Bude müsste dann irgendwie gerettet werden, denn das ist echt ne klasse Institution! 🙂
Das Land möchte die JVA ersetzen, nicht die Stadt
Schönes Vorhaben. Klasse
Frohe Zukunft
Warum heißt das so es war Bergbau deswegen der Hohlraum unter der Erde
Deswegen wurde sicher zu DDR Zeiten weiter nicht darauf gebaut