Zukunftswerkstatt Ammendorf: Lärm, Spielplätze und schnelles Internet
Am Montag fand in der Turnhalle der Friedenschule die Zukunftswerkstatt für die Ortsteile Ammendorf, Osendorf und Radewell statt. Gut 150 Bürger waren gekommen um zu erfahren, welche ihrer Anregungen die Verwaltung umgesetzt hat und wo es noch hapert.
Das bestimmende Thema war die Regensburger Straße. Hier haben sich Anwohner in der Vergangenheit immer wieder über Raserei und Lärm beschwert. Die Hinweise hatte die Stadt zum Anlass genommen, an 24 Tagen Messungen durchzuführen. 12.249 Autos wurden dabei kontrolliert, nur 368 waren zu schnell, informierte der stellvertretende Abteilungsleiter Ordnung und Sicherheit, Lutz Müller. Schlechte Nachrichten hatte er zum Nachtfahrverbot. „Das ist nicht zulässig“, habe das Landesverwaltungsamt erklärt, weil sonst die Gefahr bestehe, dass Verkehr in den Saalekreis verlagert wird. Beschwerden hatte es auch aus der Alfred-Reinhardt-Straße gegeben. Hier wurde an vier Tagen gemessen. Von 271 Autos waren 3 zu schnell.
Angelika Foerster, Fachbereichsleiterin Straßen und Brücken, informierte zur Ortsumfahrung Radewell/Ammendorf. Diese wird untersucht, nachdem der Stadtrat am 25. Januar einen Beschluss zum Hauptstraßennetz gefasst hat. Zum Jahresende werde man eine Vorzugsvariante präsentieren. Ab der Grundschule Radewell in Richtung Saalekreis soll im kommenden Jahr ein einseitiger Geh- und Radweg im Rahmen des Elster-Radwegs errichtet werden, Fördermittel seien beantragt worden. Auch zum Straßenzustand in der Heimstättensiedlung, der Karl-Meißner-Str und der Poststraße äußerte sie sich. Defekte Entwässerungsanlagen und Straßeneinläufe seien saniert worden. Auf Antrag der CDU soll die Verwaltung außerdem prüfen, wie die Fritz-Kießling-Straße, Karl-Meißner-Straße, Otto-Bruder-Straße, Fasanenweg und der hintere Abschnitt der Herrmann-Kussek-Straße instand gesetzt werden können.
Kerstin Ruhl-Herpertz sprach für die Verwaltung zum Thema Fluglärm. Zwar seien im Juni 2015 die Flutrouten geändert worden mit einer schärferen Abkurvung in Richtung Norden, um einen größeren Abstand. „Wir haben trotzdem immer wieder Beschwerden“, so Ruhl-Herpertz. Deshalb habe man den Verdacht, dass die Routen nicht optimal eingehalten werden. Aus diesem Grund werde man noch einmal mit dem Flughafen sprechen und sich die Daten zur Einhaltung der Flugrouten vorlegen lassen. Auch wolle man wissen. Wie sich der Flughafen die Lärmbelastung erklärt. Bezüglich des von der ICE-Trasse ausgehenden Lärms habe man auch mit der Bahn gesprochen, diese prüfe die Aufnahme ins Lärmsanierungsprogramm.
Oberbürgermeister Bernd Wiegand sprach zum Sportkomplex Osendorfer See, der nach dem Hochwasser 2013 nun für 6,3 Millionen Euro saniert wird. Derzeit prüfe man auch, wie das Zentrum an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen werden kann. Zudem dürfe der dortige Fußgängerüberweg an der Straße Am Tagebau bleiben, hat das Landesverwaltungsamt jetzt entschieden. Im Rahmen der geplanten Straßensanierung hatte es zunächst dafür keine Genehmigung gegeben. Robin Preußler vom Halleschen Kanu-Club 54 begrüßte diese neuen Entwicklungen. Wie er sagte, könne man das Gelände bereits wieder nutzen, auch der Kindersport sei wieder angelaufen. Eine Busverbindung begrüße er.
Die Polizei will für die Ammendorfer besser erreichbar sein. Bürgersprechstunden gibt es künftig jeden letzten Donnerstag von 15 bis 18 Uhr im Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr in der Elsterstraße, auch der Quartiersmanager ist dabei. Damit reagiert die Polizei auf Kritik bei der letzten Zukunftswerkstatt, weil die Sprechstunden weit weg von Ammendorf in der Fliederwegkaserne und in der Weißenfelser Straße stattgefunden haben.
Gleich die ersten Wortmeldungen der Bürger bezogen sich auf die Regensburger Straße und die Ortsumgehung. Anwohner Michael Hoffmann zweifelte die Ergebnisse der Messungen an, da jeder Autofahrer die Kontrollen sehen könne und entsprechend seine Geschwindigkeit anpasse. Insbesondere das Verhalten der Brummifahrer kritisierte er, diese würden im Bereich der Schule die an der Haltestelle wartenden Busse überholen. „Was ich dort erlebe, geht auf keine Kuhhaut mehr“, sagte er. Zudem habe sein Haus durch den LKW-Verkehr zunehmend Risse. „Das ersetzt mir niemand.“ Dass es kein Nachtfahrverbot geben soll, kann er nicht verstehen, insbesondere die Argumentation einer Verkehrsverlagerung. Den Saalekreis interessiere ja auch nicht, was in Halle geschehe. Es müsse etwas in der Regensburger Straße passieren, es sei 2004 nur Billigasphalt verwendet worden. Heute sei die Straße kaputt, habe Löcher und Risse. Die Umgehungsstraße werde seit 20 Jahren versprochen.
„Ich bin irritiert, dass ein Nachtfahrverbot nicht zulässig sein soll“, sagte Johannes Streckenbach. In den vorangegangenen Gesprächen sei immer gesagt worden, es Fahrverbot würde funktionieren, selbst ansässige Gewerbetreibende für Ausnahmegenehmigungen habe man ins Boot geholt. Streckenbach mutmaßte, dass die Stadt vielleicht versäumt habe, beim Landesverwaltungsamt genauer auf die Situation und Möglichkeiten hinzuweisen. Auch die jahrelangen Versprechungen zu einer Ortsumgehung bemängelte er. „Ziel muss sein, jetzt was zu machen.“ Die aktuelle Situation sei frustrierend.
„Ich bin erstaunt, dass über soviele Jahre immer wieder diskutiert wird“, sagte Bernd Haschke. Er verstehe die Verärgerung, sei enttäuscht. Es werde immer nur überlegt, und das seit 20 Jahren. Die Umgehungsstraße müsste umgesetzt werden, um eine Entlastung zu erreichen. Ein weiterer Anwohner beklagte auch, dass es in der Tiefen Straße ähnliche Probleme gebe. Und dort sei im Bereich Rattenschlösschen nicht mal ein Fußweg vorhanden.
Zur Regensburger Straße sagte Angelika Foerster: „Sie haben Recht, dass der grundhafte Ausbau viele Jahre zurückliegt.“ Man sei bemüht, Schäden regelmäßig auszubessern. Doch nur durch eine Reparatur erreiche man keine signifikante Änderung. Im Rahmen der Untersuchung zur Umgehungsstraße prüfe man, wie sie Verkehrsströme ändern lassen. Und Oberbürgermeister Bernd Wiegand ergänzte: „Ich weiß, dass sie alle denken, wir kommen hier her und können was versprechen.“ Doch die Möglichkeiten seien begrenzt, deshalb werde er keine Versprechungen machen. Die Stadt habe sich sehr bezüglich eines Nachtfahrverbots für LKW bemüht. Doch wegen einer Verkehrsverlagerung in den Saalekreis gebe es keine Zustimmung vom Landesverwaltungsamt, wo der Antrag seit anderthalb Jahren liege. Einziger Weg, eine Verkehrsreduzierung in der Regensburger Straße zu erreichen, sei eine Ortsumgehung. Trotz dieser für die Anwohner negativen Aussagen gab es von einem Anwohner lob für Wiegand, dieser stelle sich – anders als seine Vorgängerinnen – der Diskussion. In weiterer Anwohner warf gar ein, es gebe alte Planungen für eine Ortsumgehung auf dem Schotterbett der alten Grubenbahn.
Doch im Süden der Stadt stehen weitere Maßnahmen an. So wird im kommenden Jahr die Straße nach Planena erneuert, bereits in diesem Jahr beginnt die Sanierung der Uferböschungen. Eine Anwohnerin beklagte die Verzögerung, ursprünglich war mal von 2016 die Rede. Doch man sei nie über die Verzögerungen informiert worden. Laut Angelika Foerster seien umfangreiche Vermessungsarbeiten nötig gewesen. Zu Sorgen der Anwohner zur Befahrbarkeit sagte sie, eine Zufahrt zu den Häusern sei jederzeit gewährleistet.
Ab März wird die Straße Am Tagebau erneuert, der Bauauftrag sei schon erteilt, so Angelika Foerster. Die ursprünglichen Pläne einer Geschwindigkeitserhöhung auf 70 km/h und der Wegfall des Überwegs sind vom Tisch. In Planung sei zudem die Sanierung der Wilhelm-Grothe-Straße mit Hilfe des Fluthilfefonds. Allerdings können auch diesen Mittel keine zusätzlichen Gehwege errichtet werden, da nur das erneuert werden darf, was auch vorher schon vorhanden war. „Alles was kaputt gegangen ist durch die Flut wird finanziert, alles Zusätzliche ist nicht machbar durch die Fluthilfe“, sagte Wiegand. Ein Anwohner fragte nach Plänen und einer Kostenbeteiligung der Anlieger. Konkrete Pläne liegen noch nicht vor. Und weil die Straße aus dem Hochwasserfond saniert wird, müssen die Anwohner nichts zahlen.
Die mangelhafte Breitbandversorgung war ein weiterer Themenkomplex. Eine konkrete Lösung konnte jedoch nicht angeboten werden. Ein Vertreter der ITC sagte, die Anbieter seien bestrebt ihre Leistungen zu erhöhen. Im Vergleich zur letzten Zukunftskonferenz seien weitere Gebiete angeschlossen worden. Im Zuge des Stadtbahnprogramms seien die Anbieter Tele Columbus und Muth eingebunden, in der Merseburger Straße werden neue Leitungen verlegt. Die Telekom habe zugesagt, VDSL 50 voranzutreiben. Möglicherweise gebe es ja auch Fördermaßnahmen zur Beschleunigung. Kabelunternehmer Andreas Muth sagte, eine schnelle Lösung habe er nicht, eher werde es wohl ein Zeitraum von zwei bis drei Jahren. In diesem Jahr seien erstmal Frohe Zukunft und Trotha dran. Ein Mann aus Radewell beklagte, er habe durch die Telekom nur eine 2 Mbit-Leitung. Noch deutlicher wurde ein Firmeninhaber aus der Karl-Meißner-Straße. Das Interesse der Telekom am Stadtteil bestehe nicht, man habe ihn um fünf Jahre vertröstet. Die vorhandenen Leitungen nach Radewell seien überlastet.
Zum alten Rathaus Ammendorf konnte berichtet werden, dass es einen Käufer gibt. Der Investor plane eine Sanierung und wolle Wohnungen einrichten. Auf dem Gelände des alten Sommerbads könne der BSV Ammendorf weitere Sportflächen einrichten, berichtete Dezernentin Judith Marquardt von den positiven Ergebnissen eines Imissionsschutzgutachtens.
Die Heimstättensiedlung bekommt am Heimstättenweg 3 einen neuen Spielplatz mit Hilfe bürgerlichen Engagements. Die Leitungsprobleme seien geklärt, sagte Kerstin Ruhl-Herpertz vom Fachbereich Umwelt. Die Stadt treffe alle Vorbereitungen, richte die Fläche her, helfe bei der Auswahl der Spielgeräte und mache regelmäßige Sicherheitsprüfungen. OB Wiegand dankte in dem Zusammenhang dem Engagement der Initiative, Diese konnte sogar eine Firma als Sponsor gewinnen. Innerhalb von 3 Wochen habe man aus der Verwaltung die ersten positiven Entscheidungen bekommen, dankte die Initiative für die schnelle Bearbeitung, insbesondere durch die Quartiersmanager. Im Mai wird am Spielplatz Karl-Meißner-Straße die Tischtennisplatte erneuert und der Sand ausgetauscht, berichtete Kerstin Ruhl-Herpertz, im 2. Quartal werden eine Federwippe und eine Nestschaukel aufgestellt. Auch an der Grünpflege Karl-Meißner-Straße seien erste Pflegemaßnahmen erfolgt, Pfade seien begehbar. Die Pflege erfolge aber im Rahmen der natürlichen Witterungs- und Auenverhältnisse, so Kerstin Ruhl-Herpertz.
Das derzeitig nicht genutzte vordere Gebäude der Grundschule Radewell werde hergerichtet, damit dies 2018 von der Friedenschule als Ausweichquartier genutzt werden kann, wenn deren eigentliches Gebäude saniert wird. Die Nutzung der Aula bleibt weiter eingeschränkt, weil noch ein zweiter Rettungsweg fehlt.
Ein Anwohner der Georgi-Dimitroff-Straße wünscht sich eine Geschwindigkeitsreduzierung. Ab halb 5 sei es durch die vielen LKW mit Schlafen vorbei, meinte er, „ein Gebummse, ein Gerausche. Wie kann sowas in einem Wohngebiet sein?“ Lutz Müller erklärte, es handele sich um eine Hauptstraße und keine reine Wohngebietsstraße. Allerdings sagte er zu, Radarkontrollen durchführen zu lassen.
Ein weiterer Anwohner beklagte den Ausfall der Straßenbeleuchtung rund um die Fortunastraße vor einigen Tagen. Die Stadtwerke hätten gesagt, die Reparatur erfolge gemäß der Prioritätenliste erst am folgenden Tag. Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit sei das gefährlich durch Glätte und Stolperfallen. Eine Anwohnerin aus Planena wollte wissen, wann die Abwasserkanäle gemacht werden. Beide Fragen konnten aber nicht beantwortet werden, weil keine Vertreter der Stadtwerke anwesend waren.
Im Dezember ist eine weitere Zukunftswerkstatt geplant. Dann sollen aufgeworfene Fragen und Hinweise ausgewertet werden.
Und das Bild zeigt den trostlosen Spielplatz in der Karl-Pilger-Str., über welchen nicht gesprochen wurde, da keine Anwohner aus dem Gebiet anwesend waren, zumindest keine, mit Kindern. Kennzeichen dieses Platzes, „naturbelassen“?
Es erschließt sich nicht, weshalb die Europachaussee an der Industriestr. endet. Dahinter ist nur Industriegebiet und Tagebaubrache. Man käme am Ausbildungszentrum der Handwerkskammer wieder raus. Pläne gibt es schon aus den 90-zigern, die sollten mal intensiv gesucht werden, in welcher Schublade diese gerade liegen. Es wird schlicht am Geld liegen, dass man das nicht voran treibt.
Wenn ständig Sonderwünschen von sobstwem nachgegangen werden muss und an abgelegenen Orten neue Spielplätze entstehen sollen, dann wird das sicher geringe Budget für Spielplätze für den Bestand und eine wohl sicher vorhandene Prioritätenliste für wirklich vorhandenen Bedarf nicht ausreichen.
Gerätesponsor hin oder her, der Einbau und eine Absicherung sin auch nicht umsonst.
Spielgeräte sind ja nur „schön“, wenn sie aus Holz sind. Das führt dann dazu, dass das Holz in ein paar Jahren vergammelt ist und erst mal nach Geld für den Ersatz gesucht werden muss.