Zukunftswerkstatt Nietleben: Einwohner beklagen vor allem Lärm
Am Montagabend lud die Hallesche Stadtverwaltung zu einer Zukunftswerkstatt in den Stadtteil Nietleben ein. Bestimmende Themen waren die Verkehrsführung im Waidmannsweg sowie Lärmprobleme mit der Bahntrasse und dem Heidebad.
Doch zu Beginn ging es erst einmal um die Grundschule. Die soll im kommenden Jahr einen Anbau von zwei Klassenräumen bekommen, der Schulförderverein sammelt für eine Kletterspinne. Im Bereich Sandberg am Heidesee wird zudem ein Spielplatz errichtet, 200.000 Euro soll dieser kosten. In einem ersten Schritt will die Stadt im kommenden Jahr 10.000 Euro investieren, sagte Baudezernent Uwe Stäglin. Ein Jahr später soll dann eine Kletter-Rutsch-Kombination errichtet werden. Die Auswahl sei durch Heimatverein, Grundschule, Kindergarten und Schulförderverein erfolgt.
Das Thema Verkehrssicherheit sprach Tobias Teschner, Fachbereichsleiter Ordnung und Sicherheit, an. Er berichtet von dem morgendlichen Halteverbot im Bereich der Grundschule im Waidmannsweg, das seit dem 6. August werktags von 6 bis 8 Uhr gilt. Er appellierte zudem an die Eltern, ihre Kinder nicht ständig in der engen Straße zur Schule zu fahren. „Wir sind früher alle zur Schule gegangen“, sagte er. Kinder müssten sich daran gewöhnen. Unweit der Kita Heideröschen sollen drei bis vier Stellflächen und eine Wendemöglichkeit geschaffen werden. Laut Teschner werde der Bereich an der Heidestraße bis Jahresende geschottert. Zudem erhalte die Straße am Heidebad eine Straßenbeleuchtung, dies war der Wunsch bei einem vergangenen Bürgerforum.
Doch die Straße Waidmannsweg erhitzte den ganzen Abend über immer wieder die Gemüter. Eine Anwohnerin meinte, das Parkverbot sei nicht die Lösung, da halte sich eh niemand daran. Sie plädierte für Einbahnstraßenregelung. Auch ein weiterer Anwohner sprach sich für eine Einbahnstraße aus, erkundigte sich zudem nach einem Ausbau der verschlissenen Kopfsteinpflasterstraße. Eine andere Anwohnerin war gegen eine Einbahnstraße, „das würde das Problem nur verschieben.“ Überhaupt gebe es im Waidmannsweg zu wenige Parkplätze, meinte ein weiterer Anwohner. Frau Herzfeld wünschte sich dagegen einen Fußgängerüberweg an der Eislebener Straße / Ecke Quellgasse sowie eine Fußgängerampel auf der Heidestraße Höhe Bahnhof. Und über die ungestreute Zuwegung zur Kita beklagte sich eine weitere Nietlebenerin.
Baudezernent Uwe Stäglin informierte auch zu den Prüfungen für einen neuen Radweg zwischen Nietleben und Dölau. Die favorisierte Lösung, die alte S-Bahn-Trasse zu nutzen, scheide aus. Bis 2058 gebe es eine Genehmigung zum Museumsbahnbetrieb. Deshalb hat die Stadt zwei alternative Varianten geprüft. In einem Fall würde der Radweg komplett neben der westlichen Fahrbahnhälfte errichtet, im zweiten Fall zwischen Bahnübergang und Bahnhof Nietleben auf der östlichen Seite. In beiden Fällen wären jedoch umfangreiche Baumfällungen nötig, was sich im Naturschutzgebiet Dölauer Heide als schwierig erweisen dürfte. Daneben gebe es zum Teil große Steigungen. Insgesamt rechnet die Stadt mit Kosten von zwei Millionen Euro bei einer Realisierung. Im Bereich Eislebener Straße / Teutschenthaler Landstraße wird Anfang kommenden Jahres ein noch fehlendes Stück Gehweg ergänzt, im Herbst erfolgen bereits die Baumfällungen. Bis März 2017 wird noch der S-Bahnhof zu einer modernen Schnittstelle von PKW, Bahn und Bus umgebaut. Und der Bahnübergang in der Halleschen Straße soll bis September 2017 erneuert werden.
Die Bahn war das Stichwort für eine Reihe an Fragen. Rita Zorn beschwerte sich über die nächtlichen Bauarbeiten an der Bahnstrecke. Baudezernent Uwe Stäglin konnte nur erklären, dass das Eisenbahnbundesamt die Genehmigung erteilt habe und die Stadt außen vor sei. Bernd Küpperbusch beklagte, dass der Bahnhof Nietleben auch als Abstellfläche für Züge genutzt werde. Die Lüfter und Motoren seien auch nachts angeschaltet. Der Lärm übersteige gesetzliche Grenzwerte, „das ist nicht akzeptabel“, sagte er. Die Stadt solle ihn im „Kampf darum, nachts schlafen zu können“, unterstützen. Insgesamt 214 Einwohner würden hinter dieser Forderung stehen. Bisher habe die Stadt noch keine Kenntnis von diesen Sorgen gehabt, so Baudezernent Stäglin, man werde sich mit der Bahn in Verbindung setzen. Auch das lärmende Stellwerk war Thema mehrerer Wortmeldungen. Es soll voraussichtlich 2018 verschwinden.
Die Firma F.K. Horn informierte über ihre Pläne zum Bau einer Eigenheimsiedlung an Stelle des ehemaligen Zementwerks. 40 Baugrundstücke werden geschaffen. Auch der Nietlebener Heimatverein hat einiges vor, wünscht sich beispielsweise Mülleimer im Bereich Sandberg. Zudem sollte der Platz der Einheit aufgewertet werden, möglicherweise sogar mit einem Brunnen. Es sei der zentrale Platz für Nietleben, dieser sollte laut Heimatverein mehr sein als nur „Abstellfläche für Autos“. Die wegfallenden Parkplätze könnte man realisieren, indem die Straße neben der Kirche zur Einbahnstraße wird. Auch für eine Aufwertung des Gustav-Menzel-Platzes setzt sich der Verein ein. Helga Schubert vom DRK berichtete über den aktuellen Zwischenstand an der Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Zehn Jugendliche seien hier derzeit untergebracht, demnächst kommen neue hinzu. Jeweils drei Monate würden die vorwiegend jungen Männer hier verbringen. Dort erlernen sie einen geordneten Tagesablauf. Sie sei dankbar für die Unterstützung umliegender Vereine. Die Clearingstelle hatte im Frühjahr für Aufregung gesorgt, als die Pläne bekannt wurden, diese hier einzurichten. Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt.
Auch die Halle-Hettstedter-Eisenbahn, die auf der alten S-Bahn-Trasse wieder Züge rollen lassen will, stellte sich vor. Noch in diesem Jahr solle der erste Zug rollen. Derzeit arbeite man einen Triebwagen mit 68 Sitzplätzen auf. In nächster Zeit wolle man auch Salzatal ans Netz anschließen, Ziel sei später Fienstedt. Gern würde man auch den Bahnhof sanieren, Nutzungskonzepte gebe es, doch das Geld fehle.
Und damit schwenkte das Thema wieder zum Lärm, diesmal vom Heidebad. Sein Schlafzimmer werde vom Heidebad beschallt, von vorne komme der Lärm der Clearingstelle. Da gehe es manchmal zu wie auf dem „Basar von Kairo“. Heidebad-Betreiber Matthias Nobel erklärte, er hätte für sämtliche Veranstaltungen eine Genehmigung bis 1.30 Uhr. Er beende die Veranstaltungen immer gegen 1 Uhr. Jedoch würden immer wieder sogenannte Spontanpartys in der Umgebung für Veranstaltungen auf seinem Gelände gehalten. Doch eine weitere Anwohnerin bestätigte „unvorstellbaren Lärm“. Da vibriere sogar das Bett. Tobias Teschner erklärte daraufhin, dass es auch ein öffentliches Interesse gebe, was von einem Großteil des Publikums mit Applaus bedacht wurde. Dies zeigt auch die schwierige Thematik. Ein Teil der Nietlebener freut sich, dass durch das Heidebad etwas los ist, ältere Bewohner wollen dagegen Ruhe. So wie eine Frau, die sich gar über die musikalische Untermalung am Heidesee tagsüber beklagte. Eine Anwohnerin aus der Windmühlenstraße sagte, die Veranstaltungen im Heidebad seien nicht das Problem. Lärm habe es dagegen von einer Technoparty Anfang September am Steinbruchsee gegeben. Die Stadt will hier prüfen. Zudem sagte Tobias Teschner zu, bei der nächsten Party im Heidebad bei einem Anwohner mit Messgerät vorbeizukommen.
Um Lärm ging es auch beim Motoball. Mehrere Anwohner insbesondere an der Halleschen Straße fühlen sich von den lauten Motorrädern belästigt, zumal die Spiele meist Sonntagnachmittags ab 15 Uhr stattfinden, wo man auch gern einmal im Garten relaxen wolle. Eine Frau beklagte zudem, dass sie am 4. Januar Widerspruch gegen eine Erlaubnis für die Motoballer eingelegt habe. Bisher habe sie noch keine Antwort vom Umweltamt erhalten. Dabei sei dieses doch auch sehr schnell, den Motoballern innerhalb weniger Tage Genehmigungen zu erteilen.
Für die Diskussion aktuell anstehender Problemchen und die Präsentation unmittelbar anstehender Vorhaben erscheint der Begriff „Zukunftswerkstatt“ etwas hoch gegriffen.
Wie kannst du die „Zukunftswerkstatt“ kritisieren. Das ist das perfekte Format um Heilsbringungen zu verkünden. Im Januar werden wir Großes über den Südpark erfahren.
Fast muss man hoffen, dass nicht eine Zukunftswerkstatt über sein eigenes Stadtviertel hereinbricht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Absicht einer seriösen Spielplatzplanung ist, einen zentralen Spielplatz für Nietleben am doch entlegenen Sandberg zu errichten. Wenn damit aber einzelne glücklich gemacht werden können, gibt es halt dort die Heilsbringung.