125 Jahre Straßenbahn-Geschichte rollen durch Halle
Jahrelang prägten die tschechischen Tatra-Bahnen das Bild in Halle. Und noch heute haben die Fahrzeuge ihre Fans. Die kamen am Sonntag zahlreich in die Saalestadt. Denn die Hallesche Verkehrs AG feierte mit einem Straßenbahn-Korso 125 Jahre elektronische Straßenbahn in Halle.
Natürlich gehören zu so einem Korso zweifelsohne die Tatra-Bahnen. Und die rollten in verschiedenen Ausführungen, so als Fahrschule, Schleifwagen, modernisierte Variante nach der Wende und in originaler Ausführung mit Plasteschalen. Die ersten Tatra-Fahrzeuge waren im Sommer 1969 nach Halle gekommen. Am 12.07.1969 gegen 20 Uhr trafen die Waggons 901 und 902 ein. Anfang der 90er erfolgte eine Modernisierung von 80 Trieb- und 40 Beiwagen Fahrzeuge. Am 8. April 1991 rollte in Zusammenarbeit mit AEG der erste modernisierte T4D-Zug durch die Saalestadt – und konkurrierte mit in Stuttgart ausgemusterten „GT4“-Zügen, die seit 1.8.1990 in Halle fuhren. Die Steuerung und Elektrik wurde in den Tatras erneuert, neue Sitze ersetzten die alten Plastikschalen. Und das „Ruckeln“ – hervorgerufen beim Umschalten der drei Beschleunigungsstufen – entfiel auch, die modernisierten Tatras nach der Wende erlaubten eine viel gleichmäßigere Fahrt.
Doch angeführt wurde der Rundkurs von Triebwagen 4. Und das nicht von ungefähr, schließlich wurde mit diesem Fahrzeugtyp das elektrische Straßenbahnnetz in Halle eröffnet. Das heute älteste noch betriebsfähige Fahrzeug in Europa stammt aber ursprünglich nicht aus Halle. Er wurde Herbrand/Köln für die Altenburger Straßenbahn gebaut. Durch die Inflation wurde dort 1920 der Betrieb eingestellt, der Wagen landete als Hühnerschuppen in Zwickau. 1983 kam er nach Halle, wurde hier aufgearbeitet und konnte zum 100-jährigen Jubiläum 1991 zum Einsatz kommen. Aus dem Jahr 1912 stammt Triebwagen 12, erbaut von der Gottfried Lindner Waggonbau AG in Halle-Ammendorf. Er rollte einst bei der Merseburger Überlandbahn AG (MÜBAG), hat zwei Klassen: 2. Klasse mit Polstersitzen und 3. Klasse mit Holzsitzen. Mit dabei war auch der 1925 in Niesky erbaute Beiwagen 260. Er konnte kürzlich nach zehnjähriger Restaurierung wieder in Betrieb genommen werden. Und auch moderne Niederflur-Fahrzeuge reihten sich ein. Auch ein sogenannter Gotha-Wagen rollte mit.
Einmal quer durch die Stadt bewegte sich der Korso ab zehn Uhr. So ging es zum Riebeckplatz, Vogelweide, Rannischer Platz, Markt, Burg Giebichenstein, Zoo und Steintor. Um eine reibungslose Fahrt zu garantieren waren in dieser Zeit zahlreiche Ampeln abgeschaltet. Hunderte Straßenbahnfans standen an den Straßenrändern, um das Ereignis mit Handys oder Kameras festzuhalten. Einer von ihnen war FDP-Stadtrat Hans-Dieter Wöllenweber. Der hat in seiner Studentenzeit selbst bei der Straßenbahn gejobbt, als Schaffner.
Die erste elektrische Straßenbahn Europas oder Deutschland, wie man in Legenden immer hört, war es in Halle zwar nicht. Aber es war die erste deutsche Straßenbahn, die tatsächlich von Anfang an für den kommerziellen Betrieb ausgelegt war. Vom Roßplatz bis zur Schmiedstraße rollten die ersten „Elektrischen“ in der Stadt. Zuvor hatte AEG die Stadtbahn erworben und umgebaut, am 30. Juni 1891 dann die Pferdebahnen „ausgemustert“. Wenige Jahre später folgte auch die zweite Straßenbahngesellschaft, die Hallesche Straßenbahn AG. Und ab dem 15. Mai 1899 war die Umstellung der Bimmel vom Pferd auf Strom umgesetzt. Die Geschichte der Straßenbahn in Halle ist sogar noch ein wenig älter. Am 15. Oktober 1882 fuhr erstmals in der Saalestadt eine Pferdestraßenbahn.
„Jahre elektronische Straßenbahn in Halle“
Ja klar. Elektronisch. 1882.
hm, rechnen kannst du nicht oder? 2016 Minus 125 ergibt: 1891.
Die von Dir genannte Jahreszahl ist die Inbetriebnahme der Pferdestraßenbahn. Um die ging es aber heute nicht, sondern rein um die AEG-Straßenbahn ab 1891
Es ging um das Wort „elektronisch“, mehr nicht.