Schwangere Frau flieht zum zweiten Mal vor den Russen – Familie will zurück nach Odessa und Ukraine-Stadt wieder aufbauen

Im Krankenhaus St. Elisabeth & St. Barbara in Halle (Saale) sind derzeit Alexander und Tamara zu Gast. Die beiden 32-Jährigen sind vor dem Ukraine-Krieg geflohen.

Für die im 9. Monat schwangere Tamara ist es die zweite Flucht vor den Russen. Bereits als 4-Jährige hatte sie mit ihrer Familie ihre Heimat Abchasien vor den vorrückenden russischen Truppen verlassen müssen. Die Familie ließ sich in Odessa nieder. Dort lernte sie auch ihren heutigen Mann Alexander kennen, ein Bauunternehmer. 50 Mitarbeiter hat seine Firma. Vor der Flucht hat er schnell noch alle Mitarbeiter ausbezahlt, erklärt Alexander. 

Noch am Abend des 24. Februar begann ihre Flucht über Moldawien, Rumänien und Ungarn. Zuvor hatte Tamaras Mutter dazu geraten. “Der Russe wird nicht anhalten”, hat sie gewarnt. Hilfe bei ihrer Flucht bekamen sie von Max Privoritzki, dem Chef der Jüdischen Gemeinde in Halle. Der stamm ursprünglich auch aus der Ukraine, die Familien kennen sich.

Ganz unkompliziert verlief die Flucht aber nicht. In Moldawien musste Tamara einen Arzt konsultieren, weil sie ihr Baby nicht mehr gespürt hat. Es kam aber die erleichternde Nachricht: alles OK. Ein Mädchen wird es, den Namen wollen die beiden aber noch nicht verraten. Inzwischen ist auch Tamaras Familie in Sicherheit, also Eltern und Bruder. Heute Morgen haben sie die ukrainische Grenze überqueren können.

Für die beiden steht aber fest, sie wollen wieder nach Odessa zurück und die Stadt wieder aufbauen, sobald sich die Lage beruhigt hat. Die Russen ruft Tamara auf, sich gegen Putin zu erheben. 

Durch ihre eigene Fluchterfahrung könne sich sich vorstellen, wie sich die Kinder im Kreisgebiet gerade fühlen, sagte Tamara. Bei ihre selbst sei es zu Panikattacken und Ohnmachtsanfällen gekommen, als sie vom Einmarsch der Russen erfahren hat. Für sie wiederholt sich damit die Geschichte: denn ihre eigene Mutter war damals 33 Jahre alt, als sie aus Abchasien fliehen musste – also nur ein Jahr älter als Tamara heute. 

Chefarzt Hendrik Liedtke betreut die werdenden Eltern. “Ein Lieber Mensch und großem Herzen und großer Seele”, sagt Tamara. Und Alexander ergänzt: auch bei Max Privorotzki wolle er sich bedanken. Der habe sein Wort gehalten.

Nun seien für die Heimat vor allem Medikamenten-Spenden nötig. Alexander ruft deshalb dazu auf, die Hilfsorganisationen zu unterstützen.