Mitteldeutschland plant 1.100 km langes Verteilnetz für grünen Wasserstoff – Region Halle-Leipzig im Mittelpunkt
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Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff sowie dessen Erzeugungskapazitäten werden bis 2040 in Mitteldeutschland rasant steigen. Um Produzenten und Verbraucher des klimafreundlichen Energieträgers zu verbinden, ist ein rund 1.100 km langes regionales Verteilnetz in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen notwendig. Das sind zwei Ergebnisse der heute in Leipzig vorgestellten Studie „Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 2.0“. Diese wurde gemeinsam von der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland, dem Wasserstoffnetzwerk HYPOS, der DBI-Gruppe und der INFRACON im Auftrag von 54 privatwirtschaftlichen und öffentlichen Partnern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durchgeführt.
So prognostiziert die Studie auf Basis konkreter Bedarfsabfragen sowie von Flächenpotenzialanalysen für das Jahr 2030 einen Wasserstoffbedarf von bis zu 39 Terawattstunden (TWh) in den Sektoren Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, Haushalte, Energiewirtschaft und Mobilität. Dieser wird sich bis zum Jahr 2040 auf bis zu 88 TWh mehr als verdoppeln. Jeweils mehr als ein Drittel des prognostizierten Bedarfs entfallen dabei auf die beiden Sektoren Industrie und Energiewirtschaft. Diese Zahlen gehen bereits über den im Rahmen der „Nationalen Wasserstoffstrategie“ der Bundesregierung ermittelten Nachfrageumfang für Mitteldeutschland hinaus.
Auch bei der lokalen Erzeugung von grünem Wasserstoff bescheinigt die Studie der Region ein umfangreiches Potenzial. So wird für das Jahr 2030 bereits eine Elektrolyseleistung von 2,9 bis 3,7 Gigawatt (GW) erwartet. Zehn Jahre später soll diese zwischen 7,1 GW bis 11,0 GW betragen. Möglich wird dies durch die weitere Steigerung des Ausbaupotenzials für erneuerbare Energien in Mitteldeutschland, das die Studie anhand von drei Szenarien (konservativ, moderat, ambitioniert) ebenfalls untersuchte. So steigt im moderaten Szenario die installierte Leistung der Windenergie im Untersuchungsgebiet bis 2040 um den Faktor 6 auf rund 34 GW, während die Freiflächen-Photovoltaik um den Faktor 8 auf 23 GW zulegt. Im Ergebnis kann im Jahr 2040 der regionale Wasserstoffbedarf zu einem Drittel durch die inländische Erzeugung im Untersuchungsgebiet gedeckt werden.
Um Nachfrager und Erzeuger von grünem Wasserstoff an den 79 durch die Studienpartner gemeldeten Anschlusspunkten miteinander zu verbinden, umfasst das geplante Wasserstoffnetz Mitteldeutschland 42 Leitungsabschnitte mit einer Gesamtlänge von 1.100 km. In enger Abstimmung mit den 13 beteiligten Netzbetreibern schlagen die Studienverfasser dazu eine stufenweise Umsetzung des Netzes für die Jahre 2030, 2035, 2040 und 2045 vor.
Rund 51 Prozent der Trasse (565 km) sollen durch die Umstellung bereits vorhandener Erdgasleitungen realisiert werden. Dadurch sowie durch die parallele Verlegung neuer Abschnitte in bestehenden Trassenkorridoren können die damit verbundenen Kosten und die Planungszeiträume deutlich reduziert werden. So rechnen die Verfasser der Studie aktuell mit Kosten für das mitteldeutsche Wasserstoffnetz von rund einer Milliarde Euro. Das bedeutet eine Einsparung von 41 Prozent bzw. 720 Mio. Euro gegenüber einem kompletten Neubau des Netzes.
„Mit der Studie haben wir Quellen und Senken für grünen Wasserstoff in der Region in bisher nicht erreichter Qualität und Umfang erhoben sowie eine sehr konkrete und realistisch dimensionierte Zielnetzplanung für das mitteldeutsches Wasserstoff-Verteilnetz vorgelegt. Möglich wurde dies durch die deutschlandweit einmalige, rein privatwirtschaftliche Finanzierung und die enge Zusammenarbeit von 54 Studienpartnern. Das zeigt eindrucksvoll: Mitteldeutschland ist H2-ready“, erklärt Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland.
„Die ab 2027 startenden Elektrolyse-Standorte entlang der ersten Ausbaustufe des Nationalen Wasserstoff-Kernnetzes in der Region zeigen: Für weitere Investitionsentscheidungen auf der Erzeuger- und Nachfragerseite von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab brauchen wir zeitnah eine leitungsgebundene, großflächige Infrastruktur. Bei allen anderen kritischen Erfolgsfaktoren wie der Grünstromverfügbarkeit, industriellen Wasserstoffnachfrage und innovativen Geschäftsmodellen rund um grünen Wasserstoff ist Mitteldeutschland bereits heute gut aufgestellt“, so Dr. Joachim Wicke, Vorstandsvorsitzender des HYPOS e.V.
„Die in der Studie vorgelegten Zahlen belegen das enorme Potenzial und die dynamische Entwicklung bei der Nachfrage und Erzeugung von grünem Wasserstoff in Mitteldeutschland. Durch die Etablierung der entsprechenden Infrastruktur kann nicht nur die klimafreundliche Energieversorgung der regionalen Unternehmen sichergestellt werden, sondern auch zusätzliche Wertschöpfung in der Region durch die Wasserstoffbranche realisiert werden“, betont Gert Müller-Syring, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsleitung der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH.
„Die jetzt vorgelegte Zielnetzplanung für das regionale Wasserstoff-Verteilnetz umfasst mehr als 30 Landkreise und damit große Teile der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Damit ist die planerische Voraussetzung für die Anbindung des Wirtschaftsstandortes Mitteldeutschlands an das nationale Wasserstoffkernnetz geschaffen. Bereits jetzt zeichnet sich darüber hinaus ein großes Interesse an einer Ausweitung des Untersuchungsraumes auf bisher nicht erfasste Teilregionen in einer dritten Auflage der Studie ab“, ergänzt Dr. Ulf Kreienbrock, Geschäftsleiter der INFRACON Infrastruktur Service GmbH & Co. KG.
Matthias Lux, Vorsitzender Geschäftsführer der Stadtwerke Halle (SWH): „Aus Sicht der Bundesregierung und der deutschen Industrie wird Wasserstoff für industrielle Anwendungen und die Ablösung von Erdgas betriebenen Kraftwerken ein Schlüsselfaktor auf dem Wege zur Erreichung der Klimaziele. Als SWH haben wir uns daher bereits im Jahr 2022 an der ersten Machbarkeitsstudie für ein mitteldeutsches Wasserstoffverteilnetz beteiligt, um frühzeitig die Optionen zum Bezug von Wasserstoff zu kennen. Die nun vorliegende zweite Studie ist für Halle (Saale) und den mitteldeutschen Raum von großer Bedeutung. Wie zuletzt bei der Elektrifizierung des Landes oder dem Bau der Eisenbahn kommt es darauf an, beim Entstehen des H2-Netzes früh dabei zu sein und für Halle (Saale) und seine Forschungs-, Industrie- und Gewerbebetriebe gute Anschlußbedingungen zu ermöglichen. Deshalb waren wir als SWH schon bei der ersten Studie einer der damals wenigen Partner und sind diesmal natürlich wieder dabei.“
Grafik: Europäische Metropolregion Mitteldeutschland
Dieser grüne Irrweg wird uns teuer zu stehen kommen, im wahrsten Sinne des Wortes.
So wie ich das bisher verstehe, kann „grüner“ Wasserstoff nur eine Brückentechnologie sein, bis es sinnvollere Alternativen gibt. Um Wasserstoff zu erzeugen muss ja erstmal Energie verwendet werden, bei der ein Teil der Energie „verloren“ geht. Und das gleiche passiert dann wieder, wenn man den Wasserstoff wieder in die gewünsche Energie zurückumwandelt. Das ist ein höchst ineffizientes System. Sabine Hossenfelder hat das auch in einem kürzlichen Video angesprochen und kritisiert. Und ob es das wert ist, so viel Aufwand und Geld in eine Brückentechnologie zu stecken, die ineffizient und in wenigen Jahren wieder obsolet ist, ist höchst fraglich.
Meinst Du, dass das obsolet wird? Ich sehe eher das eher als Zukunftstechnologie, gerade bei unserem Stand der erneuerbaren Energien. Na mal schauen. Ich hoffe aber auf Wasserstoff. Kritisch sehe ich eher die Explosionsgefahr. 🙂
Es ist eine Möglichkeit, ungenutzten Strom in einen lagerfähigen Energieträger umzuwandeln. Zudem sind die angedachten Einsatzfelder sehr verschieden (z.B. chemischer Grundstoff, Hochöfen, Flugverkehr), so dass es den einen technischen Nachfolger ganz sicher nicht geben wird.
Wer ist Sabine Hossenfelder? Hättest du nicht gleich das Video verlinken können?
Ähm – ich habe das Video verlinkt. Einfach mal den Namen oben anklicken.
Es ist keine Brückentechnologie. Erdgas ist Brückentechnologie, bis genügend grüner Wasserstoff da ist. Die ChemieIndustrie, Stahlerzeugung und viele andere Prozesse benötigen chemische Reduktionsmittel, dass braucht Kohle, Erdgas oder eben Wasserstoff. Auch für Ammoniak, Dünger ( SKW Piesteriz ist der größte Gasverbraucher Mitteldeutschlands!) brauchen Wasserstoff. Also ist das nicht Brückentechnologie sondern zentral für unsere Wirtschaft.
Ich hoffe, das Projekt wird schnellstmöglich realisiert! Nur so kann der Klimawandel wirksam begrenzt werden. Wasserstoff ist die Zukunft, von daher ist es sehr gut, dass in und um Mitteldeutschland ein solches Netz errichtet wird.
Genau, Sachsen-Anhalt rettet das Weltklima mit einer Technologie, deren Wirkungsgrad unterhalb der einer Dampfmaschine liegt.
Technisch gesehen sind alle Atom- und Kohlekraftwerke Dampfmaschinen …
Noch 2-3 unfähige Regierungen und dann wird der Mist zurückgebaut und sauberer Atomstrom wie in allen anderen EU-Staaten auch, fließen.
„Sauberer Atomstrom“ fließt in einem grenzüberschreitenden Netz überall. Falls Du meintest, dass in allen anderen EU-Staaten Atomkraftwerke betrieben werden, hast Du Dich geirrt.
Haha sauber Atomstrom – was für ein Bonmot.
Seit wann ist eine Energieform sauber, bei der am Ende radioaktiver Müll für mehrere Millionen Jahre in einem Erdloch versenkt werden muss? Ferner ist Atomstrom auf Uran angewiesen. Haben wir denn genug Uranreserven auf der Welt und in Europa?
Ein Hoch auf die EU!
Man hat relativ lange nix gehört von der Suche nach einem Standort für ein Endlager.
Aber kannst ja deinen Keller zur Verfügung stellen!
„Die Nachfrage nach grünem Wasserstoff sowie dessen Erzeugungskapazitäten werden bis 2040 in Mitteldeutschland rasant steigen.“
Nach Herbst 2025 hoffentlich nicht.
Was stellst du dir denn vor? Weiter so wie bisher? Bloß nix verändern? Ich meine, man kann ja kein Freund von Wasserstoff sein, aber darauf zu hoffen, dass eine zukünftige Regierung alles wieder rückgängig macht, ist irgendwie ein bisschen verbohrt, um nicht zu sagen: ideologisch verblendet.