Braucht Halle weitere Gebiete für Einfamilienhäuser? Planungsausschuss diskutiert über Flächennutzungsplan
In den Fachausschüssen des Stadtrats wird derzeit über den neuen Flächennutzungsplan der Stadt Halle (Saale) diskutiert. Der Planungsausschuss hat sich am Dienstag zum zweiten Mal mit dem Thema beschäftigt. Eine Entscheidung wurde noch nicht gefällt. Diesmal ging es vor allem um Wohnbebauung, vor allem um Einfamilienhäuser. Die Stadt sieht ja einige neue Baugebiete vor, unter anderem in Dölau. Lettin, Reideburg und Bruckdorf – und auch Gartenanlagen im Bereich Gertraudenfriedhof und Galgenberg sollen als potentielle Wohnbaugebiete ausgewiesen werden.
“Das Wanderungssaldo hält an”, sagte ein Vertreter der Stadtverwaltung. Er machte sich noch einmal stark für die Ausweisung von Baugebieten. “Je weniger wir anbieten, desto mehr wandern ab.” Und Baudezernent René Rebenstorf ergänzt, dass dies auch finanzielle Folgen für die Saalestadt ab. Die betreffenden Menschen arbeiten weiterhin in Halle, nutzen hier die Infrastruktur und schicken teilweise auch ihre Kinder hier zur Schule, Steuern aber zahlen sie in den Saalekreis-Gemeinden. Für die Stadtverwaltung ist das Thema Abwanderung auch eine Frage der Generationengerechtigkeit und der sozialen Gerechtigkeit, mehr Verkehr produziere zudem mehr CO2-Ausstoß. Der neue Flächennutzungsplan bringe keinen großen Flächenfraß, sondern nur einen Bruchteil der vor 30 Jahren ausgewiesenen Gebiete.
“So exorbitant finde ich die Zahlen nicht”, sagte Thomas Schied (Die PARTEI) zur Abwanderung. “Das ist kein Grund, in Panik zu verfallen.” Man müsse den schon bebauten Teil der Stadt “so qualifizieren, dass er für Familien attraktiv ist.” Bodo Meerheim (Linke) sieht das ähnlich. Über 5 Jahre verteilt liegt der Saldo bei 315 Personen. “Das macht mir keine Angst.” Wie auch Schied ging Meerheim auf die Grundstückspreise ein, die das Bauland in den Dörfern lukrativer machen. Da könne die Stadt Halle nicht mithalten. “Wenn man ganz radikal ist, müssten wir sagen: wir hauen keine Einfamilienhäuser, nur noch Geschossbauten.” Doch er wolle den Bau von Einfamilienhäusern nicht gänzlich verbieten. Allerdings müsse ein gesellschaftspolitisches Umdenken stattfinden. “Das Einfamilienhaus ist die verschwenderischste Lösung bei Ressourcenverbrauch und Treibhausgasen”, führt Helge Dreher (SPD) an. “Wir müssen nicht jedem Trend hinterher rennen”, sprach er sich ebenfalls gegen die Ausweisung weiterer Eigenheimsiedlungen aus.
Grünen-Stadträtin Annette Kreutzfeld meinte, mit den kleinen Grundstücken von 300 Quadratmetern könne man gar nicht mit den großen Grundstücken im Saalekreis konkurrieren. Stattdessen müsse Halle dafür sorgen, die Lebensqualität in den bestehenden Wohnviertel zu verbessern, beispielsweise durch mehr Spielplätze und Parks und die Möglichkeit, dass Kinder auf der Straße spielen können. Statt neuer Eigenheime finde sie stattdessen Geschosswohnungen mit Dachterrassen interessant. Das Bauvorhaben an der Muldestraße in Halle-Neustadt sei ein Beispiel, was möglich sei.
Christian Feigl (Grüne) hatte aber auch generell ein Problem mit neuen Baugebieten. “Dadurch besteht die Gefahr, dass wir in nicht so nachgefragten Gebieten einen erheblichen Leerstand produzieren.” Wenn man in der jetzigen Form von Neuversieglung so weitermache, habe man in 200 Jahren alles zugebaut. “Für meine Kinder und Enkelkinder wünsche ich mir, dass wir mit den begrenzten Ressourcen sorgsam umgehen.”
Baudezernent René Rebenstorf setzte sich noch einmal vehement für die Ausweisung von neuen Eigenheimsiedlungen ein. Die Nachfrage nach neu ausgewiesenen Gebieten beispielsweise in Nietleben, Tornau und Reideburg sei groß, “da ist also offensichtlich Druck da.” Selbst Grundstücke am Rosengarten unweit der Bahntrasse seien verkauft worden. Und nicht jeder könne in einem sanierten Gehöft in der Saaleaue wohnen, meinte Rebenstorf – womit er Stadträtin Annette Kreutzfeld meint, die auf Gut Gimritz wohnt. Sitzungsleiter Christian Feigl erklärte, Rebenstorf sei mit dieser Aussage zu weit gegangen.
Doch auch andere Stadträte positionierten sich für die Ausweisung neuer Eigenheimsiedlungen. “Die meisten hier wohnen in einem Einfamilienhaus”, sagte Yvonne Winkler (MitBürger). Und CDU-Stadträtin Ulrike Wünscher sprach vom “vormundschaftlichen Staat.” Sie finde es “unerträglich, was ich mir hier anhören muss.” Schon seit Jahren werde versucht, den Hausbau zu behindern. Den Menschen gefalle nicht, dass sie in so vielen Bereichen bevormundet werden. Und Udo Nistripke (AfD) meinte, er finde es nicht gut, dass junge Familien abwandern und der Stadt dadurch Steuereinnahmen verloren gehen.
… dann wird eben im Saalekreis gebaut! Ganz einfach (im wahrsten Sinne)!!!
„Je weniger wir anbieten, desto mehr wandern ab“…dann sagt doch einfach einmal den städtischen Wohnungsunternehmen sie sollen statt z.b. Blöcke in Neustadt nur zu sanieren auch einmal schöner Umbauen. Es gibt auf der ganzen Welt super Beispiele wie man Betonklötze in attraktive Bauten umwandeln kann. Nur in einer Standardbude a 59 qm möchte doch keiner mehr leben. Glasfronten, Terrassen, begrünte Fassaden oder ähnliches (auch mit viel Grün vor dem Haus) ist viel schöner und für die Leute interessanter. Man hat ja gesehen wie schnell die Wohnungen bezogen waren wir Blöcke so ähnlich zurück gebaut wurden. Und das trotz dem „internationalen“ Umfeld.
Der beste Umbau wird manchem Bedarf nicht gerecht werden. Mein Bedarf und der meiner Familie lautet allein zu wohnen. Ich liebe meine Mauern, die Ruhe dahinter. (Für die Witzbolde unter euch, es ist kein Gefängnis :-)) Wenn ich mir vorstelle, ich müsste neben Menschen wie PH wohnen, schüttelt es mich gleich. Da hätte ich lieber Obdachlose auf meinem Grundstücken.
Wenn du gern dein Geld auch für solche maßnahmen auf den Tisch legen willst, die letztlich nur eben nicht nachhaltig sind und auf Vermietung hinauslaufen. Abgesehen davon, daß die meisten Wohnungsgesellschaften das Geld überhaupt nicht so locker haben, weil soe ja an die Stadt abführen müssen…
*Und das trotz des internationalen Umfeldes*
Warum wohl bauen viele im Saalkreis ihre Häuser? Das hat nichts damit zu tun, dass es in Halle zu wenig Flächen für Einfamilienhäuser gibt, sondern die Preise. Was man in Halle bezahlen muss, ist schon Wucher und da kann Herr Rebenstorf dass auch nicht verherrlichen. Lieber Gärten weg, wo doch viele jetzt versuchen, sich selbst alles anzubauen, um den Preisen im Supermarkt nicht zu begegnen. Außerdem, ist es ein schönes ruhiges Plätzchen was sich viele geschaffen haben und sich kein Haus leisten können. Warum ignoriert man das nur im Stadtrat.
Unbedingt!
…gefalle nicht, dass sie in so vielen Bereichen bevormundet werden.“ Da werden noch ganz andere „Bevormundungen“ kommen, Frau Wünscher, wenn das Höschen immer enger und kneifiger wird, z.B. aktuell Wasserrationierung im Großraum Barcelona. Und was sie und Co. als „vormundschaftlichen Staat“ bezeichnen ist lediglich die Empfindung und Ergebnis der vorherrschenden „Jeder hat grundsätzlich erst einmal Rechte-Politik“. Die daraus resultierende Verwöhntheit, endet dann logischerweise in einem Nichtfolgen bei persönlich unangenehmen Einschnitten. Der Artikel vermittelt jedoch, dass man hier mehrheitlich wohl so langsam den „Schuss“ gehört hat.
Die Stadtverwaltung sollte solche Vorlagen erst nach der nächsten Stadtratswahl einbringen. Mit der jetzigen linksgrünen Mehrheit aus Linken, Grünen, Mitbürger, SPD ist eine angemessene Stadtentwicklung nicht mehr möglich. Die Stadtratswahl wird eine erhebliche Veränderung mit sich bringen, dass dann eine familienfreundliche, auch für kleine Geldbeutel, Stadtentwicklung möglich ist und niemand mehr in den Saalkreis abwandern muss.
…da nicht so sicher mit „…wird eine erhebliche Veränderung…, dass dann eine familienfreundliche, auch für kleine Geldbeutel… möglich ist.“ BSW dürfte bis dahin strukturell noch nicht soweit sein, dass es zu einer notwendigen Stimmenmehrheit kommt. Ihre allgemein bekannten Kommentarinhalte lassen mich nicht glauben, dass Sie u.U. gar die neoliberalen Blau-Gelben oder noch schlimmer, die völkischen Verdummer, welche noch mehr Sozialleistungen kappen, Mindestlöhne und Subventionen abbauen wollen meinen. Obwohl, vor der ersten Wahl nach ’89 hieß es auch schon, „Nur die dümmsten Kälber, wählen ihre Schlächter selber!“
Hauptsache keine AfD. Sonst ist alles verloren
Familien mit „kleinem Geldbeutel“ wandern also in den Saalkreis ab, um dort ein Eigenheim zu bauen? Solche Luxusprobleme muss man erstmal haben. 🙄
Die schwarz/blau/braunen werden also eine familienfreundlicheren Bebauungsplan entwickeln und die Baulandpreise so gestalten, dass auch die Leute mit kleinem Geldbeutel sich ein Häuschen im Grünen leisten können.
Auf welchem Ast schlafen Sie denn?
Gerade die, welche überall kürzen wollen bei den Leuten mit kleinem Geldbeutel, die sollen es richten?
Im übrigen ist Grund und Boden nicht vermehrbar und daher die Bau von Einfamilienhäuser, egal ob in Halle, im Saalkreis oder sonst wo in Deutschland, nicht auf lange Sicht gedacht.
Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum und der lässt sich nur in Mehrfamilienhäuser errichten.
Das Geschrei nach Einfamilienhäuser kommt nur aus der Ecke, in der genug Geld vorhanden ist diese zu finanzieren.
Herr Rebensdorf ist so total gegen den Trend wie in den Nachrichten propagiert wird. Da wird immer erzählt: Rücktritt vom Hausbau, Rezession,Wirtschaftskrise usw.
Bleib in deinem Dorf, da kannste Torf stechen.
„Der neue Flächennutzungsplan bringe keinen großen Flächenfraß, sondern nur einen Bruchteil der vor 30 Jahren ausgewiesenen Gebiete.“
Man hat sich eben schon vor 30 Jahren geirrt.
Grüne Gartenanlagen gegen Eigenheimsiedlungen zu tauschen, verbietet sich in Zeiten des Klimawandels von selbst.
Braucht Halle weitere Gebiete für Einfamilienhäuser? Die Frage lässt sich sehr schnell mit einem klaren NEIN beantworten. Alleine schon deshalb, weil wir die Fläche nicht mehr haben und der gegenwertige Flächenverbrauch viele zu groß ist. Da überhaupt über so eine Möglichkeit zu diskutieren, ist ein Unding.
Sehr geehrter Herr Großer Vorsitzender, „Halle“ braucht überhaupt keine Häuser, noch nicht mal das in dem Sie wohnen. Aber einige alte und neue Bewohner (sic!) der Stadt sehen das mit Sicherheit für sich persönlich anders. Aber wenn der Große Vorsitzende das sagt…. Notfalls mit Gewalt.
„weil wir die Fläche nicht mehr haben“
Bürger für Halle,
wen meinen Sie eigentlich mit Ihrem überheblichen „wir“? Für wen genau sprechen Sie, wer hat Sie demokratisch legitimiert?
Ich finde, Herr Rebenstorf sollte langsam mal ausgetauscht werden. Der hat sich in der Vergangenheit schon häufiger mit reaktionären Vorschlägen zum Städtebau geäußert. Jemand, der nachhaltige Stadtentwicklung aktiv behindert und torpediert, ist für so eine Position nicht geeignet.
War nur schade, daß du dich nicht zur Dezernentenwahl aufgestellt hast…
Mein Eindruck ist, das in Sachsen Anhalt potentielle Bebauungsfläche mit Ackerflächen konkurrieren. Ackerflächen sind in aller Regel ökologisch tot, daher wäre eine Bebauung kaum ein Verlust, gerade wenn dann Platz für Home Office etc. wäre und Wege entfallen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl baufälliger, nicht zeitgemäßer und ungenutzte versiegelte Flächen, gerade im ländlichen Raum aber auch alte Industriestätten in Halle selbst. Würde man da mal sauber entsiegeln und freigegeben, könnte man auch da zukunftsfähig arbeiten. Wer Eigentumserwerb verhindert und erschwert, braucht sich über soziale Schwierigkeiten bis in die Mittelschicht nicht wundern.
👍
“Das ist kein Grund, in Panik zu verfallen.” Man müsse den schon bebauten Teil der Stadt “so qualifizieren, dass er für Familien attraktiv ist.” Das klingt vernünftig und überhaupt nicht satirisch, oder ist Vernunft inzwischen Satire.
Es ergibt keinen Sinn noch mehr Flächen zu versiegeln. Leerstand sanieren, Büroraum umnutzen, und in Halle wäre viel Platz für Familien. Wenn deren Kinder 14 Jahre alt sind möchten sie sowieso wieder in die Stadt oder deren Nähe.
Nein. Wir brauchen kein Suburbia in der Stadt. Macht Infrastruktur per capita nur unnötig teuer.
„Wir brauchen kein“
Radfahrer,
wen genau meinen Sie, wenn Sie von einem „Wir“ sprechen? Wer genau hat Sie legitimiert, für die Einwohner der Stadt Halle zu sprechen? Großsprecher ohne Legitimation sind per se undemokratisch.
Die Gesellschaft als Ganzes. Das kennst du in deiner neoliberalen Egoistenblase wahrscheinlich nicht. Die Welt besteht nämlich nicht nur aus Individuen. Jede individuelle Entscheidung hat Auswirkungen auf das Zusammenleben aller.
„Die Gesellschaft als Ganzes.“
Hier zeigt sich, dass Sie den Gesellschaftsbegriff nicht wirklich verstanden haben. Befassen Sie sich mal mit „Gesellschaftstheorie“, dann werden Sie schnell merken, dass es Gesellschaftsmodelle gibt, aber nicht die Gesellschaft an sich.
„Die Welt besteht nämlich nicht nur aus Individuen.“
Jeder Mensch ist ein Individuum. Diese Tatsache wird nur in Diktaturen negiert.
Klar ist jeder Mensch ein Individuum, aber reiße meine Aussage bitte nicht aus dem Kontext, denn da fehlt noch der zweite Satz.
Hast du schonmal von der Tragik der Allmende gehört? Es gibt die Gesellschaft an sich, und die besteht aus der Koexistenz aller Individuen, die die gleichen Ressourcen nutzen. Wenn es nur begrenzte Ressourcen gibt, dann führt ein Verhalten, bei dem jeder nur an sein eigenes Wohl denkt, letztendlich in den Ruin aller.
Wenn jeder Mensch in einem Eigenheim nach deutschen Maßstäben leben würde, gäbe es keinen Raum mehr für die Nahrungsmittelproduktion, und das würde die Lebensgrundlage aller Menschen – selbst derer in einem Eigenheim – zerstören. Deshalb ist es im Sinne aller Individuen, wenn der Zugang zu Ressourcen für alle zu einem gewissen Maß eingeschränkt wird. Und daher die Aussage „Wir brauchen kein …“.
Wird das Bauen nicht immer teurer ?
Manche müssen wirklich viel Geld haben und jammern immer rum, wie schlecht es ihnen geht.
Mit Spenden für arme Leute ,da haben sie auch nichts am Hut.
Robert,
es gibt in Halle keine armen Leute.
Wer legitimiert Sie für alle Hallenser zu sprechen? Sehr überheblich
„Vormundschaftlicher Staat“, „Den Menschen gefalle nicht, dass sie in so vielen Bereichen bevormundet werden.“ Wie bitte, Frau Wünscher??? Diese Bevormundungen kommen doch hauptsächlich von den Grünen!? Die drücken uns doch vor allem solche Vorschriften auf! Von wem kommt denn z. B. der Zwang, eine unsinnige Wärmepumpe einbauen zu müssen usw.? Wer ist denn die Kriegstreiberpartei? „Den Menschen“ gefällt das ganz und gar nicht, wir müssen aber hilflos zusehen, wie Milliarden in Waffen etc. gesteckt wird, obwohl wir uns im Falle eines Falles nicht mal selbst verteidigen könnten. Auch eine Art Bevormundung, denn „die Menschen“ haben kein Mitspracherecht! Soll ich weiter aufzählen, Frau Wünscher?
„denn „die Menschen“ haben kein Mitspracherecht!“
Sie haben bei den Wahlen die Möglichkeit mit zu bestimmen wer diesen Land und diese Stadt regiert.
Wenn nun die Parteien an die Macht kommen die ihnen nicht genehm sind, müssen sie zu Kenntnis nehmen, dass die Anderen mehr sind als jene die das Gleiche wie Sie gewählt haben.
Das ist gelebte Demokratie mit Mitsprache, in der man immer Kompromisse machen muss.
Manchmal passieren auch in Deutschland Wahlereignisse ,die sich keiner vorstellen kann.
Die Altparteien machen schon passend das Wahlergebnis, damit es am Ende passt.
Beruhige dich! Frau Wünscher ist CDU und Wärmepumpen sind sinnvoll. Putin ist der Kriegstreiber. Und mitsprechen kann jeder … wählen auch.