DRK verteidigt Heimpläne für Nietleben

In der vergangenen Woche war eine Bürgerversammlung zu einer geplanten Unterkunft für unbegeleitete Minderjährige Flüchtlinge in Halle-Nietleben eskaliert. Zahlreiche Anwohner machten deutlich, dass sie die sogenannte Clearingstelle in ihrer Nachbarschaft nicht wollen. Sorgen vor Übergriffen wurden geäußert, Stacheldrahtzäune gefordert. Insgesamt 16 Jugendliche sollen hier betreut werden, es wird also eine kleine Unterkunft am Schulhof, der ehemaligen Landesrettungsschule. Mehr zur Anwohnerversammlung finden Sie hier .
Die geäußerten Reaktionen erfüllen den DRK Landesverband Sachsen-Anhalt mit Sorge und – wegen der teils fehlenden Empathie und geäußerten Vorurteile – auch mit Entrüstung, teilt dieser mit. „Was in diesem Video zu sehen ist, bestürzt uns als Rotes Kreuz sehr“, sagt Roland Halang, Präsident des DRK Landesverbandes, und verweist auf den Beitrag des lokalen Fernsehsenders TV-Halle, der wütende Menschen zeigt. Diese lassen sich, bis auf wenige Ausnahmen, gegen die neue Einrichtung in Halle-Nietleben aus.
„Wir alle tragen die Verantwortung für junge Menschen, die in unserem Land Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen. Der DRK Kreisverband eröffnet diese Einrichtung, um die Kinder und Jugendlichen zu beherbergen, im Alltag zu unterstützen und zu begleiten, sie auch zu erziehen und damit zu integrieren. Dies erfolgt im Auftrag der Stadt Halle“, so der Präsident.
Mit dem DRK Kreisverband existiert in der Stadt Halle ein über Jahrzehnte erfahrener und verlässlicher Träger in der Kinder- und Jugendhilfe. Die neue Einrichtung soll den minderjährigen Flüchtlingen neben der vorübergehenden Bleibe eine Zukunftsperspektive und Vertrauen in unsere Zivilgesellschaft geben.
„Kritik und Aufregung sind bei Veränderungen stets nachvollziehbar“, sagt Halang. „Aber wir verurteilen Äußerungen, die aus Unkenntnis oder anderen Beweggründen diffamierend oder menschenherabwürdigend sind, wie sie auf der Infoveranstaltung zu hören waren. Seien Sie versichert, dass wir uns davon nicht beeindrucken lassen, sondern als Hilfsorganisation unserem Grundsatz treu bleiben, Menschen in Not zu helfen. Das gilt erst recht für Kinder und Jugendliche. Wir stehen einhundert Prozent hinter unserer Flüchtlingsarbeit.“
Dabei handle es sich um gesetzlich vorgeschriebene, notwendige und dem Menschheits-Grundsatz der humanitären Hilfe entsprechende Hilfeleistungen, erläutert Roland Halang und betont zugleich, dass der Verband damit eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe erfülle.
Der DRK Landesverband stellt als Eigentümer des Objektes dem DRK Kreis-verband ab Mai die Räumlichkeiten in Halle-Nietleben zur Miete zum Selbst-kostenpreis zur Verfügung. Bis vor rund einem Jahr waren hier noch die Landesschule des DRK und die Landesrettungsschule ansässig, in denen regelmäßig eine Vielzahl von Gästen weitergebildet wurden und viele von diesen im Wohnheim übernachteten..
Die Argumentation und Agitation gegen diese Einrichtung sind nach meiner Einschätzung nur ein Symptom, die Ursachen liegen viel, viel tiefer.
Seit der Agenda 2010 hat die Politik das Mantra der Haushaltskonsolidierung vor sich her getragen. Polizei wurde abgebaut, Schulen zusammengelegt, Jugendeinrichtungen geschlossen und die Arbeitsagentur in Halle hat sich mit einer Arbeitslosenquote jenseits der 10% in Halle scheinbar abgefunden. Hat auch gut funktioniert; Deutschland ist am besten durch die Finanz-und Euro-Krise gekommen.
Mit dem Zustrom der Flüchtlinge wurden diese Sparprinzipien von heute auf morgen außer Kraft gesetzt. Platten werden saniert, Personal zur Betreuung eingestellt, Arbeitsagentur und Stadt übertreffen sich in Integrationsprojekten, …., ob 5 oder 20 Mrd pro Jahr für Flüchtlinge spielt keine Rolle.
Diese Kehrtwende um 180 Grad hat kein Politiker der Bevölkerung erklärt, kann es wahrscheinlich auch nicht. Ergebnis ist eine AfD als zweitstärkste Kraft in S-A und zunehmend aggressive Bürger. Sie fühlen sich in den letzten 10 Jahren von der Politik betrogen.
Die Bürger als inhuman zu bezeichnen und in die rechte Ecke zu stellen ist der einfachste, aber auch der falsche Weg.