Einsturzgefahr an denkmalgeschütztem Fachwerkhaus – Brüderstraße 7 muss in den nächsten vier Wochen teilweise abgerissen und gesichert werden

Die historisch bedeutsame „Marktwirtschaft“ an der Ecke Brüderstraße/Kleine Steinstraße steht vor dem Abriss. Die Stadtverwaltung Halle hat heute eine bauordnungs- und denkmalrechtliche Verfügung erlassen, die den teilweisen Abbruch des Gebäudes anordnet, so ein Stadtsprecher. Die rechtliche Grundlage bildet ein frisch erstellter Prüfbericht, der eine erhebliche Gefährdung der Standsicherheit festgestellt hat. Laut dem Gutachten besteht akute Einsturzgefahr für einzelne Bauteile – eine konkrete Gefahr für öffentliche Sicherheit und Ordnung.
Teilabbruch und Sicherung innerhalb vier Wochen
Dem Eigentümer wurde auferlegt, binnen vier Wochen einen Teilabbruch bis zum Erdgeschoss durchzuführen – mit Ausnahme des Anbaus zur Brüderstraße 6. Parallel muss ein umfassendes Sicherungskonzept für die verbleibenden Gebäudeteile erstellt und umgesetzt werden. Bis Abschluss dieser Arbeiten sind entsprechende Sperrungen von Straßen- und Gehwegbereichen aufrechtzuerhalten, um Passanten zu schützen.
Diese Maßnahmen folgen unmittelbar auf Berichte über herabfallende Putzbrocken und bröckelnde Fachwerkbereiche – zuletzt öffentlichen Störungen auf dem Gehweg gegenüber aufgefallen. Schon seit Längerem steht das Fachwerkhaus leer, verhüllt und zunehmend verfallen.
Ein Juwel hallescher Baugeschichte
Das Gebäude stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und ist eines von nur sechs erhaltenen spätmittelalterlichen Fachwerkhäusern der Stadt. Zahlreiche Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert – darunter ein Eingang zur Gastwirtschaft – zeugen von wechselnden Nutzungen. Bekannt wurde das Haus als „Marktwirtschaft“, bis 2007 betrieben, zuvor firmierte es unter Namen wie „Schlüters Café“ oder „Halberstädter Bierstube“. Architektonisch markant: ein spitzgiebeliges Fachwerk, ein historisches Portalrelief mit dem Wappen des Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg (17. Jahrhundert) sowie ein gegliedertes Erdgeschoss in Werkstein.
Politisch und denkmalpflegerisch ist das Gebäude hoch umstritten. 2013 lehnte die Denkmalschutzbehörde einen Abrissantrag ab mit dem Hinweis, alle Sanierungsoptionen nicht ausgeschöpft und der Eigentümer das Gebäude bewusst verfallen ließ. 2015 bestätigte das Oberverwaltungsgericht Magdeburg, dass der Denkmalstatus trotz erheblicher Schäden nicht verloren gehe – das Haus bleibe „Kulturdenkmal“.
Verfall unweit vom Marktplatz – und Hoffnungen auf Rettung
Das Haus prägt seit Jahrhunderten das Bild der Brüderstraße. Die Straße selbst, Teil des historischen Altstadtviertels, gilt als stadtgeschichtlich bedeutsam. Doch zahlreiche benachbarte Gebäude stehen ebenfalls auf der Roten Liste gefährdeter Denkmale; die Brüderstraße hat kaum von der Altstadtsanierung profitiert. Immer wieder regt sich zivilgesellschaftlicher Widerstand: Vereine wie der Arbeitskreis Innenstadt e. V. bieten sich an, das Haus zu kaufen und zu sanieren.
Jetzt handelt die Stadt
Die Anordnung vom heutigen Tag zeigt den Ernst der Lage: Der unmittelbar bevorstehende Teilabbruch soll eine Gefährdung der Öffentlichkeit abwenden und zugleich Zeit gewinnen für eine dauerhafte Sicherung. Die Vorgabe, binnen vier Wochen zu handeln, sowie die Auflagen zur Straßensperrung, verdeutlichen die Dringlichkeit. Zugleich wird festgelegt, dass eine denkmalrechtliche Beurteilung künftig die Grundlage für weitere Schritte bleibt – sei es Sanierung, Integration oder vollständiger Erhalt.
Ob die Reste des Gebäudes nach dem Teilabbruch überhaupt sanierungsfähig bleibt, hängt entscheidend vom geplanten Sicherungskonzept ab – und von der Bereitschaft des Eigentümers, die hohen Kosten für Fachwerksanierung zu tragen oder Kooperationen mit Förderern und Vereinen einzugehen.
Ist doch wieder mal ein Beispiel für die Unfähigkeit oder vielleicht auch der .Gleichgültigkeit der Verwaltung.
Jetzt, nach dem Abriß, m an cht der Eigentümer richtig Geld mit dem Grundstück.
Jetzt ist noch kein Abriß.
Danach gibt es nur Gewinner.
Es liegt nicht an der Verwaltung de Stadt sondern an der Gier gepaart mit krimineller Energie der Eigentümer, die bewußt Gebäude verfallen lassen. Jetzt wird es kostenintensiv, mal sehen, ob wenigstens das Wirkung zeigt.
Gier? Mag sein. Vielleicht hat der jetztige Eigentümer das Haus für n´Appel und ein Ei gekauft und geglaubt, er kriegt es saniert.
Dummheit & Sturheit kommt sicherlich hinzu, weil man mit so einer Immobilie irgendwann eine Entscheidung treffen muss:
– Sanieren und selbstnutzen oder vermieten
– Verkaufen
– Abreissen und dann verkaufen
Das Dingen rumstehen lassen, nix machen, verfallen lassen und Jahr für Jahr die Grundsteuer berappen macht jedenfalls keinen Sinn.
Kriminelle Energie sehe ich eher nicht, es sei denn, es wäre ein dummer Krimineller.
Doch, „Das Dingen rumstehen lassen, nix machen, verfallen lassen“ war von Anfang an der Plan.
Aber, mal ganz unter uns (ich kenn ja die Story des Hauses), aber wir arbeiten ja weiter zusammen am Projekt 0,18, natürlich ist unsere Sprachregelung weiterhin irgendwas mit „der böse Staat gängelt uns, nur weil wir gegen Gesetze und Gerichtsurteile verstoßen“. Na?
Fällt es nur mir auf, in welchen Feldern die FDP eher (! 😏) keine kriminelle Energie sieht?
Den Artikel hast du natürlich nicht gelesen.
Na ja,die Zeit wo Innenstadtgrundstücke sehr hochpreisig waren, zumal in Nebenstraßen, sind vorbei. Der Peak ist lange überschritten, nach Covid und mit Internethandel nimmt der Wert rasend ab, v.a. in Klein- und Mittelstädten wie Halle. Die Leerstände in den Einkaufsstraßen sind stille Zeugen. Die Ladenmieten werden weiter sinken.
Konsquent wäre: Totalabriß und danach ebenerdig einen Stellplatz für Automobile anlegen. Parkflächen sind in der Innenstadt eh viel zu rar.
„Ein Juwel hallescher Baugeschichte“
Das ist diese Bruchbude nie gewesen.
Du hast weder die Autorität noch die Kompetenz, das zu entscheiden.
Du schon als ehemaliger Pumpenwärter
Außer 300 Jahre lang. Übrigens ein Wert, den Du noch nicht mal in Tagen erreichen würdest…
@PH:
Sie haben sich das Haus nie angesehen und erst recht nichts gelesen, was der Arbeitskreis Innenstadt e.V. dazu berichtet hat und wozu er sich erboten hat. Das Haus könnte längst gerettet und saniert sein. Da geht nun wieder eines der ganz alten Häuser unserer Stadt verloren. Sehr traurig.
@Klara Oha… Gerade zum AKI darf man an dieser Stelle gern anderer Meinung sein!
„Sie haben sich das Haus nie angesehen“
Klara,
im Gegensatz zu Ihnen bin ich in Halle geboren und kenne alle Stadtteile (außer Halle-Neustadt) wie meine „Westentasche“.
„Das Haus könnte längst gerettet und saniert sein.“
Dann machen Sie dem Eigentümer ein gutes Angebot und finanzieren Sie die Sanierung dieser Bruchbude.
Ein Angebot hat der AKI bereits gemacht; das hat der Eigentümer einfach ignoriert. Da muss man schon an Böswilligkeit unterstellen.
Was stand denn drin im Angebot?
Ernst gemeinte Frage!
(Denn Böswilligkeit „einfach so“ zu unterstellen ist ja auch nicht ohne…)
Das Haus verkörpert im allgemeinen den Zustand von Halle.
Und wieder verlässt uns ein Baudenkmal. Wie oft muss sich die Stadt noch f***en lassen, ehe sie begreift, welchen unwiederbringlichen Wert derartige Gebäude für uns haben. Es gibt so viel bürokratische Hürden und Auflagen, da muss sich doch mal eine finden lassen, um solche Spekulanten einzuhegen
Beschreib mal den Wert dieses Gebäudes genauer.
Lass nichts aus. Hol alles aus deinen Schläuchen. 🙂 🙂
Er wurde bereits im Artikel beschrieben.
Eigene Ausführungen sind aber auch immer schwer. 😉
„…Es gibt so viel bürokratische Hürden und Auflagen…“
Genau die sind oftmals das Problem! Kreativität ist da eher nicht gefragt.
Wenn man Verfügungen der Denkmalschutzbehörde einfach aussitzen kann, stimmt was nicht mit den Regeln oder mit der Durchsetzungsfähigkeit der Behörde.
Die dürfen wohl auch keine scharfen Schusswaffen tragen.
Vollste Zustimmung!
Wie meinen? Welche Verfügung?
Einfaches Mittel: Verfügen, dass an dieser Stelle jeglicher Neubau exakt nach dem historischen Vorbild zu entstehen hat. Wenn das nicht passiert, darf nicht gebaut werden, fertig. Ich würde mich als Stadt von solchen kriminellen Eigentümern nicht verarschen lassen.
von wem würdest du dich sonst verarschen lassen?
Abreisen
ich muss auch los.
Tschüss!
Gude Reiße!
so, ich habe dem oberbürgermeister, dem bürgermeister, dem herrn rebenstorf und den stadträten meine sicht der dinge mitgeteilt. wenn ihr hier vom forum auch das gleiche tun würdet, ich glaube das würde was bringen. hier zu posten bewegt leider nicht viel, auch wenn manche posts ziemlich gut sind.
Warum nicht in der Einwohnersprechstun…. ach ja….
Der Stadtrat hat Sommerpause. Bist du aus Halle?