Ersatz-Stolpersteine nach Diebstahl sind da – OB-Kandidaten übernehmen Patenschaft

Am 12. November wird der Ersatz für die fünf gestohlenen Stolpersteine für Anna Brilling, Max Brilling, Bruno Brilling, Regina Brilling, Lieselotte Brilling vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Landsberger Straße 65 verlegt. Das Paket mit den neuen Steinen und weiteren zu verlegenden Stolpersteinen ist da, freut sich der Verein Zeitschichte(n).
“Wir sind froh, dass die Anfertigung durch den Künstler Gunter Demnig und sein Team so schnell ermöglicht wurde”, so der Verein. Die Patenschaften für die Steine haben die Kandidaten zur Oberbürgermeisterwahl übernommen: Egbert Geier, Kerstin Godenrath und Dr. Alexander Vogt.
Biographien der Familie Brilling hier zum Nachlesen:
Anfangs war ich skeptisch zum Sinn der Stolpersteine und ob sie Menschen zum denken anregen. Mittlerweile finde ich diese eine der besten Möglichkeiten, im Alltag auf die deutsche Vergangenheit, genau an dem Ort, hinzuweisen und sich mit der Geschichte zu beschäftigen.
Ja, es fällt ja scheinbar den heutigen Vertreter:innen dieser… Deportationsideologie (Faschismus) auf. Wenn dazu noch Patenschaften mit regelmäßigem Reinigen dazu kämen, wäre es noch besser. Ich denke mal nicht, dass die OB-Kandidaten sich dafür Zeit nehmen werden.
…auch wenn es viele andere, sehr positive Seiten in der deutschen Vergangenheit gibt: Nie wieder Faschismus und Krieg in und von Deutschland ausgehend ist bis heute das wichtigste Gebot.
Es war immer auch eine Möglichkeit, der vom Faschismus Verfolgten und Ermordeten zu gedenken und sie im Alltag sichtbar zu machen.
Schade, dass es für die nichtjüdischen Opfer des Faschismus keine adäquate Form des Gedenken gibt (Roma, Sinti, Homosexuelle, Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialisten, Pazifisten, Anarchisten, Zeugen Jehovas, Christen der bekennenden Kirche). Hinzu kamen die Millionen Opfer des faschistischen Krieges und in den faschistisch besetzten Gebieten.
Man darf nie vergessen, dass die faschistische Rassenideologie des Herrenmenschen auch auf die Ausrottung weiterer, neben den Roma & Sinti vor allem auch slawischer Menschen, zielte.
Auch für diese Opfer können Stolpersteine gelegt werden. In Halle liegen bereits Stolpersteine für ermordete Sinti, Adventisten, Zeugen Jehovas und auch für einen wg. Homosexualität nach Buchenwald geschickten Mann.
Zumindest ein Anfang. Die politisch Verfolgten scheinen aber nicht unter den Gedachten zu sein.
Ich bin gezwungenermaßen in Würzburg gelandet. Sehr viele Stolpersteine, ein Denkmal für die Deportationen am Bahnhof und auch ansonst ein lebendiges Gedenken an den industrialisierten Massenmord der faschistischen Herrenmenschen.
Bei der Suche nach dem Gedenken an weitere Opfer bin ich lediglich bei Hinweisen auf der Homepage der dortigen Stolpersteininitiative gelandet.
Die (sowjetischen?) Zwangsarbeiter seien ungebildet gewesen, nicht des (lateinischen?) Schreibens mächtig gewesen, auch nicht aus unserer Mitte, somit für Stolpersteine nicht geeignet.(andere Formen des Gedenken werden nicht in Betracht gezogen).
(Sowjetische) Kriegsgefangene seien selbst schuld daran gewesen, dass man sie hat verhungern lassen. Auch hier Opferbeschimpfung per Excellance aus der Pose des überlegenen deutschen Herrenmenschen heraus.
Es ist mir wichtig, dass das Gedenken alle Opfer des Faschismus umfasst. Gleichermaßen, ohne Unterschiede und Hierarchien unter den Opfern. Bei der heutigen Gedenkkultur scheint mir manchmal, dass es gedenkenswertere Opfer und weniger gedenkenswerte Opfer gibt.
Es liegt z.B. auch ein Stolperstein für Emil Lange, der als Sozialdemokrat verfolgt wurde und die Lagerhaft nicht überlebte, siehe hier: https://www.zeit-geschichten.de/start-2/themen/nationalsozialismus-in-halle/stolpersteine-in-halle/verlegte-und-geplante-steine/kleinegosenstrasse6/
Es liegen auch mehrere Stolpersteine für Euthanasie-Opfer.
Bei den Zwangsarbeitern besteht die Schwierigkeit, dass die Steine vor den letzten selbst gewählten Wohnorten gelegt werden sollen und nicht an den Orten, wo Unrecht geschah. Deswegen liegen in der Regel keine Stolpersteine für Zwangsarbeiter. Eine Ausnahme habe ich mal in Sassnitz gesehen, wo Steine vor einer ehem. Wohnbarracke liegen, also am Ort der Verfolgung. Dort lag auch ein Stein für ein tschechisches Mädchen, das dort in einer deutschen Familie aufwuchs und dann nach dem Krieg zurückgebracht wurde. Es gibt ja aber auch andere Formen des Erinnerns, es muss nicht immer der Stolperstein sein.
Hoffentlich hat man sich auch Gedanken gemacht, das diese Mahnmale nicht wieder so schnell geklaut werden. Wo ist eigentlich Herr Wels als Pate? Oder Herr Lange von den Linken?
War das jetzt eine Drohung bzw. Ankündigung einer Straftat?
@100…, leider Realität in diesem Land. Alles was nicht Niet- und Nagelfest verbaut ist, wird geklaut. Ob Stromkabel, Rüttelplatten,, Stolpersteine…, alles was sich irgendwie zu Geld machen läßt.
Was macht man denn als Pate eines Stolpersteins?
Die Kosten tragen…
Man spendet 120 Euro, im Falle der Ersatzsteine 80 Euro. Manche Paten putzen „ihren“ Stein regelmäßig, nehmen an der Verlegung teil und treffen sich mit Nachfahren der Opfer wenn vorhanden. Aber das ist kein Muss.