Erstmals seit Jahren Debatte übers Sportprogramm
Es war eine kleine Premiere, die es am Mittwoch im halleschen Sportausschuss gab. Denn erstmals seit Jahren wurde über das Sportprogramm für Halle diskutiert. Einen Beschluss gab es jedoch nicht.
SPD-Stadtrat Eric Eigendorf hatte zu Beginn erklärt, noch keinen Beschluss fassen zu wollen. Hintergrund war eine Synopse der Stadtverwaltung zu Änderungsanträgen, die erst kurz vor der Sitzung kam. „Das ist sehr ärgerlich“, sagte er. Sportdezernentin Judith Marquardt meinte allerdings, etliche Änderungsanträge zum Konzept würden ja schon länger vorliegen, deshalb lohne es sich zu diskutieren.
Regina Schöps (MitBürger für Halle / Neues Forum) meinte, Behindertensport und Inklusion würden nicht ausreichend gewürdigt. Ein Manko in der Vermarktung hat Eric Eigendorf (SPD) ausgemacht. Und Olaf Thiel vom Stadtsportbund bedauerte, dass die wohnortnahen Sportstätten im Konzept nicht auftauchen. Dabei seien diese mit Blick auf den demografischen Wandel immer wichtiger. „Das ist strategisch falsch.“ Zudem kritisierte er, dass die Stadt offenbar nur noch Vereine fördern will, die städtische Anlagen nutzen. Das würde für etliche Vereine das Aus bedeuten.
Das Sportprogramm enthält die Strategischen Ziele der Stadt zur Zukunft des Sports. „Oberstes Ziel ist der Erhalt der vorhandenen Sportstätteninfrastruktur auf dem derzeitigen Niveau; hierzu sind die vorhandenen Ressourcen auf allen Ebenen zu bündeln“, heißt es gleich im ersten Punkt. Man werde nach Kräften weiterhin den Leistungs-, Breiten-, Freizeit-, Gesundheits- und Rehabilitationssport sowie den Behindertensport unterstützen und auch neue Sportangebote fördern. Im Bereich des Leistungssports werde man sich auf die vom LSB festgelegten Schwerpunktsportarten konzentrieren. Soweit wirtschaftlich sinnvoll, sei der Erhalt einer Sportstätte einem Neubau vorzuziehen. Bei Sanierungen und Modernisierungen sollen der Umweltschutz, die Senkung der Betriebskosten, die barrierefreie Nutzung sowie die multifunktionale Nutzung der Sportstätte an vorderster Stelle stehen. Für eine möglichst effektive Nutzung der vorhandenen Ressourcen solle bei der Nutzung der Sportstätte auf eine ausreichend hohe Nutzerzahl geachtet werden. „Ein Leerstand der Sportstätten im Sommerhalbjahr ist zu vermeiden.“
Die Auseinandersetzungen um das Sportprogramm laufen schon ewig, sie rühren noch aus der Zeit, als Bernd Wiegand Sportdezernent war. Damals brachte er das Konzept ein und erntete prompt Kritik vom Stadtsportbund. „Da der städtische Entwurf weder die Krisensituation des Vereinssports erkennt, noch Antworten auf die wirklichen Zukunftsfragen bietet, halten wir eine Detaildiskussion über den Entwurf nicht für zweckdienlich“, hatte der SSB damals beschieden. Die damalige Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados ließ Wiegands Konzept in der Schublade verschwinden. Als Wiegand dann OB wurde, tauchte das Sportprogramm um etwa 40 Seiten reduziert wieder auf.
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