Experte für personalisierte Krebsmedizin berufen: Prof. Michael Heuser ist neuer Professor für Hämatologie und Onkologie an der Universitätsmedizin Halle
Prof. Dr. Michael Heuser entwickelt neue Verfahren, um die individuellen Ausprägungen von Krebs präzise diagnostizieren und behandeln zu können. Seit 01. September 2024 ist er Professor für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Hämatologie und Onkologie an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Sein wissenschaftliches Hauptaugenmerk gilt den verschiedenen Formen von Leukämien, ihren Vorstufen und dem Nachweis sogenannter messbarer Resterkrankungen für optimale Therapien. Mit der Berufung übernimmt er die Leitung der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin IV an der Universitätsmedizin Halle.
„Ursprünglich wollte ich Chirurg werden, weil mich faszinierte, welche operativen Höchstleistungen möglich sind. Dann bin ich in die spannende Welt der Biochemie eingetaucht, habe mich zunehmend mit fehlregulierten Mechanismen bei der Tumorentstehung beschäftigt und wie man diese mit Medikamenten wieder in den Normalzustand zurückversetzen kann. Die Innere Medizin war dann genau das Richtige für mich“, resümiert Prof. Heuser.
Mit steigendem Durchschnittsalter der Bevölkerung nimmt das Krebsrisiko zu, so dass Tumorerkrankungen in der Hämatologie und Onkologie häufiger zu behandeln sind. Dabei kommen neben der Chemotherapie verschiedene moderne Verfahren zum Einsatz wie die Stammzelltransplantation und die Zelltherapie, bei der Immunzellen modifiziert und gezielt gegen den Krebs scharfgestellt werden. „Auch die RNA-Therapie oder die Behandlung mit sogenannten ‚kleinen Molekülen‘, die krankhafte Prozesse gezielt hemmen, gewinnen an Bedeutung. Unsere Spezialität ist es, personalisierte Lösungen für komplexe medizinische Probleme zu finden“, erklärt der 49-Jährige.
Zukunft in der Krebsmedizin: Präzise und individuelle Diagnostik und Therapie
In seiner Forschung widmet sich Prof. Heuser akuten und chronischen Formen der Leukämie. Insbesondere die akute myeloische Leukämie (AML) betrachtet der Mediziner als große Herausforderung. „Bei der AML ist das Immunsystem geschwächt und wird zudem umgangen. Die Ursachen dafür sind noch nicht gut verstanden. Wir untersuchen, wie das Immunsystem zum Selbstschutz wieder gestärkt werden kann.“
Ein weiteres Problem sind resistente Krebszellen, die sich der Tumortherapie entziehen. „Trotz vollständiger Remission besteht das Risiko, dass geringfügige Resterkrankungen, die mit den etablierten Methoden bisher nicht messbar waren, zurückbleiben und die Erkrankung erneut auftritt. Diese Krebszellen zu finden, gleicht der Suche einer Nadel im Heuhaufen. Doch mit empfindlichen Messmethoden lassen sich diese Zellen trotz ihrer geringen Zahl inzwischen gut nachweisen“, erklärt der Leukämieforscher. Unter seiner Leitung untersucht der Forschungsverbund „RESOLVE“ mit mehr als 60 beteiligten Einrichtungen in ganz Europa, ob sich diese präzise diagnostische Möglichkeit als Richtwert für personalisierte Therapieempfehlungen eignet. Denn so könnten etlichen Patient:innen intensive Therapien und längere Behandlungszeiten erspart bleiben. Für andere wäre hingegen ein früherer Therapiebeginn möglich. Die Europäische Union investiert acht Millionen Euro in das Vorhaben.
Auch in der Zelltherapie kommt das Präzisionsprinzip zum Einsatz. In einem weiteren Projekt erforscht Prof. Heuser, wie therapeutische RNA, maßgeschneidert für den jeweiligen Menschen und verpackt in Nanopartikel, direkt an den gewünschten Wirkort transportiert werden kann. „Die Präzisionsonkologie verspricht bessere Therapieerfolge und eine bessere Verträglichkeit. Das ist Medizin der neuesten Generation. Und das ist die Zukunft. Je vielseitiger und verbreiteter die Methoden werden, desto ökonomischer wird auch ihre Anwendung.“
Michael Heuser studierte Humanmedizin an der Freien Universität Berlin und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er wurde 2005 im Rahmen seiner Tätigkeit am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg promoviert. Von 2006 bis 2008 arbeitete er als Postdoktorand an der British Columbia Cancer Agency, Kanada. Zurück in Deutschland, habilitierte er sich 2011 in experimenteller Hämatologie und Onkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er erlangte 2012 seine Facharztanerkennung und absolvierte bis 2020 Weiterbildungen zur Genetischen Beratung, Labordiagnostik und Hämostaseologie. Ab 2015 war er Professor für molekulare Therapien in der Hämatologie in Hannover, davon die ersten fünf Jahre als Heisenberg-Professor gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der MLU, erklärt: „Die Onkologie ist ein Forschungsschwerpunkt der Universitätsmedizin Halle und wir haben bereits eine große Expertise am Standort gebündelt. Mit Prof. Dr. Michael Heuser gewinnen wir einen herausragenden Spezialisten, der unsere Studienaktivitäten insbesondere im Bereich der Leukämien weiter ausbauen wird. Gemeinsam mit unseren Partnern in Mitteldeutschland und darüber hinaus arbeitet er an der Entwicklung fortschrittlicher Methoden, um Krebserkrankungen individuell zu charakterisieren und personalisiert zu bekämpfen.“
Foto Universitätsmedizin
Zum Glück gibt es solch guten Leute!!
Kann man nur den Hut ziehen!
Wenn die ersten Erfolge in der wirksamen Bekämpfung der Krebsleiden vorliegt, könnte es ja auch hier mal Ergebnisse geben. Noch ist ein „ gekämpft, gehofft und doch verloren“ in jeder zweiten Todesanzeige, zu viel des Sterbens an Krebs.