Gedenktag für verstorbene Kinder: Kerzen bringen Licht und Wärme in Zeiten der Dunkelheit

Ben, Leonard, Klara, Beatrice… ihre und die Namen zahlreicher anderer verstorbener Kinder verlas Diakon Reinhard Feuersträter am Sonntagabend in der Kapelle des Elisabeth-Krankenhauses in Halle (Saale).
Anlass war der Welttag für verstorbene Kinder. Die Krankenhausseelsorge am Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara sowie der ambulante Kinderhospizdienst Halle, das IRIS Regenbogenzentrum und das Netzwerk Leben im Bistum Magdeburg hatten zu einer Gedenkstunde in die kleine Kapelle eingeladen. Auf dem Altar waren zehn rote Rosen und zehn Kerzen aufgebaut. Sie stehen symbolisch für die verschiedenen Situationen der Trauer, ob ein Kind bereits vor der Geburt gestorben ist, einem Unfall oder einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, an einer Krankheit starb oder freiwillig aus dem Leben schied.
„Wir Menschen brauchen einen Ort für unsere Trauer“, sagte Diakon Reinhard Feuersträter. Nötig sei eine Verbundenheit mit Menschen, die das Schicksal teilen. Es gehe darum „auszuhalten, was nur schwer auszuhalten ist“, so Feuersträter. An solchen Tagen spüre man, „wie nah uns unsere Kinder sind. Auch über den Tod hinaus“, so der Diakon. „Die Trauer und die Liebe für unsere Kinder verbunden uns.“ In seiner Predigt sagte er, manch einem möge der Weg zur Veranstaltung nicht leicht gefallen sein, vor allem wegen schwerer Gefühle, trauriger Momente und Erschreckendem, „aber auch kostbare Erinnerungen werden wach.“ Jetzt bestehe die Möglichkeit, „die Maske, die wir uns zum Teil selber aufsetzen um den Alltag zu verstehen, die wir zum Teil auch von anderen Mitmenschen aufgesetzt bekommen, abzunehmen. Heute nehmen wir uns Zeit, um in uns selbst hineinzuhorchen, in unsere Trauer, unsere Erschöpfung, unser Unverständnis, unsere unerfüllte Sehnsucht.“ Auch wenn der Tod schon länger her sei, „hier dürfen wir unseren Gefühlen freien Lauf lassen. Wir alle lieben unsere Kinder. Und kein Kind ist so unbedeutend, als dass es nicht Beachtung findet. Egal wie kurz sein Leben war, selbst wenn es noch nicht sichtbar war.“
Im Rahmen der Veranstaltung wurden die Trauernden aufgerufen, eine Kerze anzuzünden. Diese soll zeigen „dass unsere Kinder in unseren Herzen und viel mehr noch in unseren Gedanken immer da sein werden“, so Feuersträter. Vielleicht fühle sich der ein oder andere dadurch nicht mehr so einsam und verlassen, wenn eine Kerze brennt. Die brennenden Kerzen des Abends zeigen, „wir sind nicht allein mit unserer Trauer. Wir werden von anderen mitgetragen, die unser schweres Schicksal kennen, die es teilen.“ Das Licht der Kerzen symbolisiere Wärme in der Dunkelheit. „Wir trauern, verkriechen uns oft ins Dunkle. Und irgendwann können wir das Licht wieder sehen.“ Ganz langsam wachse das Licht in uns gegen unsere Dunkelheit. „Ja, es gibt immer wieder Rückschläge. Wir haben das Gefühl, wieder ganz am Anfang zu stehen. In uns steigt berechtigter Ärger auf – wenn man uns oberflächlich trösten will.“ Die Zeit heile Wunden, heiße es. „Nein, die Zeit heilt nicht die Wunden“, sagte Feuersträter. „Und doch, jenseits von Worten zeigt uns das Licht der kleinen Flamme einer Kerze, es wird wieder heller.“ Was uns auch weiter mit unseren Kindern verbinde, auch über den Tod hinaus, „darf uns erstrahlen, mit Licht und Wärme.“
Durch die Gedenkstunde sollen Betroffene zueinander Kontakt finden, sich dabei gegenseitig in der schwierigen Zeit Trost geben. Deshalb wurde nach der Trauerfeier auch zu einer kleinen Runde bei Kaffee und Tee eingeladen. Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember um 19 Uhr stellen seit vielen Jahren Angehörige, die um ein verstorbenes Kind trauern, rund um die ganze Welt brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten angezündet, so dass eine Lichtwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt. Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass diese Kinder, mag ihre Lebenszeit auch noch so kurz gewesen sein, nicht vergessen werden. Das Licht schlägt eine Brücke von einer Familie zur anderen, von einem Haus zum anderen, von einer Stadt zur anderen, übergreift Kontinente und verbindet so die Betroffenen untereinander.
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