Gewerkschaften GEW und ver.di haben Kitas und Horte in Halle (Saale) am Freitag bestreikt – nächster Streik am kommenden Donnerstag, dann mit Demo

Am Freitag haben die Gewerkschaften GEW und ver.di ihre Mitglieder in Halle (Saale) zu Warnstreiks im Erzieherdienst aufgerufen. Rund 50 Kitas und Horte des städtischen Eigenbetriebs waren betroffen, aber auch andere städtische Einrichtungen wurden bestreikt. Wegen der Ereignisse in München, dort war ein Auto in eine Demonstration gefahren, gibt es diesmal keine Demos, nur Kundgebungen im Volkspark und im Capitol.
Der Krankenstand in den Kitas sei der höchste im Öffentlichen Dienst, hieß es bei einer Rede im Volkspark.
„Von der Politik kommt rein gar nichts.“ Man sehe fast täglich, wie die Erzieher überlastet seien, Deshalb sei ein besserer Personalschlüssel nötig. Zudem wurde für kommenden Donnerstag der nächste Streik angekündigt, diesmal wieder mit Demonstration.
„Wir brauchen Dampf in den anstehenden Gesprächen“, sagt Carsten Sievers von der GEW zu den Streikenden, „Profis brauchen mehr. Mehr Gehalt, mehr Personal, mehr Anerkennung.“ Es habe schon zwei Verhandlungsrunden ohne Angebot der Arbeitgeber gegeben. Auch Sievers sprach das Thema Krankenstand an. Erzieher in Sachsen-Anhalt kommen auf 34 Krankentage im Jahr. Die Belastung steige immer mehr, doch von den Arbeitgebern höre man immer nur, man solle abwarten. „Ihr habt genug gewartet“, sagte Sievers unter dem Applaus der Streikenden. Doch nicht nur in den Kitas, auch beispielsweise bei Jugendämtern zeige sich die Überlastung. Es fehle erfahrenes Personal. Sozialarbeiter hätten zuviele Fälle und zu wenig Zeit. „Ob Kita oder Jugendamt, Ihr lauft am Limit. Viele von Euch gehen tagtäglich über ihre Belastungsgrenze hinaus, weil es um Kinder geht“, sagte Sievers. „Das wissen aber auch die Arbeitgeber. Die verlassen sich auf euch.“ 3000 Arbeitszeitverletzungen habe es im vergangenen Jahr gegeben.
FORDERUNGEN DER GEWERKSCHAFTEN FÜR DIE BESCHÄFTIGTEN VON BUND UND KOMMUNEN:
- Entgeltsteigerungen im Volumen von 8 Prozent – mindestens 350 Euro
- höhere Zuschläge für Überstunden und besondere Arbeitszeiten
- drei zusätzliche freie Tage pro Jahr
- ein „Meine-Zeit-Konto“, in dem die Beschäftigten Entgelterhöhungen und Zuschläge ansparen können, um sie zur Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit oder für zusätzliche freie Tage beziehungsweise längere Freistellungsphasen zu nutzen
- einen Gewerkschaftsbonus in Form eines weiteren freien Tages pro Jahr für Gewerkschaftsmitglieder
- eine Reaktivierung der Regelungen zur Altersteilzeit










Wer in einer wirtschaftlichen Rezession derart unverschämte Forderungen nach 8% mehr Lohn stellt und diese in Form von Streiks mit geradezu physischer Gewalt durchsetzen möchte, disqualifiziert sich nachhaltig als Verhandlungspartner.
Man kann den Arbeitgebern nur raten, den Arbeitgeberverband zu verlassen, damit verliert der Tarifvertrag sein Gültigkeit.
Arbeitsverträge können individuell ausgehandelt werden. Hierbei ist das Leistungsprinzip strikt zu beachten.
@Liberaler: Die Streiks verlaufen friedlich. Die Behauptung hier würde es zum Einsatz „geradezu physischer Gewalt“ kommen, hat mit der Realität nichts zu tun. Die Beschäftigen nehmen ihr grundrechtlich verbrieftes Recht auf Streik wahr.
Aus Austritt aus dem Arbeitgeberverband wäre ein ziemlicher Schuss ins eigene Knie. Denn dadurch würde der Tarifvertrag nicht automatisch seine Gültigkeit verlieren, sondern bis zum vereinbarten Zeitpunkt weiterlaufen – es sei denn er wird gekündigt. Doch selbst dann würden die im Tarifvertrag getroffenen Regelungen zunächst weiter bestehenbleiben bis dieser durch andere Abmachungen ersetzt werden würde.
Ein Austritt aus dem Tarifvertrag hätte des weiteren zur Folge, dass die Friedenspflicht nicht mehr gelten würde. Dadurch erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit von weiteren Streiks eher noch (denn es ist davon ausgehen, dass GEW und ver.di tendenziell zu den eher finanziell potenteren Gewerkschaften zählen, sodass sich die Ausstände durch Streikgeld gut abfedern ließen).
Die individuelle Aushandlung von Löhnen würde aller Wahrscheinlichkeit nach…
…zur Absenkung des Lohnniveaus beitragen.
…ungleiche Löhne für gleiche Arbeit (Leistung) nachsichziehen.
…die Attraktivität des Erzieher:innenberufs schwächen – ein fatales Signal in Zeiten fehlender Fachkräfte in KITAs
Ein gut funktionierendes KITA-Netz stärkt zudem die Verfügbarkeit und Belastbarkeit von Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere von Frauen, was somit indirekt wieder den Arbeitgebern zu Gute kommt.
Auch wenn du den Mist ständig wiederholst und dir als PH dann Beifall klatscht: es ist Blödsinn! Scheinbar bist du ein kleiner Verlierer, der eben ohne tarifliche Beschäftigung arbeiten muss. Das liegt aber allein an dir!
Liberaler und ich sind zwei unterschiedliche Personen. Uns verbindet allerdings der Gedanke des Liberalismus und des Leistungsprinzips. Und das ist auch gut so.
„Arbeitsverträge können individuell ausgehandelt werden“. Machen sie ja, nur alle eben zusammen. Volle Solidarität mit den Angestellten. Mit meinem Kind genieße ich heute die Sonne und wünsche den Arbeitern viel Erfolg bei der Durchsetzung ihrer Interessen gegenüber Kommune und rücksichtslosen Eltern.
Dafür dass die Liberalen immer so tun, als sei man seines eigenen Glückes Schmied, heulen sie ziemlich viel Rum, wenn es darum geht auf Kosten anderer zu leben. Komisch.
„„Arbeitsverträge können individuell ausgehandelt werden“. Machen sie ja, nur alle eben zusammen.“
Dann ist das kein individuelles Aushandeln, sondern ein Benachteiligen leistungsstarker Kita-Mitarbeiter.
Leistungsstarke Kita-Mitarbeiter können sich ja selbständig machen, als Tageseltern.
Bei Personalmangel im ö.D. ist ein Austritt aus dem Arbeitgeberverband besonders sinnvoll.
Mich würde interessieren, woran du das Leistungsprinzip in der Kinderbetreuung festmachst. Mehr Kinder pro Erzieher = mehr Lohn?
„Bei Personalmangel im ö.D. ist ein Austritt aus dem Arbeitgeberverband besonders sinnvoll.“
Das ist richtig, denn so besteht die Möglichkeit, leistungsstarke Mitarbeiter überdurchschnittlich zu vergüten, da Tarifverträge hohe Arbeitsleistungen nicht berücksichtigen.
Wenn Gewerkschaften für eine Gemeinschaft mehr Lohn fordert, ist es nicht ok.
Wenn individuell mehr Lohn gefordert wird, ist es ok.
Du Heuchler!
Ein Tarifvertrag verliert seine Gültigkeit übrigens nicht mit einem Austritt aus einem Arbeitgeberverband. Er gilt so lange fort bis eine neue Abmachung ihn ersetzt.
Ein Tarifvertrag wird abgeschlossen zwischen der Gewerkschaft und dem Arbeitgeberverband.
Er gilt daher – und das muss ich eigentlich nicht erläutern – NUR für die vertragsabschliessenden Parteien, also die Mitglieder der Gewerkschaft und die Mitglieder des Arbeitgeberverbandes. Nicht für Dritte.
Ist eine Firma NICHT Mitglied des Arbeitgeberverbandes, gilt der Tarifvertrag dort nicht.
Ist ein Arbeitnehmer NICHT Mitglied der Gewerkschaft, gilt auch für diesen der Tarifvertrag nicht, obwohl Firmen an Nicht-Gewerkschaftsmitglieder häufig ebenfalls Tariflöhne zahlen, um, na? Na? Sie nicht in die Gewerkschaft zu treiben.
Soviel zu den Grundlagen des Vertragswesens.
Das merkst es vielleicht nicht mehr. Du forderst reflexartig immer wenn Gewerkschaften das Thema sind, dass irgendwer aus dem Arbeitgeberverband austreten soll. Da bist du nicht allein, das ist offenbar eine Standardfloskel aus der Thatcher-Fibel. Und diese Floskel ist einfach falsch.
Dass ein Tarifvertrag für die nicht Gewerkschaftsmitglieder nicht gilt, ist zusätzlich falsch. Du solltest wirklich mal schauen, was in so einem Tarifvertrag so alles drin steht. Spoiler, Tariflöhne sind nur ein Teil davon.
Liberaler,
Ihrem Beitrag stimme ich zu 100% zu!
Vielen Dank für die wahren Worte!
Man liest immer wieder von horrenden Manager-Boni, die selbst in Krisenzeiten ausbezahlt werden. Ganz zu schweigen von Dividenden an Anlager, während man Hilfen vom Staat in Anspruch nimmt oder Kurzarbeit verordnet.
Man kann sich drüber streiten, ob man die Preisspirale immer weiter drehen muss, aber ich kann Forderungen nach mehr Einkommen grundsätzlich verstehen.
„einen Gewerkschaftsbonus in Form eines weiteren freien Tages pro Jahr für Gewerkschaftsmitglieder“
Warum sollten Gewerkschaftsmitglieder bessergestellt werden als normale Arbeitnehmer? Die Gewerkschafter versuchen mal wieder, auf Kosten der regulären Arbeitnehmer Privilegien zu erhalten. Hier zeigt sich, wie sehr Gewerkschaften aus der Zeit gefallen sind.
Eher das Gegenteil, wie man eindeutig an dir sehen kann. Gewerkschafter stehen nicht ständig beim Chef auf der Matte und wollen verhandeln, die werden im Gesamtkomplex verhandelt. Das ist für Chefs doch ein großer Vorteil, sich nicht mit jedem PH- oder Liberaler-Dödel herumärgern zu müssen…
Sie verbreiten leider Falschbehauptungen. Die Gewerkschaft versucht mit dieser Forderung, nicht-gewerkschaflich organisierte Beschäftige zur Mitgliedschaft zu bewegen. Schlicht, weil ein höherer Organisationsgrad, eine bessere Verhandlungsposition der Gewerkschaft im Sinne aller Beschäftigten bedeutet. Es geht hier also gerade nicht um Privilegien, sondern mittelbar, um eine Besserstellung aller Beschäftigten in der Branche.
Für einen freien Tag zusätzlich im Jahr in eine postkommunistische mafiöse Organisation eintreten?? Niemals ….. Widerliches Gewerkschaftspack.