Halle feiert seine Bibliothek: 120 Jahre Wissen, Wärme und Wandel – OB Vogt appelliert ans Land: Bibliotheken müssen Pflichtaufgaben werden

Sonnenschein, Bücher, Musik und eine große Portion Gemeinschaft: Am Samstag feierte die Stadt Halle (Saale) auf dem Hallmarkt ein ganz besonderes Jubiläum – 120 Jahre Stadtbibliothek. Was 1905 mit einer kleinen städtischen Leseeinrichtung begann, ist heute eine moderne Bildungs- und Begegnungsstätte für Menschen aller Altersgruppen. Und das wurde mit einem bunten Fest gebührend gefeiert.
Ein Fest für die ganze Stadt
Bereits am Vormittag füllte sich der Hallmarkt mit großen und kleinen Besucherinnen und Besuchern. Mit einer Hüpfburg, Riesenschach, kreativen Mitmachangeboten wie einer Bücherdruckwerkstatt, einem Upcycling-Workshop und einer VR-Station war für jeden Geschmack etwas dabei. Auch ein Puzzle- und Spieletausch sowie ein großer Bücherbasar zogen zahlreiche Interessierte an. Hier konnten nicht nur Bücher gegen eine Spende erworben, sondern auch alte Schätze neu entdeckt werden. Die Einnahmen aus dem Basar kommen wie gewohnt Projekten der Stadtbibliothek zugute – organisiert vom engagierten Freundeskreis der Stadtbibliothek.
Ein besonderes Highlight für Familien war der Märchenteppich, der im idyllischen Lesehof gleich zweimal das Stück „Die Tränen der Meerjungfrau“ aufführte. Hier wurde vorgelesen, gespielt, gelacht – ganz im Sinne einer Bibliothek, die weit mehr ist als nur ein Ort zum Lesen. Auch musikalisch hatte das Fest einiges zu bieten: Auf der Bühne sorgten Toni Geiling, Salon Pernod und Micha Kost für ein stimmungsvolles Rahmenprogramm.
50 Jahre Fahrbibliothek – Bildung auf Rädern
Neben dem Hauptjubiläum wurde ein zweites, nicht minder wichtiges Ereignis gefeiert: 50 Jahre Fahrbibliothek Halle. Seit 1975 bringt der sogenannte „Bücherbus“ Literatur, Hörspiele, Filme und inzwischen auch Spiele in jene Stadtteile, in denen keine feste Bibliotheksfiliale existiert. Besucherinnen und Besucher konnten den Bus an diesem Tag nicht nur besichtigen, sondern auch selbst am Steuer Platz nehmen – ein Fotomotiv, das vor allem bei Kindern sehr beliebt war.
Eine Institution im Wandel – und unter Druck
Dass die Stadtbibliothek Halle mehr ist als nur eine Ausleihstation für Bücher, betonte Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt in seiner Rede zum Jubiläum. Als Kind selbst regelmäßiger Besucher der damaligen Zweigstelle am Tulpenbrunnen, unterstrich Vogt die gesellschaftliche Bedeutung der Bibliothek: „Unsere Gesellschaft driftet immer mehr auseinander. Die Stadtbibliothek ist ein Ort, an dem Menschen unabhängig von Herkunft und Einkommen Zugang zu Wissen, Wärme und Gemeinschaft finden. Sie ist ein Anker in unserer Stadt.“
Angesichts von hoher Kinderarmut, niedriger Kaufkraft und einer starken sozialen Segregation – Halle gilt nach Rostock als die zweitstärkste räumlich getrennte Großstadt in Deutschland – sieht Vogt in der Bibliothek einen zentralen Baustein gegen den gesellschaftlichen Zerfall: „Gerade in weniger privilegierten Stadtteilen ist die Bibliothek oft – neben der Schule – der einzige kostenfreie Bildungsort für Kinder und Jugendliche.“
Doch trotz ihrer Wichtigkeit steht die Institution unter erheblichem Druck. Mit über 120.000 Besucherinnen und Besuchern und mehr als 240.000 entliehenen Medien allein in diesem Jahr ist die Bibliothek stark frequentiert – doch sie zählt zu den sogenannten „freiwilligen Leistungen“ der Stadt. Das bedeutet: In Zeiten angespannter Haushalte kann ihre Finanzierung nicht garantiert werden.
Vogt appellierte daher mit Nachdruck an das Landesverwaltungsamt, das für die Haushaltsgenehmigung zuständig ist: Wenn man Bibliotheken verliere, verliere man mehr als nur Bücher – sondern Orte des Dialogs, der Bildung, der Integration. „Sie sind für den sozialen Zusammenhalt genauso unverzichtbar wie Schulen und Kitas.“
Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass sich Stadtverwaltung und Stadtrat gemeinsam gegenüber dem Land für den Erhalt dieser wichtigen Einrichtung einsetzen werden: Bibliotheken müssen als Pflichtaufgabe verstanden werden – als Schutzraum gegen das Auseinanderdriften unserer Gesellschaft und gegen Extremismus. „Denn das sorgt ja auch für ein bestimmte Wahlverhalten.“
Bibliothek der Zukunft
Auch inhaltlich entwickelt sich die Stadtbibliothek stetig weiter. Neben Büchern und Zeitschriften bietet sie heute Gesellschaftsspiele, CDs, DVDs, digitale Medien wie E-Papers und Podcasts sowie kostenfreien Internetzugang. Sie ist ein Ort, an dem Schülerinnen und Schüler lernen, Rentnerinnen Zeitungen lesen, Kinder ihre ersten Geschichten entdecken – und wo sich im Winter Menschen aufwärmen können.










Im Angebot sind CDs, DVDs 😂 dieses Konstrukt „Fahrbibo“ ist ein Anachronismus schlechthin. Wer an so einem kostspieligen Gerät festhält, lebt in einer anderen Welt. Niemand braucht so etwas, sondern nur Kommunalpolitiker, die sich selbst beweihräuchern, brauchen diesen Anachronismus, die sich als Wohltäter aufspielen möchten. Für die heutige Mediennutzung völlig aus der Zeit gefallen.
Du hast nur Tonband und VHS?
Waren Sie jemals in einer Bibliothek? Ich denke nicht. Bei Fahrbibliotheken geht es auch um Teilhabe der Menschen an der Kultur und Bildung. Das der OB keine Ahnung hat, was Bibliotheken bieten ist nicht so überraschend. Gehen sie doch hin und machen sich selbst ein Bild. Soll ja helfen.