Hans-Dietrich Genscher ist tot, Kondolenzbuch im Geburtshaus

Der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher ist tot. Er starb im Alter von 89 Jahren an Herz-Kreislaufversagen
Geboren wurde er in einem Gutshaus in der Paul-Singer-Straße in heutigen halleschen Ortsteil Reideburg am 21. März 1927. Sechs Jahre lebte Genscher anschließend mit seiner Familie hier. Auch eingeschult wurde er hier. Doch nur eine Woche war er dort Schüler. Dann wechselte er in eine Schule nach Halle, das heutige Herder-Gymnasium.
Genschers Büro erklärt: „Hans-Dietrich Genscher ist Donnerstagnacht, 31.03.2016, im Alter von 89 Jahren im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Wachtberg-Pech an Herz-Kreislaufversagen verstorben.“ Seit Wochen war er schon bettlägrig.
Zum Tod des früheren deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher erklärt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff: „Hans-Dietrich Genscher war eine der prägenden Persönlichkeiten deutscher Politik. Insbesondere als Außenminister hat er sich bleibende Verdienste erworben. Unvergessen sind seine Worte vom Balkon der Prager Botschaft vom Herbst 1989. Genscher war nicht nur ein Sachwalter der deutschen Einheit, er hat diese auch vorgelebt. Als Politiker hat er sich lange vor, aber auch nach der deutschen Wiedervereinigung immer wieder für die Menschen im Osten eingesetzt. Genscher war nicht nur gebürtiger Hallenser, er hat diese Stadt geliebt. Für sein Engagement für Halle und Sachsen-Anhalt insgesamt sind wir ihm sehr dankbar. Die Wiedererrichtung der Franckeschen Stiftungen zu Halle und der Erhalt des Goethe-Theaters Bad Lauchstädt werden immer mit seinem Namen verbunden sein.“
Der FDP-Landesvorsitzende Frank Sitta erklärt zum Tode Genschers: „Heute ist ein trauriger Tag für die Freien Demokraten. Bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ist einer unserer großen Staatsmänner von uns gegangen. Unsere Gedanken sind heute bei seiner Familie und seinen Freunden. Wir sind unfassbar traurig. Hans-Dietrich Genscher war ein standhafter Liberaler und hat als Außenminister Geschichte geschrieben. Er war nichts weniger als einer der maßgeblichen Architekten der Deutschen Einheit. Seine Rede auf dem Balkon der Prager Botschaft hat ihm auf ewig einen Platz in den Herzen der Deutschen gesichert. Auch als Innenminister hat Genscher Verdienste erworben, die unvergessen bleiben. Seine Standhaftigkeit im Kampf gegen den internationalen Terrorismus ist heute aktueller denn je. Wir verneigen uns vor der Lebensleistung Hans-Dietrich Genschers. Der Geist seiner Politik eines vereinten Deutschlands in einem friedlichen Europa wird auch in Zukunft Richtschnur unseres politischen Handelns bleiben.“
„Die Hallenserinnen und Hallenser sind in tiefer Trauer um Hans-Dietrich Genscher, den großen Sohn unserer Stadt. Als der am längsten amtierende Außenminister der Bundesrepublik Deutschland hat er sich um das Gelingen der deutschen Wiedervereinigung und um die Schaffung einer Friedensordnung in Europa außerordentliche Verdienste erworben“, sagt Oberbürgermeister Bernd Wiegand. „Hans-Dietrich Genscher hat auf seinen vielen Auslandsreisen immer wieder die innovative Kraft von Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft seiner Geburtsstadt betont. Das hat uns international bekannt gemacht und insbesondere in den vergangenen 25 Jahren sehr geholfen. Er war der beste Botschafter unserer Stadt. Wir werden unseren Ehrenbürger Hans-Dietrich Genscher (seit 8.6.1991) für immer in dankbarer Erinnerung behalten und denken in diesen Stunden an seine Familie. Halle (Saale) trauert.“
Der Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Udo Sträter, sagte: „Hans-Dietrich Genscher war ein unermüdlicher Fürsprecher Halles, er setzte sich auch für die kulturellen und wissenschaftlichen Belange seiner Heimatstadt ein. Genscher war unserer Universität seit seinem Studium der Rechtswissenschaft verbunden. Auch dank seines großen Engagements wurden die Franckeschen Stiftungen, die die Universität als Campus nutzt, saniert und mit neuem Leben gefüllt. Wir gedenken seiner mit Respekt und Dankbarkeit.“
Bürgerinnen und Bürger, die sich im stillen Gruß von Hans-Dietrich Genscher verabschieden wollen, können sich ab morgen, 2. April 2016, 10 Uhr in Genschers Geburtshaus in Halle Reideburg in ein Kondolenzbuch eintragen. Ab Montag 10 Uhr liegt das Kondolenzbuch im Stadthaus bereit.
Genschers Festrede zum 100. Geburtstag des Herder-Gymnasiums:
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