Heute vor 35 Jahren wurde Magdeburg Landeshauptstadt – OB Vogt: eine der nachteiligsten Entscheidungen für die Stadt – Magdeburg nur Provinzhauptstadt, Halle Teil europäischer Metropolregion
Vor 35 Jahren fiel in Dessau eine Entscheidung, die bis heute nachwirkt: Am 28. Oktober 1990 bestimmten die Abgeordneten des neu gewählten Landtages von Sachsen-Anhalt Magdeburg zur Landeshauptstadt. Für viele Hallenser war das ein historischer Einschnitt – und für Halles Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt auch rückblickend eine Fehlentscheidung.
„Eine der nachteiligsten Entscheidungen für die Geschichte der Saalestadt“, nennt Vogt das damalige Votum in einem Videostatement. Halle sei damals die bevölkerungsreichste und ökonomisch bedeutendere Stadt gewesen. Tatsächlich zählte Halle 1990 noch deutlich mehr Einwohner als Magdeburg. Seitdem hat Halle rund 100.000 Einwohner verloren, während Magdeburg nur etwa 50.000 Einwohner einbüßte. Diese Entwicklung, so Vogt, sei auch eine Folge der damaligen Hauptstadtentscheidung.
Trotz der Kritik betont der Hallenser Oberbürgermeister das gute Verhältnis zwischen beiden Städten. Mit Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris habe er „einen sehr guten Draht“. Für die Zukunft sei er überzeugt, „dass beide Städte gut zusammenarbeiten werden“. Halle verstehe sich heute als Teil einer erfolgreichen europäischen Metropolregion, während Magdeburg aus seiner Sicht „nur eine Provinzhauptstadt“ sei.
Der Streit um die Hauptstadtfrage
Im Sommer 1990, auf dem Weg zur deutschen Einheit, rückte die Frage nach der zukünftigen Landeshauptstadt des wieder zu gründenden Landes Sachsen-Anhalt immer stärker in den Mittelpunkt. Am 21. Juli 1990 lud der damalige Minister für regionale und kommunale Angelegenheiten, Dr. Manfred Preiß, Vertreter aller beteiligten Städte zu einer Beratung nach Zerbst ein. Ziel war es, sich zumindest auf ein gemeinsames Verfahren zur Entscheidungsfindung zu verständigen.
In Zerbst wurde schließlich festgelegt, dass zwischen dem 15. und 30. August 1990 eine geheime Abstimmung der Abgeordneten in den Kreistagen und Stadtverordnetenversammlungen stattfinden sollte. Stimmberechtigt waren 2.489 Abgeordnete aus 37 Kreistagen sowie den Stadtverordnetenversammlungen von Halle, Magdeburg und Dessau.
Von 2.180 gültigen Stimmen entfielen 882 auf Halle und 1.298 auf Magdeburg. Das Ergebnis sollte den neu zu wählenden Landtagsabgeordneten als Empfehlung dienen – die endgültige Entscheidung fiel jedoch erst am 28. Oktober 1990 in der konstituierenden Sitzung des Landtages in Dessau.
Historische Argumente für beide Seiten
Die Debatte um die Hauptstadtfrage war emotional aufgeladen. Magdeburg verwies auf seine lange Tradition als Hauptstadt der preußischen Provinz Sachsen und auf seine rund 1000-jährige Geschichte als Residenzstadt, insbesondere unter Kaiser Otto dem Großen.
Halle wiederum berief sich auf seine Rolle als Landeshauptstadt zwischen 1947 und 1952. Nach Ansicht des Hallenser Stadtarchivs habe die Stadt diesen Status „eigentlich nie verloren“, da Sachsen-Anhalt formell nie aufgelöst worden sei – auch wenn Land und Stadt ihre Funktion 1952 faktisch einbüßten.
Halle setzte zudem auf seine Bedeutung als wirtschaftliches und wissenschaftliches Zentrum des Landes. Allerdings galt die Stadt in der DDR-Zeit als „SED-Hochburg“, was ihr im politischen Klima von 1990 möglicherweise zum Nachteil gereichte.
Befürworter Magdeburgs argumentierten dagegen mit der zentraleren Lage der Elbestadt im wiederherzustellenden Sachsen-Anhalt. Diese ermögliche es, die Interessen von Industrie- wie Agrarregionen gleichermaßen zu berücksichtigen. Eine Meinungsumfrage der Technischen Universität Magdeburg zeigte damals: 50 Prozent der Befragten sprachen sich für Magdeburg aus, 39 Prozent für Halle, 11 Prozent für Dessau.
Entscheidung in Dessau – und eine Rivalität bis heute
Am 28. Oktober 1990 wählten die Landtagsabgeordneten im zweiten Wahlgang mit 57 von 106 Stimmen Magdeburg zur Landeshauptstadt. Dessau, das zunächst ebenfalls kandidiert hatte, schied im ersten Wahlgang aus.
Bemerkenswert: Vor der geheimen Abstimmung fand keine parlamentarische Debatte über das Für und Wider statt – ein in der deutschen Parlamentsgeschichte seltener Vorgang. Bis heute bleibt diese Abstimmung die einzige Sachentscheidung des Landtages von Sachsen-Anhalt, die in geheimer Form getroffen wurde.
Auch 35 Jahre später ist die Rivalität zwischen Halle und Magdeburg spürbar – wenn auch in neuer Form. Beide Städte suchen heute verstärkt Kooperationen in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Der Blick richtet sich nach vorn: in ein gemeinsames Sachsen-Anhalt, dessen Geschichte eng mit der Hauptstadtfrage von 1990 verknüpft bleibt.













Magdeburg nur Provinzhauptstadt, Halle Teil europäischer Metropolregion. Große Worte 😅
Im Suff ausgedacht, nüchtern zu Papier gebracht?
„Provinzhauptstadt“
Er kann ja wirklich gut hochstapeln.
Magdeburg ist wirtschaftlich stärker als Halle (Saale). Die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts verfügt über größere Industrieansiedlungen, mehr Arbeitsplätze im Dienstleistungs- und Verwaltungssektor sowie höhere Investitionen in Infrastruktur. Halle hat zwar wichtige Universitäten und Chemieindustrie, erreicht aber nicht das wirtschaftliche Volumen von Magdeburg. Der 1. FC Magdeburg spielt in der 2. Bundesliga. Der in HFC der Regionalliga Nordost, der 4. Liga.
Soviel zum Thema „Provinz“.
Die Entscheidung ist längst gefallen, der Blick zurück ist legitim, ândert aber nichts, auch nicht am unfairen Ausbluten Halles durch Entscheidungen der Landesregierung. Die für Investoren und echte Fachkräfte abschreckende Kriminalität, Verwahrlosung und Wohnungsnot in Halle ist Folge der Politik von Wiegand und Nachfolgern, also hausgemacht.
Machen wir zur Feier gleich mal noch 3 neue Dönerladen in der Innenstadt auf. Wer braucht Magdeburg, HippeDiHopp!
Was soll das, dieses Fass wieder aufzumachen.
Ich weiß nicht, ob ich es hier gelesen hatte. Es war am Ende so, dass die Befürworter für Dessau sich auf die Seite MD gestellt haben, weil man sich als Stadt über lange Zeit von der hallesche SED Bezirksleitung gegängelt fühlte.
Und das saß so tief, dass man dies nicht noch einmal wollte.
MD spielte als anderer Bezirk keine Rolle für Dessau.
Und es gab hinter vorgehaltener Hand noch einen Grund. Niedersachen als korrespondierendes BL, von dem viel Personal kam.
Der Weg von MD nach Hannover war ja deutlich schneller ohne A14, als von Halle. Fliegen war auch noch keine Option.
Die A14 war erst 10 Jahre später fertig.
Aber was diese Diskussion bringen soll erschließt sich nicht!