Heute vor 7 Jahren hat Halle den Hochwasser-Katastrophenalarm ausgerufen
Heute vor sieben Jahren nahm das Saale-Hochwasser in Halle eine dramatische Wendung, die Stadt löste Katastrophenalarm aus. Die kommenden Tage sollte es noch schlimmer werden. Doch schon Tage zuvor stiegen die Pegel der Saale. Erste Bereiche der Peißnitz waren seit 1. Juni überschwemmt, das Wasser stand an den Treppen vom Planetarium, trockenenen Fußes konnte man die Insel nicht mehr erreichen.
Am 3. Juni 2013 wurde die 7-Meter-Marke am Pegel in Trotha überschritten. Um 16 Uhr des gleichen Tages rief Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand den Katastrophenalarm aus. Die Sandsack-Füllstationen nahmen ihre Arbeit auf, das Bauunternehmen Papenburg lieferte den Sand. 300 Kräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen waren im Einsatz. Vorsorglich ließ Wiegand am Gimritzer Damm einen 800 Meter langen Doppelkammerschlauch als Deicherhöhung aufbauen.
Doch was kommen sollte, konnte da noch niemand ahnen. So richtig Ernst wurde es am Abend des 3. Juni. Gegen 19.30 Uhr erschallten Polizeidurchsagen auf dem Gimritzer Damm: “Bitte verlassen Sie den Bereich in westliche Richtung.” Wegen aufgetretener Risse im Deich wurde das Areal gesperrt, zwischen Blücherstraße und Weinbergweg sickerte das Wasser bereits durch, wurde nur noch durch Sandsäcke aufgehalten. Die Straße am Gimritzer Damm wurde für Autos und auch Straßenbahnen gesperrt. Im Laufe des Abends steht das Wasser dann auch in der Mansfelder Straße im Bereich der Klausbrücke mit der Folge, dass noch am Abend des 3. Juni der komplette Straßenbahnverkehr zwischen Altstadt und Neustadt eingestellt wird. Die HAVAG richtet einen Busnotverkehr über die Hochstraße ein. Für die Helfer wird es eine schwierige Nacht. Sie endet mit dem ersten großen Schaden, heute rechnet die Stadt allein hier mit 20 Millionen Euro: Am Mitteldeutschen Multimediazentrum bricht eine Spundwand, das Gebäude wird geflutet. In der Klaustorvorstadt wird der Strom abgestellt. Die Bundeswehr rückt mit 500 Helfern an.
Am 4. Juni schließlich sagt Halle die Händelfestspiele ab. Der Designcampus der Kunsthochschule und die Kita St. Georgen werden überflutet. Die Martin-Luther-Universität stellt ihren Lehrbetrieb ein. Studenten werden gebeten, sich an den Deichsicherungsmaßnahmen zu beteiligen. Gekämpft wird auch um die Eissporthalle. 300 freiwillige Helfer, darunter auch die Saale Bulls-Spieler Mathias Schubert sowie Enrico Ehrhardt, versuchen das Gebäude vor den Fluten zu retten. In Eigenregie werden 8.000 Sandsäcke befüllt und verbaut. Ohne Erfolg, die Halle wird überschwemmt. Seit dem ist sie nicht mehr nutzbar. Sie wurde inzwischen abgerissen. Die Saale Bulls spielen im neuen Eisdom an der Selkestraße. Dieser wird die nächsten Jahre nicht ausgebaut.
Und die Saale steigt weiter. So wird am 5. Juni den Einwohnern von Halle-Neustadt und der Klausvorstadt dringend empfohlen, ihre Wohnungen zu verlassen. Evakuierungsbusse werden bereitgestellt. Die Saale überschreitet den 8-Meter-Pegel, erreicht mit 8.10m (später berichtigt auf 8,16m) seinen Höchststand. Die Stadt chlort das Trinkwasser. Die Hochstraße wird halbseitig gesperrt.
Fortan sinkt der Pegel langsam, die Schäden werden immer mehr sichtbar. Am 7. Juni kann der Glauchaer Platz wieder für Autos freigegeben werden. Am gleichen Tag überreicht die Ölraffinerie aus Leuna einen Spendenscheck über 500.000 Euro für die Flutopfer, das Land kündigt Steuererleichterungen an. Der Katastrophenalarm kann am 8. Juni aufgehoben werden, der Pegel sinkt auf 6.90m. Am 9. Juni kommt Bundespräsident Joachim Gauck zu einem Gedenkgottesdienst nach Halle. Am gleichen Tag sorgt ein angebliches Schreiben der Antifa für Aufregung, in dem zur Zerstörung von Deichen aufgerufen wird. Wie sich später herausstellt, hatten Rechtsextreme das Schreiben verfasst. Sie feiern ihren Coup auf entsprechenden Internetseiten. Erst am 10. Juni kann der Straßenbahnverkehr nach Halle-Neustadt wieder aufgenommen werden. Die Strecke in die Heide über den Gimritzer Damm folgt einen Tag später. Auch der Strom wird langsam wieder zugeschaltet. Der Bauunternehmer Papenburg spendet eine halbe Million Euro. Zudem nehmen Oper und Theater ihren Spielbetrieb wieder auf. Am 11. Juni kommt der damalige Wirtschaftsminister Philip Rösler (FDP) nach Halle. Er besucht unter anderem die Eissporthalle, das MMZ und das Ausflugslokal “Krug zum grünen Kranze”.
Viele Fluthilfe-Projekte sind schon umgesetzt oder laufen gerade, so zum Beispiel die Errichtung des Planetariums am Holzplatz. Nur das wohl wichtigste Projekt ist weiterhin nicht realisiert. Die Arbeiten am Gimritzer Damm ruhen. Anwohnerklagen von Gut Gimritz hatten das Projekt verzögert. Doch zumindest die Bäume sind schon gefällt worden, und noch in diesem Jahr wird der Spatenstich erwartet. Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand hat aber mehrfach erklärt, dass er bei einem neuen drohenden Hochwasser den Deich mit einer Notverfügung errichten lässt. Vier Tage etwa würden diese Arbeiten dauern.
„Doch was kommen sollte, konnte da noch niemand ahnen.“
Man könnte anhand der Pegel von Elster und Saale zu der begründeten Vermutung kommen, dass sich die Hochwasserscheitel beider Flüsse treffen und ab dem Zusammenfluss Rekorde gebrochen würden.
Es wurde aber von der selben Behörde nicht gewarnt, die auch nach sieben Jahren keine Deicherneuerung zustandebekommen hat.
Woher ziehst Du denn diese Erkenntnis. Aus dem Artikel jedenfalls nicht. Da steht drin „Vorsorglich ließ Wiegand am Gimritzer Damm einen 800 Meter langen Doppelkammerschlauch als Deicherhöhung aufbauen.“ – hat er das aus einer Laune heraus gemacht? Eine „Warnung“ – also Kommunikation über die Sachlage – gab es also. Gegen das ankommende Wasser konnte man in Halle nichts mehr tun, alle Massnahmen konnten nur defensiv laufen. Die Stadt, die Bürger, die Unternehmen, die Bundeswehr und auch die Landesbehörden haben sich auf Schutz der Bevölkerung und Deichverteidigung konzentriert. Und das haben sie nicht aus Jux und Dallerei getan. Dass nicht gewarnt wurde, bleibt deine substanzlose Theorie.
Frag bspw. die Bewohner der Klaustorvorstadt, die hatten keine Zeit mehr, Sicherungsmaßnahmen zu ergreifen. Es hieß lange Zeit, das HW werde nicht schwerer als das 2011.
Lenke nicht ab. Du schriebst, das LHW hätte „nicht gewarnt“. Jetzt kommst du hilfsweise mit den Laubenpiepern. Warum die nicht ausreichend informiert wurden, frage Deinen Oberbürgermeister.
Welche Informationen der Stadt vorlagen, ersiehst du schon an der „Aufstockung“ des Gimritzer Damms. Die Stadtoberen hatten schon eine Vorstellung, wie die Wassermassen aus der Elster den hohen Wasserstand der Saale noch aufpushen könnten. Das LHW hat die Stadtspitze / den Katastrophenstab vollumfänglich beraten und alle Pflichten erfüllt. So man sie ließ.
Und auch die Bauverzögerung des Gimritzer Damms um 7 Jahre ist wohl eher das Werk von Klagehanseln – Stichwort Gut Gimritz / Hafenstrasse – als die Schuld des LHW.
In der Klaustorvorstadt wohnen keine Laubenpieper.
Und die Verzögerung ist nicht das Werk von Klagehanseln, sondern die absehbare Folge fortgesetzten Ignorierens rechtsstaatlicher Grundlagen.