Junge Union zum Streik der HAVAG-Beschäftigten: geht zulasten der Bevölkerung, Beteiligung an Klimaprotest inakzeptabel – “Politischer Streik ist unzulässig”
Von Donnerstagfrüh bis Samstagfrüh wird die Hallesche Verkehrs-AG (HAVAG) bestreikt, Busse und Straßenbahnen in Halle (Saale) bleiben im Depot. Man erkenne “den Streik als Druckmittel an, wenn Tarifforderungen nach Verhandlungen nicht durchgesetzt werden konnten“, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende der Jungen Union Halle, Dr. Paul Jänicke. „Im konkreten Fall“, so Jänicke, „geht der erneute und nun mehrtägige Streik zulasten der öffentliche breiten Bevölkerung und trifft nicht die eigentlichen Adressaten. Die HAVAG ist in Halle der einzige Nahverkehrsanbieter, der die Stadt flächendeckend mit Beförderungsdienstleistungen versorgt. Da der Stadtrat und die Stadtverwaltung seit Jahren alles dafür getan haben, das Autofahren in der Stadt möglichst unattraktiv zu gestalten, ist auch der Wechsel auf das Auto mit Schwierigkeiten verbunden.“
Die Beisitzerin Celina Reichelt blickt besorgt auf die Schulen: „Besonders betroffen sind Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen. Sie werden in der Zeit des Streiks vor große Herausforderungen gestellt. Unterricht könne ausfallen, da Schüler nicht zur Schule kommen können. An erster Stelle der Schwimmunterricht, da der weite Weg zu der Schwimmhalle für viele nicht zu bewältigen sein wird.“
„Halles Stadtteile müssen 365 Tage im Jahr verlässlich angefahren werden, sonst sei auf den Verzicht eines eigenen Autos oder an Konzepte zu autofreien Stadtteilen nicht zu denken“, ergänzt die Beisitzerin Leokadia Krause. Das Streikrecht als legitimes, wenn auch kontrovers diskutiertes Mittel des Arbeitskampfes, erkenne man an. Allerdings sei es inakzeptabel, sich während des Streiks an politischen Protesten zu beteiligen. Gemeint ist damit die Beteiligung an den Klima-Protesten am 01. März. Diese hätten nichts mit den Forderungen in der Tarifrunde zu tun. Damit werde ein anerkanntes Mittel des Arbeitskampfrecht politisiert, was die teilweise legitimen Forderungen der Beschäftigten konterkariert.
“Ein politischer Streik ist unzulässig”, erklärt die Junge Union Halle und fordert die Gewerkschaft ver.di daher auf, “den Streik zu verkürzen und die Stadtgesellschaft nicht weiter in Haftung zu nehmen, um die Tarifforderungen durchzusetzen.” Auch solle sich ver.di nicht an der #WirFahrenZusammen-Demonstration am Freitag beteiligen. Den halleschen Stadtrat fordere man auf, bei der städtebaulichen Verkehrsplanung nachhaltige Konzepte zu entwickeln. Die Nachhaltigkeit beschränke sich dabei nicht auf die lokale CO2-Bilanz, sondern auch auf die Mobilität der breiten Stadtbevölkerung.
„…Da der Stadtrat und die Stadtverwaltung seit Jahren alles dafür getan haben, das Autofahren in der Stadt möglichst unattraktiv zu gestalten, ist auch der Wechsel auf das Auto mit Schwierigkeiten verbunden….“
Getreu dem Motto, dass eine Lüge nur oft genug wiederholt werden muss, damit sie geglaubt wird.
Gerade das Fahren auf der Hochstraße ist sehr attraktiv, während Radfahrer, Fußgänger und Tram auf der Ebene darunter oft durch Ampeln ausgebremst werden. Das Auto hat bei der Verkehrsfläche in Halle immer noch eine starke Dominanz.
Nicht nur auf der Hochstraße. Ich nenne nur mal den Rossplatz/Wasserturm, der gerade letztens einen Artikel wert war, und wo ich mich eingehend dazu geäußert habe. Die Brücken über den Riebeckplatz gibt es auch noch und die Merseburger Straße wurde und wird weiterhin vierstreifig ausgebaut (Stichwort „Rosengartenbrücke“). Und das alles, damit Autobesitzer es noch bequemer als ohnehin schon haben.
Seid ihr die 3 Frustrierten mit nem Kontrabass?
Klar, wenn jemand von Trotha zum Bergmannstrost oder in die südliche Stadt will fährt er über die Hochstrasse. Wenn jemand nach Neustadt oder Innenstadt muss, fährt er natürlich auf der unteren Ebene und wird da genauso von Ampeln geregelt. Was ist das für ein Atgument.
Es ist nicht das erste Mal, dass die „Junge Union“ versucht, mit Falschaussagen die Bevölkerung zu spalten. Auch die kleinsten Verbesserungen im Sinne von nachhaltigem Verkehr, sind ihnen ein Dorn im Auge. Oder haben diese, offenbar jungen Leute, wirklich nur so wenig Fachkenntnis?
Schau mal in den Spiegel! Was siehst Du da: wenig Fachkenntnis!
Die haben deutlich mehr Fachkenntnis als du. Deine Grünen wollten den kompletten Verkehr in Halle verbieten. Bei einem Streik der HAVAG wäre niemand mehr auf Arbeit gekommen, wenn sich deine Grünen durchgesetzt hätten.
Der Einzige der hier ständig versucht die Bevölkerung aufzuwiegeln und zu spalten bis du.
Zugegeben, mit der Beteiligung von FfF macht es die HAVAG natürlich angreifbar und ist sicher nicht die klügste Idee, jedoch finde ich es mal wieder typisch, dass das Grundrecht auf Streik hinterfragt wird. Wenn man hier Kinder, Eltern und Lehrer schon aufzählt, dann muss man genau so die Beschäftigten der HAVAG nennen, oder sind deren Anliegen weniger Wert ? Man könnte ja einfach mal den Forderungen der Beschäftigten folgen, anstatt immerwieder die Interessen von Gruppen gegeneinander auszuspielen. Seien wir doch mal ehrlich: wenn den Eltern und Kindern die Belange der Beschäftigten egal sind, weil jeder nur auf sich schaut, dann können die Beschäftigten im Umkehrschluss genau so denken !
Früher hat man mal Verhandelt und sich dann auf einen Kompromiss geeinigt. Das ist bei ver.di überhaupt nicht mehr möglich. Ver.di stellt Forderungen auf und wenn diese nicht zu 100% erfüllt werden, dann wird einfach gestreikt. Eine Verhandlung findet bei ver.di nicht mehr statt.
Ich finde die Forderungen von ver.di mit über 20% Lohnerhöhung völlig überzogen und das wäre auch nicht mit der Inflation zu begründen, da es bereits Ende 2022 eine ordentliche Gehaltserhöhung für die HAVAG gab.
…wirken, dass sollte auch der JU klar sein. Ansonsten kann man es gleich sein lassen. Das mit den Schulen ist auch eine billige Ausrede. Nein, die CDU hat natürlich nicht zu dem Chaos beigetragen, dass Schüler teilweise von Pontius nach Pilatus müssen, um an ihre Lehranstalt zu gelangen.
„Da der Stadtrat und die Stadtverwaltung seit Jahren alles dafür getan haben, das Autofahren in der Stadt möglichst unattraktiv zu gestalten, ist auch der Wechsel auf das Auto mit Schwierigkeiten verbunden.“
Die junge Union scheint in einem anderen Halle zu wohnen als ich. Überall breite, teils mehrspurige Straßen, alles zugeparkt (legal und illegal), während sich alle anderen Verkehrsteilnehmer auf engsten Raum quetschen müssen oder von der Benutzung mancher Straßen gänzlich ausgeschlossen werden.
Ich finde Autofahren in Halle auch unattraktiv. Das wurde aber nicht von der Stadtverwaltung so forciert, sondern liegt daran, dass jeder für fast sämtliche Strecken das Auto nutzt und man ständig im Stau steht.
Genau. Radfahrende müssen sich immer in die Schiene quetschen
Deshalb steckt schon das Ende im Radfahrende.
Ich verstehe die Aufregung der JU gar nicht. Sonst fahren auch die ElternTaxis . Dann sollten sich die mal richtig organisieren.
Im Übrigen liegt es nicht an Verdi, dass die Streiks ausgeweitet werden müssen. Die Verkehrsbetriebe bewegen sich nicht. Da werden fadenscheinige Gründe genannt. Da sollte die JU ihren Unmut darlegen.
Genau, die JU würde anders reden und schreiben, wenn sie mal ein paar Schichten auf dem fahrerplatz gesessen hätten. Das soll nämlich erleuchtend wirken…
Erzähl keinen Quatsch. Es gab von Seiten Ver.di überhaupt keine Verhandlung. Ver.di beharrt auf ihren Forderungen und bewegt sich überhaupt nicht.
Von mir aus soll die HAVAG das ganze Jahr streiken.
Ein bestreiken von Verkehrsbetrieben trifft immer die NutzerInnen derselben.
Deshalb einen Streik auszuschließen ist jedoch keine Option.
Streik muss sein.
Ohne Streiks würden wir immer noch 60 Stunden die Woche an 6 Tagen arbeiten für 5,00 € die Stunde.
Der feuchte Traum von PaulusHallenser und Konsorten. 😀 Arbeiten bis 75 oder man fällt vorher um – wenn man dann noch ums Überleben kämpft, dann soll man sich doch bitte nen 2. Job suchen.
Wo sind die Forderungen der Jungen Union nach gerechter Bezahlung für die BEschäftigten, nach einem vernünftigen Angebot der Arbeitgeberseite?
Sie wären ja nicht die Junge Union, wenn sie Arbeitnehmerinteressen vertreten würden 🙂 Die Union vertritt die Interessen der Arbeitgeber (und vielleicht der Kirchen)
„…Die Union vertritt die Interessen der Arbeitgeber (und vielleicht der Kirchen)…“
Das ist eine Tautologie.
Nicht alle Arbeitgeber gehören einer Kirche an.
Sie scheinen nicht richtig lesen zu können:
Es werden die Umstände des Streiks kritisiert und nicht das Streikrecht.
Die Union vertritt auch Arbeitnehmerinteressen – allerdings braucht es für gute Bezahlung auch eine gut laufende Wirtschaft. Das verkennen die Sozialromantiker.