Kreissynode Halle-Saalkreis: Kirchenparlament tagte – Stellenabbau, Förderung für Bahnhofsmission und Telefonseelsorge, mehr Beteiligung der Menschen vor Ort

Zum letzten Mal richtete Hans-Jürgen Kant in seiner Funktion als Superintendent das Wort an die Synode des Kirchenkreises Halle-Saalkreis. Der Rahmen war nicht nur ein persönlicher Abschied, sondern auch eine richtungsweisende Tagung: Unter dem Motto des Evangelischen Kirchentags „mutig – stark – beherzt“ wurden entscheidende Beschlüsse für die Zukunft der Kirche in der Region gefasst. Im Zentrum: der Stellenplan 2035.
Die Synode tagte in der Evangelischen Grundschule Halle. Dort wurde mit großer Mehrheit ein umfassendes Strukturpapier beschlossen, das in zweijähriger Vorarbeit entwickelt wurde. Ziel ist es, die personellen und strukturellen Ressourcen des Kirchenkreises angesichts zurückgehender Zahlen bei Mitgliedern und Mitarbeitenden zukunftsfähig zu gestalten.
„Wir haben hart miteinander gerungen“
Der maßgeblich an der Erarbeitung des Plans beteiligte Werner Meyknecht nannte das beschlossene Papier einen Kompromiss. Er sprach von einem Balanceakt, der sich „mit der Quadratur des Kreises“ vergleichen lasse: „eine komplexe, aber lösbare Herausforderung.“ Die Umsetzung sei nur möglich gewesen durch ein hohes Maß an gegenseitigem Verständnis und die Bereitschaft zu Veränderungen. „Wir haben hart miteinander gerungen. Alle mussten Abstriche in Kauf nehmen“, so Meyknecht. Eben dieser, dem Konzept innewohnende solidarische Grundgedanke, sei die Stärke des Papiers.
Die Kernpunkte des Stellenplans 2035
Der Beschluss sieht tiefgreifende strukturelle Veränderungen vor:
- Reduktion des Verkündigungsdienstes und der Kirchenleitung um 4,25 Stellen – von derzeit 32,6 auf künftig 28,35 Stellen bis zum Jahr 2035
- Einführung von sechs regionalen Gestaltungsräumen, begleitet von neuen Gremienstrukturen: Gestaltungskonferenz, Gestaltungsrat und Konvent im Gestaltungsraum
- Bildung eines Erprobungsraums „West“, in dem neue Formen der Zusammenarbeit getestet werden können
- Auflösung zweier Pfarrbereiche (Ostrau und Petrus), mit Eintritt der jeweiligen Stelleninhaber in den Ruhestand
- Keine Wiederbesetzung der Kirchenmusikerstelle im Pfarrbereich Könnern nach dem altersbedingten Ausscheiden
Neue Gremien mit mehr Beteiligung
Am kontroversesten diskutiert wurde die Zusammensetzung der künftig einzurichtenden Gestaltungsräte. Diese Gremien sollen auch nichtkirchlichen Mitgliedern, die von den jeweiligen Konferenzen gewählt werden, ein Stimmrecht einräumen. Trotz dieser erweiterten Mitwirkungsmöglichkeit bleibt die Zuständigkeit der Gemeindekirchenräte für hoheitliche Aufgaben davon unberührt.
Diese Neuerung wird als Schritt hin zu einer breiteren gesellschaftlichen Beteiligung und stärkeren regionalen Zusammenarbeit gewertet – ein zentrales Anliegen des neuen Plans.
Weitere Beschlüsse: Ehrenamt und Kirchenkollekten
Neben dem Strukturplan beschloss die Synode auch eine Ehrenamtskonzeption, die das freiwillige Engagement im Kirchenkreis strategisch stärken soll. Außerdem wurden die Kirchenkreiskollekten für das Jahr 2026 festgelegt. Insgesamt sechs Projekte aus dem sozialen Bereich werden gefördert, darunter die Bahnhofsmission Halle und die TelefonSeelsorge Halle.
Schwerpunkt Jugendarbeit: Zukunft gestalten
Ein inhaltlicher Fokus der Synodaltagung lag auf der Jugendarbeit. Christian Liebchen vom Kinder- und Jugendpfarramt der EKM stellte verschiedene Modelle regionaler Jugendkonzepte vor und regte eine intensivere Debatte an. In der Folge wurde eine Arbeitsgruppe beauftragt, bis zum Ende der Legislaturperiode einen konzeptionellen Rahmen für eine zukunftsfähige Jugendarbeit im Kirchenkreis zu erarbeiten.
Mit Mut und Herz in die Zukunft
Die Tagung machte deutlich, dass sich auch auf regionaler Ebene der Transformationsprozess der Kirche spürbar vollzieht. Der Kirchenkreis Halle-Saalkreis zeigt sich bereit, diesen Prozess mutig, beherzt und strategisch klar zu gestalten. Die getroffenen Beschlüsse markieren einen wichtigen Schritt hin zu einer Kirche, die sich in einer sich wandelnden Gesellschaft neu ausrichtet.
Foto: Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis (Torsten Bau)
Schade, dass die Zahl der Mitglieder der evangelischen Gemeinde seit Jahren schrumpft, das macht mich schon ein wenig betroffen. Aber man sollte die Hoffnung nicht aufgeben, vielleicht gibt es künftig wieder mehr Nachwuchs und Zuwachs.
Wieso macht dich das betroffen? Kirche ist doch mit Kapitalismus und Liberalismus nicht vereinbar.
„Wieso macht dich das betroffen?“
10010110,
ich bin selbst Mitglied der Paulusgemeinde.
„Kirche ist doch mit Kapitalismus und Liberalismus nicht vereinbar.“
Da liegen Sie als wahrscheinlicher Atheist völlig falsch. So bildet die calvinistische Arbeitsethik die Grundlage der modernen Marktwirtschaft (vulgo auch als „Kapitalismus bezeichnet) und der Calvinismus als protestantische Strömung fördert und fordert grundsätzlich eine Unabhängigkeit vom Staat.