Linke protestieren gegen Gandhi-Denkmal auf dem Steintor-Campus

Seit acht Jahren steht unweit vom Steintor auf dem Uni-Gelände die vom halleschen Bildhauer Bernd Göbel geschaffene Büste von Mahatma Gandhi. Seit dem der Steintor-Campus in Betrieb ist, steht das Denkmal auch mehr im Fokus der Passanten und Studenten, seit Eröffnung des Durchgangs in diesem Jahr sogar noch mehr.
Gandhis Ziel war eine Indische Gesellschaft ohne Unterschiede von Klassen, Geschlechtern oder Religionen, weltweit wird der 1948 verstorbene Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung dafür geehrt. Aber auch kritisiert, zum Beispiel von der Hochschulgruppierung „SDS.Die Linke MLU“. Die hat nun an der Gandhi-Büste eine Protest-Aktion durchgeführt. Der „Hype“ um Gandhi sei „nicht nur ziemlich unbegründet, sondern sogar extrem furchtbar“, so der SDS, „denn der weise Heilige ist in fast jedem Belang ein ausgemachter Menschenfeind gewesen.“
Unter anderem wirft der SDS Gandhi Nationalismus vor, zitiert dazu aus einer seiner Schriften: „Palästina gehört den Arabern genauso, wie den Engländern England oder den Franzosen Frankreich gehört. Es ist falsch und unmenschlich, den Arabern die Juden zuzumuten.“ Auch sei Gandhi ein Rassist gewesen, er habe die Inder gegenüber Afrikanern für erhaben, kulturvoll und überlegen gehalten. Zudem wirft der SDS Gandhi Antisemitismus vor. Hierzu ziehen sie ein Zitat aus „The Life of Mahatma Gandhi (1950) von Louis Fischer“ heran: „Hitler hat fünf Millionen Juden getötet. Es ist das größte Verbrechen unserer Zeit. Aber die Juden hätten sich selbst dem Messer des Schlächters opfern sollen. Sie hätten sich selbst von der Klippe stürzen sollen. So wie es lief, waren sie ohnehin zu Millionen unterlegen.“ Damit erkenne er zwar das Leid der Juden an, hänge aber im Angesicht der Shoah trotzdem noch die Kritik an, dass sie keinen ausreichenden „gewaltfreien“ Widerstand geleistet hätten. „Er fordert die Opfer des NS damit auf, sich ihren Schlächtern zu ergeben, um seiner Ideologie zu folgen. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich auch, dass er die Opfer kritisiert, die genau deshalb (und nicht grundsätzlich) ohnehin und damit umsonst gestorben seien“, so der SDS.
Gandhi habe sich zudem „gegen die Moderne gestellt und war kein „Befreier“, sondern der Vertreter einer halb-feudalen Oberschicht, die zuerst mit dem britischen Empire kooperierte und sich dann gegen die alten Oberherren wandte, nur um selbst eine überaus reaktionäre Form von Herrschaft gegenüber den vermeintlich „eigenen“ Leuten auszuüben.“ Er habe in Afrika gegen Schwarze und in Indien gegen Sihks polemisiert. „Gegenüber Frauen zeigte er sich ähnlich abwertend und erniedrigend, weshalb er als Vertreter des Patriarchats zu gelten hat und seinen sexistischen europäischen Äquivalenten in nichts nach stand. Gestützt hat sich Gandhi dabei auf ein ideologisches Grundgerüst, welches man heute wohl als religiös-fundamentalistischen Hindu-Nationalismus bezeichnen könnte.“
Im Fazit erklärt der Linke Studentenverband, dürfe die Büste so nicht mehr präsentiert werden. „Jetzt wo das fragwürdige Produkt schon einmal steht, ist es das Mindestes daraus ein Mahnmal gegen esoterischen Unsinn, nationalistische Agitation, Menschenfeindlichkeit im Allgemeinen, sowie die unklugen Entscheidungen deutscher Universitäten zu machen.“ Sich gegen das Gandhi-Gedenken zu stellen bedeute auch „gegen jede Form der Menschenfeindlichkeit, gegen Ausbeutung, gegen autoritäre Strukturen und für den Kommunismus!“
(Foto: SDS)
Neueste Kommentare