Die amtliche Statistik zählt: Halle bleibt größte Stadt im Land

Seit Jahren läuft schon der Wettstreit um die größte Stadt in Sachsen-Anhalt. Und seit Jahren propagieren die Statistiker, Halle wird irgendwann von Magdeburg überholt. Und auch wenn stadteigene Statistiken aus Magdeburg sich selbst schon mal vorn sahen, was zählt sind die amtlichen statistischen Daten. Und die liegen für das Jahr 2015 auf dem Tisch.
Demnach bleibt Halle weiterhin die bevölkerungsreichste Stadt in Sachsen-Anhalt. Ende 2015 lebten 236.991 Personen in der Saalestadt. Magdeburg bleibt aber mit 235.723 Personen Halle dicht auf den Fersen. Und Michael Reichelt, Präsident der Statistischen Landesamtes, macht deutlich, dass nur diese Zahlen wichtig sind. „Die werden zum Beispiel für die Verteilung der Finanzmittel herangezogen.“
Doch auch für die unterschiedlichen Zählweisen hat er eine Erklärung. Zum einen habe Magdeburg die Ergebnisse des Zensus nicht anerkannt. Zum anderen werden dort in die eigene Statistik auch die Personen mit Nebenwohnsitz gezählt.
Dass Halle zahlenmäßig besser da steht, liegt auch an dem im Landesvergleich hohen Ausländeranteil. 16.847 Nichtdeutsche hatten Ende vergangenen Jahres ihren Erstwohnsitz in Halle, in Magdeburg waren es 14.760. Mit 71 Ausländern auf 1.000 Einwohner hat Halle zwar den höchsten Ausländeranteil in Sachsen-Anhalt (Landesweit 39 pro 1.000 EW), allerdings sind es im Bundesdurchschnitt 105 Ausländer auf 1.000 Personen.
Die Statistiker rechnen zwar weiterhin damit, dass Halle von Magdeburg überholt wird. Doch von der Altersstruktur bleibt Halle die jüngste Stadt, das Durchschnittsalter wird den Prognosen zufolge von derzeit 44,6 auf 44,3 Jahre im Jahr 2030 sinken. In Sachsen-Anhalt wird dann das Durchschnittsalter bei 49,6 Jahren liegen.
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Das kann man aber nicht allein auf die Unfähigkeit der Politik schieben. Es gibt auch historische und geografische Faktoren, die niemand direkt beeinflussen kann. Magdeburg hat z. B. den Vorteil, das einzige Oberzentrum im Umkreis von mindestens 50km zu sein, während Halle immer im Schatten bzw. in der Nähe von Leipzig steht, was es für Firmen zum Beispiel interessant macht, sich genau zwischen diesen Städten, aber außerhalb selbiger, anzusiedeln, um den größtmöglichen Einzugskreis zu haben. Und Leipzig hat allein wegen seiner Größe ein besseres „Image“, weil man sich dort als „kosmopolitischer“ sieht. Wieso nennt sich DHL z. B. „DHL Hub Leipzig“ und nicht „Schkeuditz“? Warum trägt der Flughafen Altenburg den Begriff „Leipzig“ im Namen? Da ist ja sogar Chemnitz noch näher dran. Alles nur Imagegründe. Beim Flughafen in Cochstedt gibt’s als einzige größere Stadt nur Magdeburg in relativer Nähe.
Aber die Politik ist natürlich auch nicht gänzlich unschuldig daran, wenn z. B. das Land entscheidet, dass alle MINT-Studiengänge, die im Allgemeinen mit „harten“ Wirtschaftsfaktoren in Verbindung gebracht werden, nach Magdeburg verlagert werden, während Halle überwiegend die „weichen“ Fächer wie Sozialwissenschaften und Lehramt zugestanden bekommt. Aber die Schuld allein bei der Stadt Halle (oder gar beim Oberbernd) zu suchen, ist zu kurz gedacht.
Politik ist Gestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. In den letzten 25 Jahren haben wohl die Politiker in Magdeburg, aber auch Saalekreis und Chemnitz einen besseren Job gemacht. Oberbernd hat nach zaghaften Versuchen zu Beginn seiner Amtszeit die Geldverschwendung und Subventionierung der Stadteliten leider noch verstärkt. Im Hinblick auf eine solide Finanzpolitik gibt es in dieser Stadt keine Opposition im Stadtrat.