Mosaik-Inklusionspreis vergeben: zwei Preisträger aus Halle
Bereits zum vierten Mal wurde am Samstag im halleschen Stadthaus der Inklusionspreis aus Mitteldeutschland „Mosaik“ des Vereins „Mit Handicap leben e. V.“ verliehen. Damit will der Verein Personen oder Einrichtungen ehren, die sich in besonderem Maße für Inklusion stark machen.
Als Einzelpreisträger wurde die Hallenserin Franziska Appel ausgezeichnet. Sie erhielt den Preis für Ihre inklusive Bildbeschreibung Ihrer Bilder. In der Kategorie „Unternehmen“ siegte Kelles Klädener Suppenmanufaktur aus der Altmark. Den Preis empfing die Geschäftsführer Frau Mandelkow. Der Preis in der Kategorie „Bildungseinrichtung / Schule“ ging an das Kinderhaus Sonnenschein in Bautzen. In der Kategorie Initiative/Projekt ging der Preis an den Verein Pro Assistenz Jena. Die Jury kam zum Entschluss auch einen Sonderpreis der Jury zu vergeben. Dieser ging an den Choreografen und Regisseur Bronislav Roznos aus Dresden. Der Verein Mit Handicap leben e.V. verleih zudem einen Preis der Stifter. Dieser ging an den überaus überraschten Hallenser Frieder Badstübner. Er wurde für sein jahrelanges Engagement für den Inklusionspreis „Mosaik“ geehrt.
Im Rahmen der Auszeichnung fand zudem eine Podiumsdiskussion mit Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, Nadine Sabath (Leiterin der Kreisorganisation Erfurt des Blinden- und Sehbehindertenverband Thüringen), Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel und Halles Sozialdezernentin Katharina Brederlow statt.
Sein COusin hatte Kinderlähmung, berichtete Bodo Ramelow. Es sei zur damaligen Zeit ein riesiger Aufwand gewesen, ihn zum Beispiel zu Familienfeiern mitzubringen. „Für mich war er aber nicht der Behinderte, für mich war er der Cousin.“ Was für viele heute das Handy sei, das sei er zur damaligen Zeit gewesen. „Er hat alle Lexiko in sich reingefressen. Das war sein Training. Er wusste auf alles eine Antwort.“ Nadine Sabath berichtete vom gut ausgebauten Netz an Förderschulen zu DDR-Zeiten. Sie habe auch kurz vor der Wende ihre Berufsausbildung begonnen. Doch in die Euphorie des Mauerfalls kam die Ernüchterung der Arbeitslosigkeit. Von Jobgarantien für Behinderte wie sie habe niemand mehr etwas wissen wollen. Problem sei auch, dass kaum jemand etwas mit Inklusion anfangen könne. „Das Gefühl der gelebten Inklusion ist bei den Menschen noch nicht angekommen“, so Sabath. „Behinderte Menschen sich nicht anders als wir“, sagte Sebastian Krumbiegel. Er kritisierte die künstlich herbeigeführte Trennung. Krumbiegel berichtete von einem Musikprojekt mit gehörlosen Kindern an einer Leipziger Schule. Etwa 20.000 behinderte Menschen leben in Halle, die Stadtverwaltung selbst beschäftigt 260 von ihnen. Damit sind 8 Prozent aller Beschäftigten in der Stadtverwaltung in irgendeiner Form beeinträchtigt. Katharina Brederlow meinte, beim Thema Inklusion gebe es auch in der Verwaltung eine Unsicherheit. Beispielsweise sei noch immer nicht jede Behörde bis zur letzten Etage auch für beeinträchtigte Menschen zugänglich. Wichtig für die Inklusion sei qualifiziertes Personal, doch auch das sei oft nicht da. Das Thema sei nicht zu Ende gedacht, so Brederlow, „das ist noch eine riesen Aufgabe.“
Am Rande der Veranstaltung kam es noch zu einem Zwischenfall. Ramelow wurde von Vertretern der Antifa bedrängt. Anlass war sein Vorwurf, die Antifa greife auf Nazi-Methoden zurück. Im Stadthaus entgegnete er den Antifa-Leuten: „Es kotzt mich an, wie arrogant ihr seid.“ Zudem warf er ihnen Intoleranz und Überheblichkeit vor.
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