Nie mehr Pferderennen auf der Pferderennbahn?

Auf der Pferderennbahn auf den Passendorfer Wiesen gibt es vielleicht in Zukunft keine professionellen Pferderennen mehr. Diese Drohung äußerte der Rennclub Halle. Anlass sind Pläne der Grünen. Die haben im Stadtrat einen Antrag gestellt, wonach die Stadt den Nutzungsvertrag ändern soll. Künftig sollen auch andere Vereine das Gelände nutzen sollen. Die Grünen wollen damit dem Halleschen Reitsportverein RSV ein neues Domizil verschaffen. Der Sportausschuss hat dazu am Mittwoch noch keine Entscheidung getroffen, allerdings kontrovers diskutiert.
Anlass ist die erfolgte Sanierung der Rennbahn mit Fluthilfemitteln und die Tatsache, dass der RSV nach der Kündigung seines einstigen Reitplatzes in Nietleben bislang keinen neuen dauerhaften Standort hat. Derzeit ist der RSV in Dölau untergebracht, doch Ende Juli fällt diese Möglichkeit weg. Gern würde man deshalb die Rennbahn mit nutzen, dort einen eigenen Stall bauen.
Doch der Rennclub warnte vor einer Vermischung von Rennsport und Reitsport. Dazu legte der Verein diverse Gutachten vor. Zudem hat das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen e.V. erklärt, der Halleschen Rennbahn keine Lizenz mehr für Pferderennen zu erteilen, sollten Reitpferde auf dem Gelände mit unterkommen.
Grünen-Stadtrat Dennis Helmich hatte in der Sitzung erklärt, wegen der Wichtigkeit des Standorts und Investitionssumme sei es angemessen, über eine Anpassung des Nutzungsvertrags zu reden. Ähnlich sah es Regina
Schöps von den MitBürgern. Es bestehe ein Bedarf. „Ich sehe nicht ein, warum seit 15 Jahren bestehender Vertrag nicht geändert wird.“
Sportdezernetin Judith Marquardt verwies auf den bestehenden Nutzungsvertrag. Deshalb halte man derzeit nichts von einem neuen Vertrag. Zudem ändere sich durch die Baumaßnahmen die Funktionalität nicht. Es werde das wiederhergestellt, was durch die Flut beschädigt wurde. Doch eine schicke Rennbahn weckt eben Begehrlichkeiten. Und so meinte Fabian Borggrefe (SPD), die Stadt habe ganz schön profitiert von der Flut, habe viel sanieren können. Judith Marquardt erklärte hierzu, es sei nichts zusätzliches entstanden, sondern nur beschädigte und zerstörte wiederhergestellt worden, nach aktuellen Standards freilich. Borggrefe kritisierte aber auch, dass die Stadt den Stadträten die Gutachten im Auftrag des Rennclubs den Stadträten zugestellt habe ohne deutlich zu machen, in welchem Auftrag diese erstellt wurden. Dies habe ein Geschmäckle.
Matthias Tandler vom Rennclub sprach das Thema Sicherheit an. Rennpferde seien ganz anders in ihrer Art als Reitpferde. Er halte eine Vermischung für unverantwortlich. Er warnte zudem davor: „Die Besitzer der Rennpferde werden weggehen.“ Eine bauliche Trennung, wie im Ausschuss vorgeschlagen wurde, sei nicht machbar, da sich auf der Rennbahn die Wege überlappen würden, die Ställe liegen zudem nah beieinander. Außerdem seien die jungen Rennpferde unberechenbar, gerade wenn es sich um zweijährige Hengste handele.
Der Rennclub will also partout keine Reitpferde. Stellt sich die Frage, wie es für den RSV weitergeht. „Wir brauchen dringend eine Lösung“, sagte der Vorstand im Ausschuss. Die Nutzung der Rennbahn sei die letzte Möglichkeit für den Erhalt. Sportdezernetin Judith Marquardt sagte in der Sitzung, man habe keine kurzfristigen Standort. Man finde beide Konzepte gut, also sowohl vom RSV als auch vom Rennclub. „Für uns ist aber der Knackpunkt, ob es auf einem Gelände möglich ist.“ Und dazu gebe es unterschiedliche Aussagen von Experten. Der Rennsport gilt ja gemeinhin als Elitär. Indirekt ging der RSV darauf ein und meinte, der Reitsport spreche alle Schichten an. Man habe viele Anfragen und eine lange Warteliste. Auch viele Migranten hätten Interesse, ebenso Wissenschaftler vom Weinberg Campus. Dem Rennclub wolle man nichts wegnehmen. Die Rennbahn sollte nicht nur Jockey, sondern auch Bürgern und ihren Kindern zu Verfügung stehen. „Bei uns wird Nachwuchs gewonnen“, so der RSV.
Andreas Hajek (FDP) brachte in der Sitzung aber noch ein weiteres Problem zur Sprache. Die Rennbahn werde mit Fluthilfemitteln saniert. Und da gebe es eine Zweckbindung. Es bestehe die Gefahr der Rückzahlung, wenn der eigentliche Zweck, eine Rennbahn, nicht mehr erfüllt ist.
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