Sachsen-Anhalt zieht Bilanz nach einem Jahr: 624 Telenotarzteinsätze – hohe Erreichbarkeit und große Zufriedenheit

Seit dem 01. Oktober 2024 wird in den Landkreisen Saalekreis, Mansfeld-Südharz und der kreisfreien Stadt Halle (Saale) ein Telenotarzt-System erprobt. In der Versorgungsregion mit 558.000 Einwohnerinnen und Einwohnern wurden dafür schrittweise 27 Rettungswagen an die Telenotarztzentrale in Halle angebunden. Werktags von 7 bis 19 Uhr können Rettungswagenbesatzungen Kontakt zum Telenotarzt aufnehmen, um die Behandlung des Patienten abzustimmen.
Die am Projekt beteiligten Telenotärzte sind langjährig erfahrene Notfallmediziner. Sie haben im Rahmen des Modellprojektes eine spezielle Zusatzausbildung der Landesärztekammer absolviert. Gestellt werden die inzwischen 30 beteiligten Ärzte durch die Kliniken BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Universitätsklinikum Halle (Saale), Carl-von-Basedow-Klinikum Saalekreis gGmbH, Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau und Helios Kliniken Mansfeld-Südharz.
Die Nutzer des Telenotarztsystems sind Notfallsanitäter auf den Rettungswagen. Insgesamt wurden seit dem Projektbeginn 223 Notfallsanitäter in der Anwendung des Telenotarztsystems geschult.
Im Rahmen eines wissenschaftlichen Begleitprojektes wird das Vorhaben untersucht. Darin werden die Verfügbarkeit des Telenotarztes als auch die Ergebnisse der Einsätze betrachtet. In den ersten 12 Monaten des Telenotarztprojektes Sachsen-Anhalt wurden 624 Telenotarzteinsätze durchgeführt. Die Erreichbarkeit des Telenotarztes lag bei 98,7 Prozent.
Am häufigsten wurden die Telenotärzte hinzugezogen, um Untersuchungsbefunde zu bewerten, Notfallsanitäter bei der medikamentösen Therapie zu unterstützen oder zu entscheiden, wie die Weiterbehandlung des Patienten erfolgen kann. Die Zufriedenheit der Notfallsanitäter mit der Unterstützung durch die Telenotärzte ist dabei sehr hoch: 93,4 Prozent bewerten die gemeinsamen Einsätze als hilfreich und sehr hilfreich. Der von den Krankenkassen genehmigte Kostenrahmen konnte bisher vollständig eingehalten werden.
Im Juli 2025 hat das Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt in Aussicht gestellt, dass aufgrund der positiven Projektergebnisse der Telenotarzt in das Rettungsdienstgesetz aufgenommen und dauerhaft landesweit eingeführt werden soll.
Hintergrund: Ein Telenotarzt ist ein im Rettungsdienst eingesetzter Notarzt, der mittels Telekommunikation Sprach- und ggf. Sichtkontakt zu einem Rettungsmittel und dessen Besatzung vor Ort bei einem Patienten hat. Er nutzt sämtliche verfügbare therapierelevanten Informationen, die neben den verbalen Schilderungen zum Zustand des Patienten auch die aktuell übertragenen Daten (Vitalparameter und Echtzeitkurven) der eingesetzten medizintechnischen Geräte umfassen. Der Telenotarzt unterstützt nicht-ärztliches Rettungsdienstpersonal bei der Behandlung von Patienten und kann ggf. dadurch die Präsenz eines Notarztes vor Ort oder während des Transportes ersetzen. Ferner unterstützt er die Arbeit der Rettungsleitstelle, indem er Anforderungen für Sekundärtransporte prüft und bei der Auswahl des geeigneten Rettungsmittels für die Verlegung mitwirkt. Gegebenenfalls kann er selbst telemedizinisch Sekundärverlegungen begleiten.
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