Stadtschreiber-Stipendium wird aufgewertet, Diskussion um Auftrag

Am Mittwoch hat der Kulturausschuss einer Aufwertung des Stadtschreiber-Stipendiums zugestimmt. Zuvor hatte es allerdings noch einige Diskussionen gegeben. „Wir freuen uns sehr, ein neues Paket anzubieten, was uns aufwertet“, sagte Kulturdezernentin Judith Marquardt. „Wir hoffen uns, damit interessant für überregionale Bewerber zu machen.“
Der Gewinner der bundesweiten Ausschreibung erhält eine möblierte Wohnung samt Internetanschluss in der Innenstadt, einen monatlichen Salär von 1.250 Euro sowie eine HAVAG-Monatskarte. Das Stipendium läuft sechs Monate. „Wir bewegen uns damit in der Mitte vom deutschlandweiten Durschnitt“, sagte Detlef Stallbaum vom Fachbereich Kultur. Stadtschreiber in anderen Städten hätten sich aktiv ins Stadtleben eingemischt. Das erhofft sich Stallbaum auch für Halle, „ein Stadtschreiber kann Impulse in die Stadt setzen.“
Er kann, aber er muss nicht. Genau darauf zielte ein Änderungsantrag der Fraktion MitBürger für Halle / Neues Forum. Darin fordern sie mindestens vier öffentliche Lesungen. Doch das dürfte sich zum Problem erweisen. Das Stipendium sei jedoch mit keiner Gegenleistung verbunden, so Judith Marquardt. Ansonsten müsste die Stadt noch Umsatzsteuer zahlen. „Wir erhoffen uns, aber wir verlangen nichts.“ Im Prinzip könnte also auch eine Person die Ausschreibung gewinnen, von der bis auf die obligatorische Vorstellung mit einer Lesung und einer Verabschiedung mit einer Lesung nichts zu hören ist.
Yvonne Winkler (MitBürger) beklagte zudem, die Jury sei sehr Halle-lastig. Neben einem Vertreter des Kulturausschusses werden auch Dr. Judith Marquardt, Beigeordnete für Kultur und Sport; Katrin Lesche, Leiterin der Stadtbibliothek; Antje Jacobi, Buchhändlerin; Roman Pliske, Geschäftsführer des bedeutendsten literarischen Verlags in Halle (Saale); Ronald Gruner, Vorsitzender des Förderkreises der Schriftsteller e.V. sowie jeweils der vorangegangene Stadtschreiber, dies wäre erstmalig Thomas Rackwitz, in der Jury sitzen. „Wenn wir uns breiter aufstellen, sollten wir nicht nur im eigenen Sumpf bleiben“, sagte Winkler und schlug auch die Einbindung externer Leute vor. Detlef Stallbaum befand, die Jury verfüge über genügend Sachverstand, zudem müsste man Auswärtige vergüten. Allerdings soll 2019 noch einmal eine Überprüfung stattfinden.
Im laufenden Jahr gab es dagegen keinen Stadtschreiber. Damit sind auch die im Haushalt eingeplanten 5.000 Euro nicht ausgegeben worden, was Ulrike Rühlmann anmerkte. Detlef Stallbaum machte daraufhin für die Stadt vier Vorschläge. Jeweils 1.250 Euro sollen Radio Corax, der Förderverein der Schriftsteller, der Hallesche Kunstverein sowie der Kammermusikverein erhalten. Die Vereine waren bei der Fördermittelverteilung nicht so ausgestattet worden wie vorgesehen. Die Stadt kündigte für Ende November eine Vorlage dazu an.
Anfang Dezember soll die Ausschreibung als Stadtschreiber veröffentlicht werden. Die Bewerber müssen mindestens eine selbstständige, nicht im Eigenverlag erschienene Publikation nachweisen und ihren literarischen Werdegang darlegen. Vor allem aber erwartet die Stadt von den Bewerbern „Triebfedern, Vorstellungen und Ideen für das Leben in Halle“. Eine Jury wird dann im Februar eine Entscheidung treffen.
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