Studierentenräte zur Corona-Situation: Krisen-Freiversuche gefordert

Die Studierentenräte der Hochschulen in Sachsen-Anhalt, darunter von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik und der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle äußern sich zur aktuellen Corona-Situation der Studenten.
Gefordert werden „Krisen-Freiversuche“, die Zurückzahlung der Langzeitstudiengebühren und die Anrechnung des aktuellen Semesters als „Kann-Semester“:
A. Krisen-Freiversuch
“Krisen-Freiversuch” bedeutet, dass das Nicht-bestehen von Prüfungen in der Krisenzeit nicht als Fehlversuch gewertet wird. Zweitens, dass ein erneutes Ablegen der Prüfung, auch wenn die Prüfung bestanden wurde, möglich ist. Dazu bedarf es keiner weiteren Begründung. In diesem Fall kann eine Prüfungsleistung im selben Prüfungsversuch erneut abgelegt werden. Drittens werden Wiederholungsfristen für das aktuelle Semester unterbrochen und verlängern sich automatisch um ein Semester.
Die Studierenden haben zurzeit nämlich mit in einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen:
1. Viele haben finanzielle Sorgen, weil ihr Nebenjob weggefallen ist und/oder ihre Eltern
sie nicht mehr unterstützen können.
2. Studierende können sich nicht mehr in Lern- und Arbeitsgruppen treffen.
3. Die digitalen Gegebenheiten sind nicht für alle Studierende gleich, dadurch entsteht
eine Ungleichheit der Gegebenheiten und Chancen.
4. Studierende, die Eltern sind, müssen ihre Kinder zu Hause betreuen.
5. Verschobene Prüfungen vom letzten Semester sind weit von einer adäquaten
Vor- und Nachbereitung entfernt und bedeuten, zusätzlich zum laufenden
Semester, einen zeitlichen Mehraufwand.
All diese Punkte waren vor kurzem noch Ausnahmefälle unter den Studierenden und würden vermutlich in einem Härtefallantrag als Begründung anerkannt werden. Da mindesten einer dieser Punkte auf so gut wie jede*n Studierende*n zutrifft, ist der Härtefall jedoch zum Normalfall geworden. Ein „Krisen-Freiversuch“ wäre also angemessen.
Wir möchten wir darauf hinweisen, dass eine Prüfung immer eine große Belastung für Psyche und Gesundheit ist. Unklare Prüfungssituationen und z.B. die Möglichkeit in einem Drittversuch zu scheitern, potenzieren dieses Unbehagen sogar noch. Die „Krisen-Freiversuche“ würden dieses abschwächen und sehen wir in dieser Krise als notwendig an.
Unsere dringende Aufforderung an die Hochschulleitungen ist: Überdenken Sie ihre Haltung und führen Sie den “Krisen-Freiversuch” ein. Die Universität Köln hat vorgemacht, wie es gehen kann.
B. Langzeitstudiengebühren
Langzeitstudiengebühren waren, sind und werden obsolet.
Langzeitstudiengebühren wurden ursprünglich mit dem Zweck eingeführt, die Studienzeit zu verkürzen. Dass sie mitunter genau das Gegenteil bewirkten und die Zahl der Langzeitstudierenden nicht reduzieren konnte, hat auch die Landesregierung vor einiger Zeit erkannt.
Aus diesem Grund haben sie die Langzeitstudiengebühren aus dem neuen Hochschulgesetz (HSG) gestrichen. Eine gute Sache, die wir begrüßen! Allerdings wurden für das aktuelle Semester noch Langzeitstudiengebühren eingezogen. Das darf nicht sein.
Unsere Landesregierung könnte von heute auf morgen das Leben vieler Studierender in Zeiten der Corona-Krise erleichtern. Und zwar indem sie den Studierenden die Langzeitstudiengebühren für das aktuelle Semester erlässt bzw. ihnen zurück überweist. Den Hochschulen werden die entgangenen Einnahmen kompensiert. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen prekären Lebenslage vieler Studierender und der Tatsache, dass die Langzeitstudiengebühren mit dem neuen HSG ohnehin wegfallen, wäre das eine den Umständen angemessene Entscheidung. Für die betroffenen Studis können diese 500 Euro unter Umständen den Unterschied machen, ob sie weiterhin studieren können oder nicht.
Wir fordern Hochschulleitungen und Landesregierung auf, den Studierenden beim Thema Langzeitstudiengebühren entgegenzukommen und ihnen die bereits gezahlten und noch ausstehende Beiträge zurückzuzahlen bzw. zu erlassen.
C. Kann-Semester
Die logische Schlussfolgerung ist, dass das aktuelle Semester in ein Kann-Semester umgewandelt werden muss. Zentral ist hierbei, dass den Studierenden:
1.Krisenfreiversuche, wie oben beschrieben, in allen Modulen ermöglicht wird.
2.Langzeitstudiengebühren aus dem Sommersemester 2020 zurückgezahlt oder erlassen werden.
3.Möglichkeit zu geben ist, das aktuelle Semester auf die Regelstudienzeit nachträglich nicht anrechnen zu lassen.
Immer dieser stura…niedlich. NIE hatten Studenten äh Studierende so viel Zeit zum Lernen wie jetzt. Ausgenommen Leute mit Kindern. Von einem Prof weiß ich, dass lediglich ein Drittel die
E-learning Angebote annimmt. Selbst schuld also.
Und Lerngruppen nicht möglich?! Das seh ich wenn sich die Studis bei uns im Haus zum Feiern treffen…
Backen zusammen!
Bist du Student?
Ich war Student! Den Schülern, die jetzt Schwierigkeiten haben mitzukommen, rät man, das Jahr zu wiederholen. Das Gleiche können auch Studierende machen. Am Ende des Studiums kann jeder einen KFW Kredit beantragen, der es nicht rechtzeitig schafft. Also, ich sehe da kein Problem.
Dann ist ja gut, wenn du kein Problem siehst. Was hat du denn studiert? Du weißt sicher, dass nicht jedes Fach wie das andere ist.
Du bist also aktuell kein Student und kannst auch nicht nachvollziehen, wie es derzeit ist, Student zu sein. Hattest du während deiner Studienzeit ähnliche Einschränkungen erlebt?
Ähnlich ist relativ. Jeder findet Gründe es besonders schwer zu haben.
Was genau hält die Studierenden jetzt davon ab Leistung zu erbringen?
Beschreib doch einfach die größten Einschränkungen, die du während deiner Studienzeit erlebt hast. Dann vergleichen wir.
Die Studenten von früher mussten sogar ohne Internet klarkommen und in der Bibliothek Karteikarten durchstöbern, um auf Quellensuche zu gehen. Das war erstmal ein Zeitaufwand. Und daneben haben sie häufig noch Kinder gehabt, die man damals mit durchschnittlich 20–25 Jahren bekam, statt mit 38 wie heute.
Aber die vielen Soziologie- und Germanistikfabriken brauchen doch dringend Arbeitskräfte. Vor allem sind Künstler und Kirchenmusiker systemrelevant, auf deren Leistung beruht schließlich unser Wohlstand und technischer Fortschritt.
Als Soziologe wird man aber in der Regel kein Künstler. Als Germanist schon eher 🙂 aber deutsche Sprache ist heutzutage wichtiger denn je oder?
Hier fühle ich mich unter meinesgleichen.
Na das ist doch mal eine positive Grundhaltung.
Kleiner Rechtschreibfauxpas.
Im Titel ist ein „ier“ zuviel oder was sollen Studierentenräte sein?
„Studierentenräte zur Corona-Situation: Krisen-Freiversuche gefordert“
Nein, das ist schon korrekt so.
https://www.stura.uni-halle.de/blog/news-item/eine-ente-fuer-den-stura/
Dann will ich nichts gesagt haben 🙂
Die Forderungen sind berechtigt. Ein Semester, was nicht den üblichen Bedingungen unterliegt, kann auch nicht wie üblich bewertet werden. Dafür können zwar die Hochschulen nichts, aber die Studenten auch nicht.
Ich studiere Informatik an der MLU hier in Halle und kann nur bestätigen: Das aktuelle Semester ist ziemlich stressig für sowohl die Lehre, als auch für uns Studenten. Ich denke ein paar Änderungen der Prüfungsordnung, insbesondere bei den Fristen und Wiederholversuchen, kämen beiden Seiten zugute.
Jetzt wollen die Sturavertreter, die wegen ihrer Teilnahmen an verbotenen Studenten*innen-Feten nicht zum Studieren kommen, sich auch noch durchmogeln? Na um die Zukunft ist mir ob dieser Lösungsfinder echt arg bange…
Studieren heisst heutzutage irgendwie nur Party, Aktionen, Erlebnisse und Work&Travel. Deswegen leben Studenten mehrheitlich auch in einer Bubble und haben keinen Bezug zum Alltag in Deutschland, weshalb Viele auch auf Berufstätige und Auszubildende hinabblicken, weil man eben finanziell gepampert aus gutbürgerlichen-grün wählenden Elternhaus stammt. Deshalb wäre es ne Idee, dass Studenten auch ne Art Zivildienst oder FSJ machen, aber in der Produktion, wo man sich auch dreckig macht und Abends totmüde ins Bett fällt, ohne noch irgendwelche „sit in’s“ oder poetry slams mitnimmt.
*Kann Spuren von bewusst gestreuten Klischees beinhalten 🙂