“Vogelkonzert” auf der Rabeninsel – auch Umweltministerin der Bundesregierung bei Spaziergang dabei

Das Wetter war zwar nicht ideal, es tröpfelte zunächst immer mal wieder ein bisschen, und am Ende gab es noch einen kräftigen Schauer. Trotzdem haben sich rund 20 Menschen zusammengefunden, um einem “Vogelkonzert” auf der Rabeninsel in Halle zu lauschen, eine geführte Wanderung mit Umweltschützer Ernst Paul Dörfler.
“Halle kann sich glücklich schätzen, so eine Perle zu haben”, sagte Dörfler über die Rabeninsel als unter Naturschutz stehendes Stückchen Auenwald, lobte sie als “Ort der biologischen Vielfalt.” In seinen Büchern übersetze er aus der Sprache der Wissenschaft in die Sprache der Menschen. Zu hören war zum Beispiel der Buchfink. Lange Zeit gingen auch Wissenschaftler davon aus, dass nur die Männchen singen. Doch inzwischen ist auch erforscht, dass rund 70 Prozent der Weibchen ebenfalls singen, wenn auch leiser als die Männchen. Es zwitscherte die Mönchsgrasmücke. Der Name habe nichts mit Gras oder Mücken zu tun, erklärte Dörfler, sondern ist Althochdeutsch von gra für grau und smiegen für rutschen. Spechte, Rotkehlchen, Beutelmeisen und auch Eisvögel waren zu hören. Letzte fühlen sich an der unberührten Wilden Saale wohl, wusste Dörfler zu berichten. “Eisvögel lieben unberührte Flüsse.” Und die Nester der Vögel sind wärmegedämmt, und das dank Naturmaterialien. Selbst in Frostnächten herrschen in den Nestern 38 Grad. Dörfler weiß in diesem Zusammenhang auf den Stoffkreislauf hin. “Die Natur produziert keinen Abfall.” Man müsse auch als Menschen weg vom linearen Wirtschaftsmodell hin zu einem zirkulären. Übrigens haben bei den meisten Singvögeln die Weibchen das Sagen. “Sie sind wahlberechtigt”, sagte Dörfler, der von einer “Saisonehe” sprach.
Mit dabei auf der Wanderung war auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Lemke als gebürtige Dessauerin kennt Dörfler schon seit Jahrzehnten, mit ihm hat sie 1989 die Grüne Partei der DDR gegründet. Die DDR-Umweltbewegung habe einen großen Anteil an der friedlichen Revolution gehabt. Alle Erfolge im Naturschutz seien demokratisch erstritten worden. Die biologische Vielfalt sei bedroht, sagte Lemke, unter anderem durch Verschmutzung, Verkehrsplanung, Klimakrise und Siedlungsbau. Insbesondere die Auenwälder seien stark gefährdet. Dabei sei sie als “Wasserschützer” wichtig für den Wasserhaushalt. Bei Dürre geben sie Wasser ab, bei Hochwassern speichern sie das Wasser.
Wer auch ohne fachkundige Führung die Vogelvielfalt auf der Rabeninsel erleben will, der kann auf sein Smartphone zurückgreifen. “Heutzutage gibt es ja für fast alles Apps”, sagte Umweltministerin Lemke. Sie selbst sei bei einem Urlaub in den Alpen mit ihrem Smartphone über eine blühende Wiese gerobbt. Bei Vögel bietet sich die App “Merlin” vom Cornell Lab of Ornithology an, so Dörfler.










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