Sozialausschuss redet über Ratten: Konzept-Antrag von Hauptsache Halle abgelehnt

Ratten – für die einen sind sie nur ein unangenehmer Anblick, für andere ein handfestes Problem mit gesundheitlichen und infrastrukturellen Folgen. Klar ist: Die Nager fühlen sich in Halle (Saale) derzeit offenbar besonders wohl. Sichtungen in Parks, auf Spielplätzen oder sogar an Haltestellen wie der Lutherlinde sind keine Einzelfälle mehr. Doch was tun gegen die zunehmende Population?
Genau darum ging es am Dienstagabend im Sozialausschuss der Stadt. Zwei Fraktionen hatten Anträge eingebracht – mit dem Ziel, der Rattenplage strukturierter und wirksamer entgegenzutreten. Am Ende wurden beide Vorschläge abgelehnt. Zurück bleibt eine Debatte, die symptomatisch für die kommunalpolitischen Herausforderungen unserer Zeit steht: Zwischen Zuständigkeiten, Pragmatismus und politischen Grundsatzfragen.
Anstoß der Debatte: Antrag von Hauptsache Halle
Die Fraktion Hauptsache Halle hatte mit einem Antrag zur „Einführung eines großräumigen und stadtweiten Rattenbekämpfungskonzepts“ den Stein ins Rollen gebracht. Die Verwaltung sollte prüfen, inwiefern ein solches Konzept als geeignete Maßnahme in Betracht kommt, um die zunehmenden Sichtungen und potenziellen Gesundheitsgefahren einzudämmen. Zudem sollte evaluiert werden, ob regelmäßige Aufklärungskampagnen zur Sensibilisierung der Bevölkerung integriert werden können.
Fraktionsmitglied Andreas Schachtschneider begründete den Antrag mit deutlichen Worten: „Ratten übertragen Krankheiten und richten Schäden an – an Infrastruktur, aber auch am Bild der Stadt. Wenn Touristen auf dem Marktplatz Ratten filmen und diese Bilder in sozialen Netzwerken teilen, wirft das kein gutes Licht auf Halle.“ Auch die Gefahr von Sachschäden – etwa durch angenagte Kabel oder Rohrleitungen – dürfe nicht unterschätzt werden.
FDP / Freie Wähler gehen weiter – mit konkreten Maßnahmen
Yvonne Krause, Mitglied der Fraktion FDP / Freie Wähler, ging der Antrag jedoch nicht weit genug. Sie brachte deshalb einen Änderungsantrag ein, der nicht nur die Prüfung eines Konzepts forderte, sondern ein Maßnahmenpaket gleich mitlieferte. Unter anderem sollte ein digitales Meldesystem geschaffen werden, mit dem Bürgerinnen und Bürger über QR-Codes an öffentlichen Plätzen Schädlingssichtungen oder überfüllte Mülleimer direkt melden könnten.
Auch die Müllentsorgung sollte angepasst werden: Häufigere Leerungen in stark frequentierten Bereichen, Ersatz kleiner Metallmülleimer durch größere, verschließbare Kunststoffbehälter sowie gezielte Aufklärungskampagnen – zum Beispiel an Schulen, Kitas und über die Internetpräsenz der Stadt – waren Teil des Vorschlags. „Rattenprobleme gibt es nicht nur in klassischen Brennpunkten. Ich sehe sie regelmäßig nachts über die Reilstraße laufen oder sogar tagsüber an der Lutherlinde“, sagte Krause.
Stadtverwaltung: Maßnahmen laufen längst – Konzepte helfen nicht weiter
Dezernentin Katharina Brederlow jedoch bremste die Erwartungen, kritisierte auch eine „Konzeptitis“. Es gebe bereits „starke Maßnahmen“, erklärte sie. Eine Ausweitung sei weder notwendig noch zielführend. Vielmehr müsse man gesellschaftlich ansetzen: „Wir wissen, dass Vermüllung und das Füttern von Wildtieren die Rattenpopulation wachsen lassen.“ Als Beispiel nannte sie Körnerfutter, das regelmäßig durch Unbekannte auf dem Marktplatz verteilt werde. „Die Ratten freuen sich.“
Auch die Amtsärztin Dr. Christine Gröger meldete sich zu Wort: Die Stadt sei bereits aktiv – und das ganzjährig. Es existieren 650 Köderstellen im Stadtgebiet, die regelmäßig kontrolliert und neu bestückt werden. Meldungen würden von Bürgern, Hausverwaltungen oder der beauftragten Schädlingsbekämpfungsfirma übermittelt. Diese arbeitet mit einer speziellen Software, die Befallsorte dokumentiert und Lagepläne mit Fotos erstellt. Der Austausch mit den Fachbereichen Gesundheit, Umwelt und Bauen sei eng.
„Ein neues Konzept würde uns zu keinem besseren Ergebnis führen“, so Gröger. Zudem sei gesetzlich klar geregelt, dass bei einem Rattenbefall die Eigentümer privater Grundstücke verpflichtet sind, zu handeln – gemäß Infektionsschutzgesetz und Schädlingsbekämpfungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt.
Kritik an der Vorgehensweise der Antragsteller kam von Christoph Bergner (CDU). Er zeigte sich überrascht, dass Hauptsache Halle direkt ein Konzept forderte, ohne vorher eine einfache Anfrage zur aktuellen Rattenlage gestellt zu haben. „Mich hätte zunächst interessiert: Wo genau sind die Schwerpunkte? Wie entwickelt sich die Lage in den letzten Jahren? Und: Liegt das Problem möglicherweise auch an Eigentümern, die weder Müll beseitigen noch ihre Rechnungen bei den Stadtwerken bezahlen?“
Die Maßnahmen der FDP/Freie Wähler bezeichnete Bergner als „willkürlich“ und „nicht zielführend“. Für ihn sei entscheidend, bestehende Schwachstellen in der Kommunikation und Umsetzung zu identifizieren – und nicht, auf jeder politischen Ebene gleich nach neuen Konzepten zu rufen.
Eine verfahrene Situation – und ein ungelöstes Problem
Am Ende des Abends wurden beide Anträge mit Mehrheit abgelehnt. Die Argumente der Verwaltung überzeugten offenbar viele Ausschussmitglieder: Es gebe kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsproblem – und das oft im privaten Raum. Die Stadt selbst könne nur auf öffentlichen Flächen aktiv werden, auch wenn Hotspots wie Spielplätze, Marktplätze oder Abwasserschächte regelmäßig überprüft und behandelt würden.
Gleichzeitig zeigt der Verlauf der Diskussion: Das Thema ist hochaktuell und betrifft viele Lebensbereiche – von öffentlicher Gesundheit über Stadtbildpflege bis hin zur Bürgerverantwortung. Dass sich keine Mehrheit für neue Ansätze fand, bedeutet nicht, dass das Problem verschwindet. Es bleibt sichtbar – und wird möglicherweise bald erneut auf die Tagesordnung kommen.
Seit Anfang des Jahres wirksame Gifte verboten wurden – selbst für professionelle Firmen – nimmt das Problem überhand.
Das gleiche Thema betrifft auch Insekten. Wir werden bald auch von Kakerlakenplagen und Bettwanzen Problemen größeren Ausmasses hören.
Genau das gleiche gilt im Bezug auf die Durchsetzung der StVO. Irgendwie hat man sich das mit der „freiheitlichen Gesellschaft“ zu einfach gemacht, indem man sich einfach überhaupt nicht mehr kümmert und alles den Bach runtergehen lässt.
„Genau das gleiche gilt im Bezug auf die Durchsetzung der StVO.“
Warum machen Sie Ihre Auto-Aversion bei jeder Kleinigkeit zum Thema? Das ist schon fast krankhaft.
Da sieht man mal wie Halle verkommt.
Frau Gröger, auch wenn sie ein bestehendes Konzept haben und mit dem Dezernat Bauen gut arbeiten, es reicht ja offensichtlich nicht aus was sie tun.
Das erinnert mich daran : es gibt keine Jugendkriminalität in Halle!
Dann war sie doch da und sogar im TV
Vielleicht sollten endlich die unsäglichen Taubenfütterer gestellt werden. Das ist doch falsch verstandener Tierschutz von dem die Ratten profitieren. Einfach mal Mitarbeiter des Gesundheitsamtes oder einen Privatdetektiv ansetzen. Das müsste doch schnell gehen.
Die Stadt ist seit dem Beginn der Fütterungen sowas von zugeschissen. Und Tauben sind eben auch schnell Überträger von Krankheiten und können schnell zum Gesundheitsrisiko für Menschen werden.
Ratten sind sehr schlaue Tiere, zumindest für deren Kopfgröße.
Vor einiger Zeit las ich (weiß aber nicht mehr, wo und hab auch kein Lesezeichen gesetzt), dass man einer Ratte gelehrt hatte, ein Spielzeug-Auto zu fahren. Hatte das Vieh schnell kapiert und hatte wohl auch ihren Spaß dran. StVO war aber wohl (noch) nicht dran.
Warum nicht einen Mitarbeiter der Stadt und einen Migranten gemeinsam auf Streife schicken?
Manchmal frage ich mich, was die Stadträte fordern…
Ungeziefer (also auch Ratten) kann man bequem über https://mitmachen-in-halle.de/sags-uns-einfach melden
Brederlow und Gröger : Da weiß man doch, wie man wieder Ruhe im „Beamtenstadel“ findet…!
Es war sicherlich keine gute Idee unserer genialen EU Strategen, Rattengift ab 2025 zu verbieten.
Das wird noch lustig mit den possierlichen Nagern und den dadurch eingeschleppten Krankheitserregern.
Einfach weniger Müll produzieren und alle die ihren Müll auf die Straße schmeißen hart bestrafen. Egal wo sie herkommen.