CDU wirft dienstältesten Stadtrat raus

Im kommenden Jahr wählt Halle einen neuen Stadtrat und der dienstälteste Stadtrat wird dann nicht mehr dabei sein. Die Mitgliederversammlung der CDU hat Frank Sänger nicht erneut aufgestellt. Nach dem Wunsch des Kreisvorstands sollte er im Wahlbereich 5 auf dem sechsten Listenplatz kandidieren. Doch dafür verweigerte die Mehrheit der Mitglieder die Zustimmung.
Schon der Ortsverband Süd hatte Sänger nicht aufgestellt. Er sei nicht ein einziges Mal zu einer Sitzung im Ortsverband erschienen, bemängelte der Ortsverbandsvorsitzende Thomas Godenrath. Doch die Räte seien der Basis verpflichtet. Doch trotz dieses Votums hatte ihn der Kreisvorstand wieder auf die Liste gesetzt. Sänger sei 60 Jahre lang Mitglied in der Partei und sitze seit mehr als 50 Jahren im Stadtrat, sagte der Kreisvorsitzende Marco Tullner. Eine Fraktion brauche Erfahrung, man könne ein verdientes Mitglied nicht einfach so von der Liste kegeln.
Doch für viele junge Köpfe in der CDU steht Sänger eben auch für das Alte, das Wort „Blockflöte“ war in den Reihen zu vernehmen. Nicht ohne Grund. Schließlich war die CDU bei Sängers ersten politischen Auftritten noch Blockpartei. Damals hieß es noch in der Satzung: „Die CDU ist eine Partei des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus. Die unverrückbaren Ausgangspunkte des politischen Denkens und Handelns der christlichen Demokraten sind – Treue zum Sozialismus – vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Partei der Arbeiterklasse als der führenden Kraft der sozialistischen Gesellschaft und – Freundschaft zur Sowjetunion.“
Nach der Wende setzte Sänger seine politische Arbeit in der CDU fort. Aus dem „Rat der Stadt“ wurden „Stadtverordnete“ und schließlich 1994 „Stadträte“ – Sänger war überall dabei, teilweise als Fraktionsvorsitzender. Selbst bei den Linken gibt es im Stadtrat keinen einzigen Politiker, der schon zu DDR-Zeiten im Kommunalparlament saß. Aus dem Treuhandvermögen gründete sich die HASTRA, hervorgegangen aus dem Straßen- und Brückenbaukombinat. Jahrelang war Sänger hier Geschäftsführer. Nachdem er 2002 für die CDU in den Landtag gewählt wurde, verkaufte er Anteile. Zu sagen hat Sänger auch etwas bei der HWG, dort war es jahrelang Aufsichtsratsvorsitzender und sitzt auch heute noch im Aufsichtsrat. Und dann ist da noch der Präsidentenposten beim Fußballverein VfL 96 – dort ist die HWG einer der Hauptsponsoren.
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