Dank Förderungen, Schenkungen und Sponsoren: Sammlungszuwächse bei der Moritzburg in Wert von 600.000 Euro

Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale) konnte im vergangenen Jahr Sammlungszuwächse in einem Gesamtwert von etwa 600.000 Euro verzeichnen. Möglich wurde das durch umfangreiche Förderungen, u. a. durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Saalesparkasse, die Kulturstiftung der Länder, das Land Sachsen-Anhalt, die Kunststiftung Sachsen-Anhalt und die Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) e. V. In Zeiten, in denen die meisten Museen über nur geringe bzw. gar keine Ankaufsetats verfügen, ist dies eine äußerst erfreuliche Bilanz.
“Ich freue mich außerordentlich, dass es 2024 dank des generösen Engagements verschiedener Förderer möglich war, in einem außergewöhnlichen Umfang die vielfältigen Sammlungen des Landeskunstmuseums Sachsen-Anhalt zu erweitern. Dafür gilt mein aufrichtiger Dank allen, die dies ermöglicht haben”, sagt Direktor Thomas Bauer-Friedrich. “Besonders freut es mich, dass wir Werke erwerben konnten, die zeitlich und stilistisch ein breites Spektrum vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart abdecken. Da es alles andere als üblich ist, die Sammlungen in einem solchen Umfang erweitern zu können, kann das Jahr 2024 mit Fug und Recht als eine der Sternstunden in der Sammlungsgeschichte des Museums bezeichnet werden.”
Mit Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Saalesparkasse konnten im Juni des vergangenen Jahres 91 Werke vornehmlich ostdeutscher Künstlerinnen und Künstler aus der privaten Sammlung Scarselli erworben werden. „Ein Weg zum Verständnis der Menschen in Ostdeutschland und ihrer Geschichte führt über ostdeutsche Kunst. Mit diesen Förderungen in diesem Bereich will die Ostdeutsche Sparkassenstiftung dazu beitragen, die Werke ostdeutscher Künstlerinnen und Künstler im gesamtdeutschen Kontext langfristig sichtbarer zu machen. Daher ist es uns gemeinsam mit der Saalesparkasse so wichtig gewesen, den Ankauf der Sammlung Scarselli zu ermöglichen. Lücken im Museumsbestand können auf diese Weise geschlossen und wichtige Positionen ostdeutscher Künstlerinnen und Künstler dauerhaft gezeigt werden“, sagt Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung.
Zwei ganz besondere Werke kehrten dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder in das Museum zurück: Zum einen konnte das einzige in Deutschland befindliche Historiengemälde Angelika und Medoro bei den Hirten (um 1755) des italienischen Malers Pietro Antonio Rotari (1707–1762) dauerhaft für das Museum gesichert werden ( siehe Pressemeldung „Gemälde Angelika und Medoro bei den Hirten von Pietro Antonio Graf Rotari dauerhaft für die Öffentlichkeit gesichert“/14.08.2024). Zum anderen konnte nach fast 90 Jahren Emil Noldes (1867–1956) Zeichnung Hamburger Hafen (Landungsbrücke) von 1910, die 1937 von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt wurde, zurückerworben werden. Damit ist die Zeichnung das mittlerweile 18. Werk von mehr als 150 Verlusten durch die Aktion „Entartete Kunst“ der Nationalsozialisten, das in den vergangenen Jahren wieder in die Sammlung zurückkehren konnte. „Es ist immer wieder Anlass zur Freude, wenn nach so langer Zeit im Nationalsozialismus entwendete Kunstwerke tatsächlich wieder auftauchen. Die Kulturstiftung der Länder hat seit ihrem Bestehen immer wieder Museen dabei unterstützt, Kulturgüter zurückzuerwerben, damit sie in ihrem ursprünglichen musealen Zusammenhang wieder der Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich sind. Für das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ist die Zeichnung ‚Hamburger Hafen (Landungsbrücke)‘ sammlungsgeschichtlich von großer Bedeutung, befand sich hier doch einst die erste und zeitweilig größte Nolde-Sammlung“, so Prof. Dr. Frank Druffner, Kommissarischer Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.
Ko-finanziert durch die Kunststiftung Sachsen-Anhalt wurde der Ankauf von Arbeiten der Weidanz-Preisträgerin des Jahres 2019 Hannah Schneider (* 1984): Faltungen (Nr. 1 bis 3), 2019. Der vierte Teil der Arbeit ging als Schenkung der Künstlerin in die Sammlung ein. Mit Faltungen schreibt Schneider die Tradition der figurativen Bildsprache der Sammlung Plastik des halleschen Museums innovativ fort. Die Arbeit nimmt Bezug auf die Faltenschwünge der Gewänder, die in den Wandmalereien im Festzimmer des Talamtsgebäudes der Moritzburg aus dem frühen 17. Jahrhundert dargestellt sind. „Mit der Unterstützung dieses Ankaufs stärken wir zeitgenössische Kunst. Das ist unser oberstes Stiftungsziel. Wir tragen damit aber auch zur Bereicherung der Sammlungen des Kunstmuseums Moritzburg Halle bei. Die Arbeiten von Hannah Schneider werden die Sammlung Plastik in besonderer Weise ergänzen und einen neuen Blick auf historische Faltenwürfe in Malereien im Talamt ermöglichen“, sagt Manon Bursian, Direktorin der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt.
Mit Förderung des Landes Sachsen-Anhalt wurde die Serie Die Sammlung (2020–2024) von Gerhild Ebel (* 1965) erworben. Die Serie, bestehend aus 30 Objektkästen, ist ein hochaktuelles Werk, das den vorhandenen Bestand zur konstruktiv-konkreten Kunst um eine zeitgenössische und zudem weibliche Position erweitert. Auch das zweite Werk, dessen Erwerb sich dem Land Sachsen-Anhalt verdankt, stammt aus der Hand einer Künstlerin: Große Schmetterlinge (2015) von Dorothea Prühl (* 1937), der Kunstpreisträgerin des Landes Sachsen-Anhalt im Jahr 2019, deren Arbeiten bestimmt sind von einem an der klassischen Moderne geschulten Formverständnis und die damit einen unverwechselbaren Akzent in der vielgestaltigen internationalen zeitgenössischen Schmuckkunst setzt. „Die Sammlungen des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) beherbergen Stücke von Weltrang und diese Sammlungen wachsen. Dank gezielter Ankaufspolitik konnte das Museum auch im vergangenen Jahr wichtige Positionen der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart erwerben. Im Falle der Nolde Tusche Hamburger Hafen gelang es sogar, ein verloren geglaubtes Werk zurück nach Halle zu bringen. Gemeinsam formen diese Werke Sammlung und Identität des Hauses. Den Sammlungsschatz der Moritzburg nicht nur zu erhalten, zu erforschen und zu vermitteln, sondern beständig zu entwickeln ist ein Bestreben, das wir als Land gern unterstützen“, sagt Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra.
Aus eigenen Mitteln der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, zu der das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) gehört, wurde vor allem der rechtmäßige Erwerb der Zeichnung Bauarbeiten (1875) von Adolph von Menzel (1815–1905) vollzogen ( siehe Pressemeldung „Ankauf nach Restitution: Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) erwirbt eine Arbeit aus der Sammlung Max Liebermanns“/18.12.2024). Das Blatt gehörte zur Sammlung des jüdischen Malers und Kunstsammlers Max Liebermann (1847-1935).
Ferner konnten das Gemälde Ohne Titel (Heimkehr), um 1947, von Hermann Bachmann (* 1922), das Werk Finale des Leipziger Malers Jürgen Schäfer (* 1941) aus dem Jahr 1989, Gemälde und Arbeiten auf Papier von Helmut Zielke (1938–2013), 4 Arbeiten auf Papier des halleschen Malers Curt Lahs (1893–1958) sowie das Gemälde Blumenstilleben (1844) von Carl Adolf Senff (1785–1863), das bisher als Dauerleihgabe in der Sammlungspräsentation der Alten Meister gezeigt wurde, erworben werden.
Die Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) e. V. unterstützten die Sammlungserweiterung u. a. mit der Schenkung mehrere Emaille-Arbeiten der BURG-Schülerin Frida Löber (19101989): Schale mit Madonnenbild, 1920er Jahre; Dose mit Vogelmotiv, 1920er Jahre; Schale mit Kuhmotiv, 1920er Jahre und Emaillebild Kopf, 1920er Jahre, dem Gemälde Junge Frau mit Blumen (1951) von Herbert Kitzel (1928–1978) und einer Collage von Gerhard Hoehme (19201989) aus dem Jahr 1957.
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