DDR-Charme soll verschwinden: Platz der Völkerfreundschaft in der Südstadt wird für 1 Million Euro umgestaltet
Der Platz der Völkerfreundschaft in der Südstadt in Halle (Saale) als nahezu unangetastetes Relikt aus den 1970er Jahren wird nun grundlegend saniert und städtebaulich neu geordnet. Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Ordnung sowie der Planungsausschuss haben dem Vorhaben zugestimmt, dessen Kosten sich auf nahezu eine Million Euro belaufen. Für die Stadt ist es ein notwendiger Schritt, denn der Platz hat trotz seiner historischen Wirkung die Anforderungen an einen modernen öffentlichen Raum längst nicht mehr erfüllt.
Ein Platz im Originalzustand – und am Ende seiner Lebensdauer
„Das gesamte Areal ist noch Originalzustand der 70er-Jahre“, erläuterte Stadtplanerin Simone Trettin. Während ringsherum bereits modernisiert wurde, sei der Platz selbst stark in die Jahre gekommen. Neben der erneuerten Südpromenade wurden auch die angrenzenden Hochhäuser der Halleschen Wohnungsgesellschaft saniert, doch die zentrale Platzfläche zeigt deutliche Abnutzungsspuren. Marode Bodenbeläge, unzeitgemäße Mauereinfassungen und fehlende Bereiche zum Verweilen prägen das aktuelle Bild. Der DDR-typische Betoncharme wirkt zwar nostalgisch, doch nach Auffassung der Stadt bietet er keinerlei zeitgemäße Aufenthaltsqualität mehr. Besonders sichtbar wird die Veränderung an der Bepflanzung. Sämtliche Zierkirschen, die den Platz seit Jahrzehnten prägen, müssen gefällt werden. „Die sind in einem sehr schlechten Zustand und nicht zukunftsfähig“, begründete Trettin die Entscheidung. An ihre Stelle sollen Hopfenbuchen treten, die als deutlich klimaresilienter gelten, Hitze besser überstehen und künftig auch mehr Schatten spenden sollen. Auch zwei Schwarzkiefern und eine Birke werden aus Sicherheits- und Vitalitätsgründen entfernt. Zusätzlich entsiegelt die Stadt rund 300 Quadratmeter Fläche, auf denen künftig Stauden und Gräser wachsen sollen. Die alten Betonplatten und sonstigen Beläge, so Trettin, seien insgesamt „nicht mehr zu retten“ und müssten ersetzt werden.
Hintergrund: Neue Anforderungen nach Tunnelschließung und Quartierswandel
Der Umbau folgt nach Angaben der Stadt nicht nur ästhetischen oder ökologischen Zielen, sondern auch funktionalen Gründen. Seit der Schließung des südlichen Fußgängertunnels im Rahmen des Stadtbahnprogramms hat sich die Bedeutung des Platzes gewandelt. Die Wegeführung, die Aufenthaltsqualität und die Nutzung des Raumes müssen neu gedacht werden, da der Platz nun stärker als Verbindungs- und Aufenthaltsbereich dient. Bereits im ISEK 2025 wurde daher festgehalten, dass eine städtebauliche Neuordnung notwendig sei. Parallel dazu hat die Umgebung in den letzten Jahren einen deutlichen Entwicklungsschub erlebt. Die HWG sanierte nicht nur die Punkthochhäuser, sondern auch deren Erdgeschossbereiche, wodurch neue Gewerbeflächen entstanden sind. Die Ansiedlung eines Restaurants mit großzügiger Außengastronomie und weiterer Geschäfte hat das Viertel belebt und neue Nutzungsansprüche geschaffen. Mit den alten, verschlissenen Platzflächen sei das jedoch kaum zu vereinbaren, betont die Stadt. Die Kombination aus veralteten Belägen, fehlenden Sitzmöglichkeiten und einer unübersichtlichen Wegestruktur biete derzeit kaum Anlass, den Platz als sozialen Treffpunkt zu nutzen.
Belebung, Begrünung und bessere Wege
Die Stadt verfolgt mit der Neugestaltung drei zentrale Ziele, die den Platz attraktiver, grüner und funktionaler machen sollen. Die nachhaltige Belebung des Areals soll durch neue Aufenthaltsbereiche, attraktive Sitzgelegenheiten und ausreichend schattige Orte erreicht werden, sodass die Platzfläche wieder als sozialer Treffpunkt für unterschiedliche Altersgruppen dienen kann. Gleichzeitig soll eine intensivere Begrünung dazu beitragen, das Mikroklima zu verbessern und den Platz insgesamt hitzerobuster zu machen. Regenwassermanagement und klimaangepasste Pflanzenarten spielen dabei eine zentrale Rolle. Zudem steht eine deutliche Verbesserung der Wegeführung im Mittelpunkt. Dies umfasst sowohl sichere Schulwege im nördlichen Bereich des Platzes als auch eine komfortablere Verbindung von der Südpromenade zur S-Bahn-Haltestelle Südstadt. Besonders die bisher unbequeme Schleppstufenanlage zwischen den Hochhäusern am Florentiner Bogen stellt dabei einen wichtigen Ansatzpunkt dar.
Was die Neugestaltung konkret vorsieht
Um diese Ziele zu erreichen, muss zunächst der komplette Bestand zurückgebaut werden. Die Stadt entfernt die alten Oberflächenbeläge sowie die Hochbeete und Einfassungsmauern, um ein einheitliches Höhenniveau zu schaffen. Dadurch entsteht eine großzügigere Platzfläche, die auch für kleinere Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt oder einen Flohmarkt genutzt werden kann. Herzstück des neuen Platzes ist eine „grüne Mitte“, die sich rund um die Skulptur „Die Völkerfreundschaft“ entfaltet. Diagonal verlaufende Wege orientieren sich an den natürlichen Laufrichtungen der Fußgänger und sorgen dafür, dass alle wichtigen Ziele auf kurzem Weg erreichbar sind.
Im Zentrum wird ein Block aus sechs neu gepflanzten Hopfenbuchen stehen, der als markantes Gestaltungselement fungiert und von Aufenthaltsbereichen eingerahmt wird. Im Inneren dieses Baumblocks entsteht eine wassergebundene Fläche, die zugleich ein Boulefeld beherbergt. Die 12 mal 4 Meter große Spielfläche wurde auf Wunsch von Bürgerinnen und Bürgern in die Planung aufgenommen. Ergänzt wird dieses Angebot durch zwei feste Spieltische für Schach und „Mensch ärgere dich nicht“, die im Südosten des Platzes entstehen und vom Café Völkchen angeregt wurden.
Weiterhin wird die bestehende Treppenanlage zwischen den Hochhäusern Florentiner Bogen 21 und 23 neu aufgebaut. Aufgrund des natürlichen Höhenunterschieds bleibt sie zwar nicht barrierefrei, erhält jedoch ein angenehmeres Schrittmaß, zusätzliche Zwischenpodeste und ein mittiges Geländer, das die Sicherheit und Nutzbarkeit insbesondere für ältere Menschen erhöht. Eine barrierefreie Alternative steht weiterhin über die Südpromenade zur Verfügung. An der Böschung zum Südstadtring beseitigt die Stadt zudem einen ungesicherten Trampelpfad, indem sie eine Stützwinkelwand errichtet und den Bereich dicht bepflanzt, um gefährliche Querungen zu unterbinden.
Auch die angrenzenden Flächen werden aufgewertet. Für den Imbiss entsteht ein neuer Außensitzbereich, flankiert von Grünflächen, während die Zuwege zur ehemaligen Kaufhalle weiterhin über einen breiten Erschließungsweg erreichbar bleiben. Die bestehenden Bäume erhalten vergrößerte Baumscheiben, zwei zusätzliche Bäume erweitern die Baumreihe Richtung Norden. Westlich des Hauptplatzes wird der Außenbereich des Restaurants über neue Metallpflanzkübel eingefasst, die sich harmonisch in die übrige Platzgestaltung einfügen und mit Stauden und Gräsern bepflanzt werden.












Neueste Kommentare