Erdferkel-Weibchen in Bergzoo Halle hat Rote Ohren: Nachwuchs kündigt sich an

Mit seiner langen Schnauze, den großen Löffelohren und dem tapsigen Gang wirkt „Nio“ ein wenig wie eine Mischung aus Schwein, Känguru und Kaninchen. Doch das, was da seit wenigen Wochen durch das Großkatzenhaus des Bergzoos Halle schleicht, ist ein Erdferkel – und ein ganz besonderes noch dazu.
Der aus dem Zoo Saarbrücken stammende Neuzugang hat sein neues Zuhause auf dem Reilsberg bereits bezogen. Hier soll er künftig die beiden Weibchen Esti und Ranatu nicht nur auf Trab halten, sondern bestenfalls auch für Familienzuwachs sorgen.
„Nio ist ein sehr aktives und neugieriges Tier“, sagt Zoodirektor Dennis Müller. „Er hat sich schnell eingelebt, und wir haben große Hoffnungen, dass mit ihm unsere Zucht endlich durchstartet.“ Ein erster Hinweis darauf, dass diese Hoffnungen berechtigt sein könnten, zeigt sich bereits: Eines der Weibchen hat rote Ohren – bei Erdferkeln ein ziemlich klares Anzeichen für eine Trächtigkeit.
Seltene Tiere, besondere Pläne
Erdferkel zählen zu den am seltensten gehaltenen Tierarten in europäischen Zoos. Die Tiere stammen ursprünglich aus Afrika südlich der Sahara und sind nachtaktiv. In freier Wildbahn sind sie aufgrund ihrer versteckten Lebensweise schwer zu beobachten. In Zoos dagegen haben Besucher*innen die seltene Gelegenheit, die Tiere auch tagsüber zu sehen – zumindest mit etwas Glück.
Dass es mit der Zucht nicht einfach ist, weiß man auch in Halle. Umso größer ist nun die Hoffnung, dass mit dem neuen Männchen eine stabile Erdferkelgruppe aufgebaut werden kann. Damit sich der erwartete Nachwuchs auch richtig wohlfühlt, soll das gesamte Gehege modernisiert werden – nach dem Vorbild der erfolgreichen Haltung in Saarbrücken. „Wir wollen die Anlage so umbauen, dass sie den natürlichen Lebensbedingungen der Tiere noch besser entspricht“, sagt Müller.
Erdferkel als Sympathieträger
Für viele Besucher sind Erdferkel echte Publikumslieblinge. Ihr ungewöhnliches Aussehen und die ruhige, fast gemütliche Art machen sie besonders bei Familien mit Kindern beliebt. Zugleich erfüllen sie in Zoos eine wichtige Rolle als sogenannte „Botschaftertiere“. Sie wecken Interesse für den Artenschutz und stehen symbolisch für die Vielfalt des Tierreichs – und für die Herausforderungen moderner Tierhaltung.
Die Haltung und Zucht von Erdferkeln gilt als anspruchsvoll. Die Tiere brauchen eine spezielle Ernährung, bestehend vor allem aus Insekten, aber auch aus speziellen Breisorten, die ihre empfindliche Verdauung unterstützen. Sie sind äußerst wärmebedürftig und benötigen nachts konstante Temperaturen. Auch ihr Ruhebedürfnis ist enorm – Erdferkel verbringen einen Großteil des Tages schlafend in selbst gegrabenen Höhlen oder gut isolierten Rückzugsbereichen.
Vorsichtiger Optimismus
Trotz der frühen Anzeichen für eine Trächtigkeit ist im Zoo noch Geduld gefragt. Erdferkel haben eine Tragzeit von rund sieben Monaten, und auch nach der Geburt ist der Nachwuchs zunächst auf intensive Pflege angewiesen. In den ersten Wochen bleibt das Jungtier meist eng bei der Mutter und wird rund um die Uhr versorgt.
Dennis Müller bleibt optimistisch, aber realistisch: „Jetzt heißt es abwarten – und Daumen drücken.“
Fest steht: Mit „Nio“ ist nicht nur ein Erdferkel nach Halle gezogen, sondern auch eine große Portion Hoffnung. Auf Nachwuchs. Auf eine erfolgreiche Zucht. Und darauf, dass der Bergzoo einmal mehr zeigen kann, wie wichtig und lebendig moderner Artenschutz sein kann – selbst bei einem Tier, das aussieht wie aus einem Märchenbuch.
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