“Helden und Erlöser”: Hoffnung auf Händelfestspiele 2021
Wegen Corona mussten in diesem Jahr auch die Händelfestspiele ausfallen. Nun laufen die Vorbereitungen für das kommende Jahr. „Wir hoffen, dass wir die Händel-Festspiele im Jahr 2021 wieder unmittelbar in Halle (Saale) erleben können“, sagt Oberbürgermeister Bernd Wiegand. „Dafür wurden unter schwierigen und sich zudem ständig ändernden Pandemie-Bedingungen kreative Wege gefunden, ein Programm anzubieten, das dem exzellenten Ruf der Festspiele gerecht wird.“ Er hebt die engere Verzahnung mit dem Leipziger Bachfest hervor.
Unter dem Titel “Helden und Erlöser” wird es vom 28. Mai bis 13. Juni über 100 Veranstaltungen an 20 verschiedenen Orten geben, wie Opern, Operetten und Open Airs. So wird es drei verschiedene Messias-Produktionen geben: eine in der Original-Fassung, eine spezielle aufklärerische Version in deutscher Sprache und eine karibische Fassung. Außerdem wird die Händel-Oper Teseo aufgeführt. Und beim Open-Air-Konzert “Bridges to classic” in der Galgenbergschlucht wird Robert Hart, der Frontmann der “Manfred Mans Earth Band” auftreten. Sein Konzert war bereits für dieses Jahr geplant, musste aber coronabedingt ausfallen
Als die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 in Deutschland ausbrach, war das Programm der Festspiele im kommenden Jahr bereits fertig geplant. Im Verlauf der letzten Wochen und Monate musste dieses coronakonform geändert und dabei auch mehrere Programmpunkte aufgegeben werden. Und dennoch: Es wird trotz Einschränkungen und bei deutlicher Reduzierung der Sitzplatzkapazitäten ein umfassendes und abwechslungsreiches Programm angeboten mit vielen Stars der Barockmusik, mit Erstaufführungen in der Neuzeit und Premieren. Die Entwicklung der Pandemie bleibt dennoch weiterhin unvorhersehbar, insbesondere was Reisebeschränkungen betrifft. Aus diesem Grund wird es erstmals in der langen Festspielgeschichte einen gestaffelten Vorverkauf geben, nachdem die Veranstaltungen einer Risikoanalyse unterzogen wurden. Dieser soll in drei Stufen erfolgen: Der erste Ticketvorverkauf startet am 3. Dezember 2020, ein zweiter ist vorgesehen für den 15. Januar 2021 und ein dritter Ticketvorverkauf schließlich für den 15. März 2021.
Internationale Stars, beispielsweise die Sängerinnen Lucy Crowe, Sandrine Piau und Kristina Hammerström sowie die Countertenöre Andreas Scholl, Xavier Sabata und Raffaele Pé, die im Rahmen von Festkonzerten auftreten werden, verleihen den Händel-Festspielen einen besonderen Glanz. Darüber hinaus gastieren international renommierte Ensembles wie u. a. The King’s Consort mit Robert King, La Cetra Barockorchester Basel unter der musikalischen Leitung von Andrea Marcon und die Lautten Compagney Berlin mit dem Händel-Preisträger Wolfgang Katschner.
Das Programm der kommenden Händel-Festspiele widmet sich in besonderem Maße dem Themenfeld „Helden und Erlöser” und setzt einen Fokus auf das heute noch berühmteste Werk Händels: den „Messiah“. Das Oratorium erklingt bei den Festspielen in drei verschiedenen Versionen bzw. Bearbeitungen: Neben der Händel’schen Londoner Originalfassung kann man die wenig bekannte deutsche Textfassung von Johann Gottfried Herder kennenlernen sowie einen bearbeiteten „Messiah“ im karibischen Musikstil, der seine europäische Erstaufführung in Halle feiern wird. Hinzu kommen mehrere Konzerte, in denen die Lebensgeschichte Jesu in Ausschnitten und neuen Zusammenstellungen erklingt und teilweise bei den Händel-Festspielen erstmals aufgeführt werden.
„Erstmals in der Geschichte der beiden großen Barockmusikfeste Händel-Festspiele Halle und Bachfest Leipzig bieten wir ein gemeinsam abgestimmtes, sich inhaltlich ergänzendes Programm an: die vertonte Geschichte des Messias. Die Motti mit Erlöser und Erlösung spiegeln gleichzeitig die Hoffnung der Menschen weltweit wider, die sich wünschen, von der Geißel des Pandemie-Virus befreit bzw. erlöst zu werden. Das Virus selbst hat die Planungen geprägt. Ich würde mich dennoch freuen, wenn wir trotz all dieser eschwerten Bedingungen gemeinsam ein unbeschwertes Händel-Fest feiern können“, sagt Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händel-Haus und Intendant der Händel-Festspiele.
In Form von internationalen und nationalen Koproduktionen werden die szenischen Opern „Ariodante“ HWV 33, „Alcina“ HWV 34 und „Teseo“ HWV 9 über die Bühne gehen. Dabei wird „Ariodante“ in einer zauberhaften Marionetteninszenierung mit der Mailänder Compagnie Carlo Colla e Figli und der Lautten Compagney Berlin zu erleben sein. Wer sich an die wunderbaren Produktionen des „Rinaldo“ im Jahr 2011 und „Giustino“ von 2017 erinnert, weiß, dass die Besucher ein besonderes Theaterereignis erwartet. Die Brockes-Passion („Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“) wird von Walter Sutcliffe, einem der gefragtesten Regisseure seiner Generation und designierter Intendant am halleschen Opernhaus inszeniert. Ferner werden konzertant „Giulio Cesare in Egitto“ HWV 17 in einer speziellen Fassung, die erstmals in der Neuzeit erklingt, mit dem La Cetra Barockorchester Basel unter der musikalischen Leitung des Händel-Preisträgers 2021 Andrea Marcon und das von Händel arrangierte Pasticcio „Lucio Papirio Dittatore” HWV A6 mit dem Londoner Ensemble Opera Settecento und Leo Duarte – eben-falls als neuzeitliche Erstaufführung – aufgeführt.
Weiterhin erwarten die Besucher diverse interkulturelle und genreübergreifende Konzerte, wie Baroque Lounges, Jazz-Konzerte, eine Orgelnacht, Chorkonzerte, einen Poetry-Slam, Familienveranstaltungen sowie die traditionellen Open Air-Konzerte in der Galgenbergschlucht, darunter „Bridges to Classics“ mit dem Special Guest Robert Hart von „Manfred Mann’s Earth Band“.
„Wenn es uns gelingt, die Händel-Festspiele 2021 wie hier vorgestellt feiern zu können, dann ist dies nur möglich, weil uns verschiedene Partner an der Seite stehen und uns bei der Realisierung unterstützen. Hierfür danke ich der Stadt Halle (Saale), dem Land Sachsen-Anhalt und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die eine Finanzierung durch die öffentliche Hand sicherstellen“, so Birnbaum. „Darüber hinaus helfen uns Lotto Sachsen-Anhalt, die den ‚Messiah‘ mit wunderbaren ungarischen Musiker*innen präsentiert, sowie die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Saalesparkasse, die die Neuproduktion von Händels Oper ‚Ariodante‘ überhaupt erst ermöglichen. Und auch langjährige Partner wie die Hallesche Wohnungsgesellschaft, die Total Raffinerie Mitteldeutschland, die GP Günter Papenburg AG, Orbis Real Estate, die Stadtwerke Halle und Kathi machen es möglich, dass wir das vorliegende Programm umsetzen können. Ganz herzlichen Dank all diesen Händel-Freunden! Lassen Sie uns ein Musikfest gemeinsam feiern mit außergewöhnlichen Erlebnissen. Wir sind uns sicher, wenn wir uns alle an die Regeln halten, aufeinander achtgeben und Rücksicht nehmen, dann steht dem nichts im Wege. Wir tun alles dafür.“
Die Vorfreude kann ich verstehen, aber sie werden auch dieses Jahr ausfallen müssen
Ich rate davon ab Karten zu kaufen. Die für 2020 habe ich trotz mehrfacher Vorsprachen und schriftlichen Einspüchen nicht komplett erstattet bekommen. Das hat das Fest für uns verdorben.