IG Metall Niedersachsen / Sachsen-Anhalt: 35 Jahre unvollendete Einheit – Menschen zuhören, Sorgen nehmen, Zukunft schaffen

35 Jahre nach der Wiedervereinigung zieht die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Bilanz: Ostdeutschland steht nicht am Rand der Republik – im Gegenteil. Hier wird sichtbar, wie sehr unsere Demokratie davon abhängt, dass Versprechen von Gleichwertigkeit und sozialer Teilhabe tatsächlich eingelöst werden. Die ökonomischen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte sind in vielen Landesteilen unverkennbar, doch die soziale Realität bleibt widersprüchlich. Der Tag der Deutschen Einheit ist deshalb kein Anlass zur Selbstzufriedenheit, sondern Mahnung, das Versprechen von Gleichwertigkeit als dauerhafte Aufgabe ernst zu nehmen. „Die Einheit von 1990 war ein historisches Ereignis, das Grenzen überwand und Hoffnungen weckte. Doch die eigentliche Einheit entsteht nicht in Jahrestagen und Feierstunden, sondern jeden Tag neu – in Schulen, in Betrieben, in Rathäusern, in Familien. Und dort zeigt sich, dass gleiche Rechte, gleiche Chancen und gleiche Anerkennung noch längst nicht selbstverständlich sind. Deshalb ist der 3. Oktober kein Tag der Selbstzufriedenheit, sondern eine Mahnung: Es gibt verdammt viel zu tun!“, betont Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Die wirtschaftliche Entwicklung vieler ostdeutscher Regionen ist durchaus dynamisch: Produktivität steigt, Investitionen fließen, Zukunftsbranchen wie Halbleiter, Batterietechnologien und Wasserstoff gewinnen an Gewicht. Zugleich sind die Schattenseiten deutlich: Konjunktur- und Strukturkrisen treffen ostdeutsche Standorte oft besonders hart. Gescheiterte Projekte – wie zuletzt bei der geplanten Intel-Ansiedlung in Magdeburg – schüren Zweifel an den Perspektiven. Hinzu kommen fortbestehende Unterschiede: Das Medianvermögen ostdeutscher Haushalte liegt weit unter westdeutschem Niveau, Tarifbindung und Mitbestimmung sind schwächer ausgeprägt, und viele Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Politik bleiben westlich dominiert.
Diese Unterschiede sind keine abstrakten Kennziffern, sondern bestimmen den Alltag. Wer gleiche Arbeit leistet und schlechter bezahlt wird oder erfährt, dass Spitzenpositionen verschlossen bleiben, empfindet Einheit nicht als Realität, sondern als unvollendetes Projekt. Die Folgen zeigen sich auch politisch. Studien belegen: Das Vertrauen in Institutionen ist in Ostdeutschland schwächer, die Unzufriedenheit mit demokratischen Prozessen größer. Viele Menschen erleben Distanz, fühlen sich nicht gehört und nicht vertreten. „Demokratie wird nicht in Sonntagsreden verteidigt, sondern dort, wo Menschen erleben, dass ihre Herkunft, ihre Arbeit und ihre Stimme Gewicht haben. Wer den Osten auf das Schlagwort des Abgehängtseins reduziert, verkennt die Realität. Die eigentlichen Ungleichheiten liegen in den Zugängen – zu Arbeit, zu Vermögen, zu Führungspositionen, zu Teilhabe“, so Gröger.
Vor diesem Hintergrund sind die Landtagswahlen 2026 in Sachsen-Anhalt weit mehr als ein Wahltermin. Sie sind kein Naturereignis und auch nicht bloß eine Bühne für Polarisierung. Sie spiegeln gesellschaftliche Stimmungen wider, die sich über Jahre verfestigt haben: Sorgen, Ängste, Misstrauen. Diese Gefühle pauschal abzutun, wäre ebenso falsch wie sie zu stigmatisieren. Genauso gefährlich ist es jedoch, jene zu verharmlosen, die dieses Unbehagen bewusst instrumentalisieren und in offene Demokratiefeindlichkeit verkehren.
Die Aufgabe liegt dazwischen: zuzuhören, ernst zu nehmen und politische Antworten zu geben – ohne den klaren Widerspruch gegen geistige Brandstifter zu scheuen. Und klar ist auch: Komplexe gesellschaftliche Fragen lassen sich nicht mit simplen Parolen beantworten. Wer vorgibt, ein einzelner Hebel reiche aus, um Arbeitsplätze zu sichern oder Vertrauen zurückzugewinnen, vereinfacht nicht nur gefährlich – er schwächt auch die demokratische Kultur. Demokratie und soziale Gerechtigkeit verlangen differenzierte, mühsam errungene Lösungen. „Wer über den Osten spricht, darf nicht nur von Defiziten reden. Hier steckt enormes Potenzial, hier entstehen Innovationen, die für das ganze Land entscheidend sind. Wenn wir Ostdeutschland immer nur als Sorgenfall behandeln, vergeben wir Chancen, die uns allen zugutekommen könnten!“, unterstreicht Gröger.
Für die IG Metall ist Einheit deshalb keine vollendete Erfolgsgeschichte, sondern ein andauernder Gestaltungsauftrag. Sie bedeutet: gleiche Arbeit gleich zu entlohnen, Tarifbindung zu stärken, Mitbestimmung zu sichern und Beschäftigung zu verteidigen. Sie verlangt eine Politik, die Industrie, Energie und Soziales verzahnt, damit Wertschöpfung nicht nur entsteht, sondern in den Regionen bleibt. Und sie verlangt Repräsentation: Ostdeutsche Biografien müssen selbstverständlich in Chefetagen, Ministerien und Medienhäusern vertreten sein.
Und innere westdeutschen Schwestern und Brüder sagen z uns dunkel Deutschland und wir wären Nazis, die Lügen
35 Jahre „Einheit“ und was ist passiert?
Die Politiker haben ein Dritteljahrhundert lang Zeit gehabt, die vollmundigen Versprechen der Wende einzulösen. Herausgekommen ist ein Flickenteppich aus halben Lösungen, hohlen Gedenkreden und endlosen Selbstinszenierungen. Während sie ihre Diäten aufstocken und in Sonntagsreden von „Zusammenwachsen“ schwärmen, leben Millionen Ostdeutsche bis heute in strukturschwachen Regionen, mit schlechterer Bezahlung, geringerer Mitbestimmung und weniger Perspektiven.
Die Realität… Die Taschen der „Verantwortlichen“ wurden voller, ihre PR-Bilanzen glänzender, aber die Lebenswirklichkeit der Menschen blieb vielerorts grau. Das ist kein „Unfall der Geschichte“, sondern das Ergebnis von Prioritäten… Eitelkeit und Machterhalt waren wichtiger als echter Aufbau, Hinhaltetaktik bequemer als ehrliche Reformen.
Nach 35 Jahren ist das Märchen von der „Vollendung der Einheit“ längst entlarvt. Die Menschen brauchen keine warmen Worte mehr, sondern konkrete Ergebnisse, gleiche Löhne, gleiche Chancen, gleiche Teilhabe. Alles andere ist eine Beleidigung gegenüber jenen, die seit 1990 vertröstet werden.
Was hast du in dem Dritteljahrhundert geschaffen, was getan, damit es dir gut geht? Welchen Beitrag hast du für das Zusammenwachsen erbracht? Hast du wenigstens mal höheren Lohn gefordert?
Klingt eher, als wartest du seit 35 Jahren (so du denn überhaupt schon so alt bist) auf fertige Lösungen, verzehrfertig, ohne was machen zu müssen. Gleichzeitig jammert du über zu wenig Mitbestimmung forderst mehr Teilhabe.
Vielleicht schreibst du auch nur hohle Phrasen ab und auf. Wie in den meisten anderen Beiträgen dieser Art.
In jedem Fall hat es wenig Wert.
Dein Kommentar lenkt von den eigentlichen Problemen ab.
Nach 35 Jahren Einheit verdienen Ostdeutsche im Schnitt noch immer rund 20 % weniger als Westdeutsche
(Statistisches Bundesamt, Bruttojahresverdienste 2024 nach Regionen, Destatis, 2024).
Viele Regionen in Sachsen-Anhalt, Thüringen etc. bleiben strukturschwach, junge Leute ziehen weg.
Das ist kein individuelles „Jammern“, sondern eine gesellschaftliche Realität.
Es geht nicht um persönliche Opferhaltung, sondern um gleiche Chancen.
Mitbestimmung, Tarifbindung & gerechte Löhne sind keine Geschenke, sondern verfassungsmäßige Rechte und sie fehlen bis heute in weiten Teilen des Ostens.
Die Fakten sprechen eine klare Sprache.
Weniger als die Hälfte der Beschäftigten im Osten hat Tarifverträge, im Westen ist es die Mehrheit
(Hans-Böckler-Stiftung / WSI, Tarifbindung in Deutschland 2023, WSI-Pressemitteilung 2023).
Ostdeutsche Haushalte verfügen über deutlich weniger Vermögen, nicht weil die Menschen „nichts schaffen“, sondern weil Privatisierung, Arbeitsplatzabbau & fehlende Investitionen nach der Wende systematisch Nachteile geschaffen haben.
Zu sagen, die Menschen hätten nur „mehr fordern“ müssen, klingt da eher wie ein schlechter Witz… als hätte man nach der Abwicklung von Hunderttausenden Jobs bloß vergessen, höflich genug nach fairer Bezahlung zu fragen.
Dass Millionen bis heute in schwächeren Strukturen leben, ist kein persönliches Versagen, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen.
Wer das benennt, jammert nicht und wer sich damit abgefunden hat, übersieht nur, dass hier eingefordert wird, was längst selbstverständlich sein sollte, gleiche Chancen, gleiche Löhne, gleiche Teilhabe.
Wer das ignoriert, redet nicht von Zusammenwachsen, sondern von Wegschauen.
GENAU diese Haltung, wegen Menschen wie dir, hat uns seit 35 Jahren davon abgehalten, echte Einheit zu schaffen.
Du hast also nichts geschafft. Du hast dich nie bemüht. Nicht für mehr Lohn, nicht für mehr Zusammenhalt. Du willst Vollkasko, aber keine Beiträge zahlen.
Du willst nur jammern.
„Wer das benennt, jammert nicht…“ – für mich klingt das ehrlich gesagt schon nach Jammern. Es wird wieder nur das gesehen, was nicht funktioniert oder wo Unterschiede bestehen. Aber man muss die Ausgangslage betrachten:
Zur Wende stand die DDR-Wirtschaft am Boden – technologisch rückständig, ineffizient und international kaum konkurrenzfähig. Ganze Industriezweige waren nicht marktfähig, viele Betriebe überaltert. Der Neustart 1990 war also kein Aufholen aus gleicher Position, sondern ein kompletter Systembruch.
Auch beim Vermögen ist der Unterschied erklärbar: In Westdeutschland konnte über Jahrzehnte Eigentum aufgebaut und vererbt werden – Immobilien, Betriebsvermögen, Kapitalanlagen. Im Osten begann man 1990 praktisch bei null. Dass daraus bis heute eine Lücke besteht, ist keine Frage von Fleiß oder Mentalität, sondern eine Folge der unterschiedlichen Startbedingungen.
Wer also nur die Differenzen betont, übersieht: Es gab nie gleiche Ausgangslagen. Und trotzdem sind enorme Fortschritte erreicht worden – wirtschaftlich, infrastrukturell, gesellschaftlich.
Dem Durchschnitts-Ossi geht es heute besser als vor der Wende und trotzdem wird gejammert und gemeckert. Wer sich dauerhaft in der Opferrolle sieht, übersieht nicht nur die historischen Ursachen, sondern auch die Chancen, die längst da sind.
Ausgerechnet die Gewerkschaftsbonzen, die bei der Deindustrialisierung des Ostens in den 90er Jahren eine wirklich unrühmliche Rolle gespielt haben, plustern sich jetzt auf.
du plusterst auch
Vielen Dank für den Kommentar von : !! Ja, wir schauen zu wenig auf die „Haben -Seite“ und die Ausgangslage. Auch gibt es nicht nur im „Osten “ strukturschwache Regionen. Ich wohne in Sachsen -Anhalt und habe Familie und Freunde in Thüringen, Hessen, Sachsen, Niedersachsen,Bayern, Schleswig-Holstein, ich brauche keine Himmelsrichtungen nach 35 Jahren ! Bei der Meckerei frage ich mich, wie wir die Wende vor 35 Jahren geschafft haben. Vielleicht waren ja die, die jetzt nur meckern auch gar nicht dabei. Ich wünsche uns ein gestaltendes Miteinander mit dem Blick in die Zukunft