Kanzniederlegungen und Gedenken zum Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung
Mit Kranzniederlegungen auf dem Gertraudenfriedhof wurde am Sonntag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Der Landesverband der Verfolgten des Naziregimes und der Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Sachsen-Anhalt e.V. hatten dazu eingeladen.
Die Gedenkrede hielt Jane Unger vom Stadtmuseum. Sie mahnte. Die wirkliche Bewährungsprobe der Erinnerungskultur stehe bevor. Sie forderte mehr Zeit für die Zeitgeschichte im Unterricht. Es müsse dargestellt werden, dass der Nationalsozialismus eine Katastrophe für die Menschheit war. Mit Biografien müsse man zeigen, wie man zum Täter wird. Denn der Aufstieg des Nationalsozialismus sei aus der Mitte der Gesellschaft heraus passiert. Unger forderte die Verteidigung der Menschenrechte und Demokratie. „Wir müssen die Demokratie schützen, damit sie nicht wieder verloren geht.“
Am Denkmal der “679 vom nationalsozialistischen Staat Gemordeten” wurden anschließend Kränze niedergelegt. Tatsächlich sind hier lediglich 455 Opfer begraben, die restlichen 224 Urnen sind in einem internationalen Bereich des Gertraudenfriedhofs bestattet. Unter den Toten, an die mit der Gedenkstätte erinnert wird, waren auch 150 Kranke und Behinderte. Vertreter von SPD und Linken nahmen an der Kranzniederlegung teil, aber auch die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde. Letzte wurde nach der Wende unter anderem von Stasi-Mitarbeitern gegründet.
Die Geschichte des Gedenktages geht ins Jahr 1945 zurück. Damals ergriffen Überlebende der Nazidiktatur 1945 die Initiative und führten in Berlin-Neukölln in der Werner-Seelenbinder-Kampfarena eine Gedenkfeier mit 100.000 Teilnehmern durch. Doch ab 1947 habe eine Schlussstrich-Mentalität eingesetzt. Der Osten führte den Tag der Opfer des Faschismus ein, der durch das Regime für die eigene Legitimierung missbraucht worden sei. Im Westen hingegen galt eine Teilnahme am OdF-Tag als prokommunistische Aktion. Und so hatte sich in Ost und West eine unterschiedliche Gedenkkultur entwickelt. Erst seit der politischen Wende 1989 findet das Gedenken als “Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung” gemeinsam in Ost wie West statt.
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