Keine Mehrheit für 35 Häuser in Kröllwitz: Stadtrat lehnt Bauvorhaben im Wildentenweg ab
Das geplante Bauvorhaben im Wildentenweg in Halle-Kröllwitz hat im Stadtrat eine Abfuhr erhalten. Ein Investor will hier 35 Häuser mit jeweils zwei Wohnungen errichten. Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan wurde abgelehnt. 25 Räte waren dagegen, nur 22 dafür und 3 Räte enthielten sich. Die Stadträte haben eine halbe Stunde diskutiert, zuvor gab es schon in der Bürgerfragestunde jede Menge Anfragen.
Christoph Bergner (CDU) wollte den Aufstellungsbeschluss noch um Fragen zum Verkehrskonzept, der Waldfläche und ein hydrologisches Gutachten in den Aufstellungsbeschluss mit einflechten. Er frage sich, ob es ein Beitrag zu einer guten Stadtentwicklung handele, sagte Eric Eigendorf (SPD), es gebe noch viele offene Fragen. Auch Tom Wolter (MitBürger) versagte die Zustimmung seiner Fraktion zum Aufstellungsbeschluss. Seine Fraktion will die Beibehaltung des Waldstücks und die Begrenzung des Straßenquerschnitt im Blesshuhnweg. Kay Senius (SPD stellt den Antragung auf Vertagung, es gebe noch viele offene Fragen. Allerdings wurde mit einem Patte der Geschäftsordnungsantrag abgelehnt und die Debatte geht weiter.
Es problematisch sehe man an, dass die neue Wohnbebauung direkt an das Landschaftsschutzgebiet grenzt, beklagte Wolfgang Aldag (Grüne). Thomas Schied (Linke) meinte, man habe den Eindruck, die Verwaltung wolle die Vorstellungen des Investors durchsetzen. Die berechtigten Fragen der Einwohner seien nicht beantwortet worden. Andreas Heinrich (AfD) sprach von „Egoistischen Blockadevorstellungen“ der Anwohner, woraufhin sich Unmut in Publikum regte. „Unverschämt“ war beispielsweise zu hören.
„Wenn wir in dieser Stadt etwas entwickeln wollen, muss das auch möglich sein“, sagte Andreas Scholtyssek (CDU). Der Stadtrat habe eine Verantwortung für die gesamte Stadt. Man sei grundsätzlich für die Bebauung, habe aber noch einige offene Fragen. „Wir brauchen Möglichkeiten, neuzubauen“, sagte Johannes Menke (Freie Wähler).
Die Beschlussvorlage für den Stadtrat enthalte keine Formulierung für ein Verkehrskonzept, sagte eine Anwohner des Wildentenwegs. Dabei habe selbst Oberbürgermeister Wiegand in einer Bürgerversammlung ein Verkehrskonzept als zwingend notwendig erachtet. Angesichts der zu erwartenden neuen Einwohner von mehr als 200 sei eine Straßenbreite im Wildentenweg von mindestens 5,50m nötig, in der Beschlussvorlage sei keine Spur davon. Der Verwaltung wirft er vor, zu beschwichtigen. „Es geht nur um den Aufstellungsbeschluss“, sagte Planungsdezernent René Rebenstorf. All diese Fragen werden im weiteren Verfahren erläutert. Das Verkehrsaufkommen hält die Stadt für bewältigbar, die Bebauungsdichte sei überschaubar. Der Wildentenweg werde im Bereich des Bauvorhabens ausgebaut.
Vitale Bäume und vitaler Wald sollen platt gemacht werden, beklagte die nächste Bürgerin zu dem geplanten Bauvorhaben im Wildentenweg. Eichen in den Gebiet seien bis zu 130 Jahre alt. Laut Baudezernent René Rebenstorf sollen an einer neuen Stellen doppelt so viele Bäume gepflanzt werden wie wegfallen. Zudem sei die Stelle nur formal ein Wald aber nicht physisch, da durch den Sturm vor einigen Jahren schon zahlreiche Bäume geschädigt sind.
Eine Anwohnerin beklagte, dass der Investor keinen Fußweg und keinen Radweg vorsehe. Dies stimme sie als Mutter eines Erstklässlers mit Sorge. „Wie sollen die Kinder gefahrlos ihren Schulweg absolvieren, wenn dafür keine Schutzmaßnahmen vorgesehen sind?“, fragte. Angesichts der Grundstückspreise kann sie auch keine „Familienverträglichkeit“ erkennen. Rebenstorf hingegen sieht das hingegen durchaus gegeben. Ziel solle es sein, junge Familien in der Stadt zu halten. Es handele sich um keinen Durchgangsverkehrs, so Rebenstorf. Die Straßen seien eine gemischte Verkehrsfläche für alle Anwohner.
Die nächste Anwohnerin des Wildentenwegs erkundigt sich nach den Kosten, die die Stadt zu tragen hat. Laut Beschlussvorlage sollen keine entstehen. Dies sieht sie anders, zum Beispiel für den Straßenbau, die Beleuchtung und die Entwässerung. Daneben will sie wissen, was die Stadt einnimmt für den Verkauf einnimmt. Der Investor trage die Kosten für den Ausbau, so Baudezernent Rebenstorf.
Die Bebauung im Wildentenweg solle in einer kritischen Topgrafie erfolgen, meinte eine Anliegerin des Blesshuhnwegs. Zudem gebe es keine Lösung für die Ableitung des Regenwassers. Zudem will sie wissen, wer die Instandsetzung der anliegenden Straßen zahlt, die durch die Schwerlasttransporter geschädigt werden. Naturfläche werde platt gemacht. Baudezernent Rebenstorf verweist noch einmal darauf, dass es sich erst um den Aufstellungsbeschluss handele. Vor Beginn der Maßnahmen erfolge eine Bestandsaufnahme der Straßen. Etwaige Schäden habe der Investor zu beseitigen. Den entstehenden Verkehr, der durch die neuen Bewohner entsteht, hält er für bewältigbar. Die Anwohnerin befürchtet dagegen eine Verdreifachung des Verkehrsaufkommens. Zudem bemängelte sie, dass Stadtentwicklung investorgesteuert ist, zudem werde unberührter Naturraum zerstört.
Auch der folgende Anwohner des Wildentenwegs spricht nun. Laut Bundesnaturschutzgesetz sollen Biotope geschützt werden, sagte er. Er will wissen, warum im Aufstellungsbeschluss der Erhalt der Biotope nicht gefordert wird.
Eine weitere Anwohnerin des Wildentenwegs beklagte, dass Vorschläge der Anwohner nicht beachtet werden. Auch sie beklagte Baumfällungen und die Versieglung von Flächen. Ebenso bemängelte sie das fehlende Verkehrskonzept.
Ein Hydrogeologe des Helmholtz-Instituts und Anwohner erklärte, der Baugrund im Wildentenweg sei schwierig – mit Blick auf das Schichtenwasser und den spröden Porphyrboden. Der steile Hang und die Bodenversiegelung seien nicht ausreichend beachtet. Auch fürchtet er Erosion an den Straßen durch das zusätzliche Regenwasser, das durch die Versiegelung auf die Straßen fließt.
„Wir möchten sie Gelegenheit bieten, das sich die Stadt Halle weiter entwickelt“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand. Er frage sich wie sich die Stadt entwickeln soll, wenn gegen jeden Bauvorhaben nach dem Motto „nicht vor meiner Tür“ vorgegangen wird. Zudem gebe es auch noch eine andere Bürgerinitiative in dem Gebiet, mit der die Bebauung abgestimmt wurde.
Rums! Geil! Das war Bürgermacht! So, Herr OB! Wir hatten unseren Spaß. Nun gehen Sie bitte in Widerspruch: die Ablehnung ist nachteilig für den Inv …. ähhh …. die Stadt! Wir stimmen jetzt solange ab, bis der Plan durch ist! Das machen wir nämlich immer so!
„„Wenn wir in dieser Stadt etwas entwickeln wollen, muss das auch möglich sein“, sagte Andreas Scholtyssek (CDU)“
Sinnloses Geschwafel. Wenn irgendwer demnächst auf die Idee kommt, mitten in Halle ein Atomkraftwerk zu bauen, ist der Herr S. also auch dafür?
Nich zu früh freuen. Die Versuchen bestimmt einen anderen Weg.
OB wird in den Widerspruch gehen, da es sich um einen Aufstellungsbeschluss handelt und wird mit massiven wirtschaftlichen Nachteil argumentieren. Der Eindruck der Anwohner, sie wollen nur ihre Scholle mit Idylle retten ist nicht von der Hand zu weisen.
Wartet ein halbes Jahr ab, dann geht es weiter. Irgendwann kippen die kleinen Mehrheitsneschaffer um, dann ist bei den Grünen Essig mit Ablehnung und wenn es ein Angebot von dem ein oder anderen Grundstück gibt.
Ich finde „Mehrheitsneschaffer “ besonders hervorhebenswert. Was kosten die denn? Gibt es die auch im Dutzend?
Warum sollte der OB in den Widerspruch gehen? Die Planung muss überarbeitet werden … weniger Häuser, weniger Fällungen.
Hoffentlich, aber freibauende EFH ohne Bauträger wären endlich mal wieder eine richtige Entscheidung. Am Ende stehen dort Häuser mit sehr viel Grün und minimaler Versiegelung. Die Anwohner wollen einfach unter sich bleiben, dass Klang deutlich in den Redebeiträgen durch. Da werden schon obskure Gründe gesucht. Wildwuchs, schmale Straßen und Wasser.
Schmale Straßen ohne Fußweg, da empfehle ich mal den Blick in schon bestehende Siedlungen in Kröllwitz im Süden, Wasser ist auch bei vielen anderen Grundstücken ein Problem.
„Die Anwohner wollen einfach unter sich bleiben“
Na und? Du würdest auch nicht wollen, dass sich die Einwohnerzahl samt Lärm und Autoverkehr usw. in Deinem Wohnumfeld verdoppelt und dafür ein Wäldchen verschwindet und du dafür vielleicht zukünftig auf Mauern statt in Baumkronen gucken musst.
Das nennt man Egoismus!
Ja und?
Nein, man nennt es „Sinken der Lebensqualität“. Glück für die Wildentenweg-Bewohner, so wie das ausgegangen ist. In anderen Ecken von Halle ist es leider nicht so. Da besteht der Egoismus nämlich darin, daß für das eigene Interesse die Anderen die neuen (neu = schlecht) Gegebenheiten hinnehmen müssen, ohne dagegen etwas tun zu können.
Diese Entscheidung ist spätestens im nächsten Jahr hinfällig.So wichtig ist der Stadtrat nicht.
Am besten baumhäuser bauen
Da mußt du dich an Stadtratsoberbaumeister Thommy Schied wenden. Der kann dich dabei bestimmt gut beraten.
Es geht nicht grundsätzlich um die Verhinderung weiterer Wohnhäuser, sondern darum, wieviel Bebauung an welcher Stelle sinnvoll ist. Die Maximalvariante wurde jetzt abgelehnt. Zu Recht.
Ich bin auch gegen Häuser in einer Stadt
Was ist denn wichtiger für eine Stadt? Begrünte Dächer schon mal so was gesehen? Bäume wachsen im Hof. Aber in einer Stadt Häuser, das ist ja was ganz Neues. Menschen leben ja auf Bäumen
„Was ist denn wichtiger für eine Stadt?“
Wie wäre es mit einem lebenswerten Wohnumfeld? Bebauung ja, aber mit Augenmaß, genügend Freiflächen dazwischen mit Bäumen und Sträuchern, Spiel- und Sportplätze, Hundewiesen, und ja, auch mal „Wildwuchs“, denn genau das brauchen auch Tiere wie Igel, Vögel, Eichhörnchen… Sollen Kinder Natur und Tiere nur noch aus den Medien kennen oder aus dem Zoo?
Nicht Maximalbebauung in jedem Winkel und autogerechte Infrastruktur machen ein lebenswertes Wohnumfeld. Wir sind hier nicht in „Tokio“ und wollen es auch nicht werden. Lärmende Betonwüsten gibt es schon zu viele.
Na in Autos leben auch nur die wenigsten Menschen, und trotzdem wird ihnen sehr viel Platz in der Stadt eingeräumt.
Das mit der Grammatik und Satzbau ist eben so suspekt wie das Bauvorhaben.
Großes Parkhaus bauen und Wildentenweg Kfz-frei!
Die Bewohner wollen doch Natur. 35000 Wildenten ansiedeln, die düngen mit ihrer Scheiße alles. Das ist dann Natur.
Die Anwohner wollen nicht Natur, sie haben sie schon. Und das soll so bleiben – finden nicht nur die Anwohner. Zu viele Bäume sind in den letzten 20 Jahren in Halle schon verschwunden, langsam reicht es. Durch Trockenjahre werden ohnehin noch viele verlorengehen. Jetzt heißt es also erst recht, vorhandenen Altbaumbestand erhalten.
Ich hab’s gewusst, ihr wart nur dagegen, um dem OB eins auszuwischen, genauso habe ich mir das gedacht als ich das Foto sah. Unehrlich und stänkern