Landesregierung sieht Investitionsbedarf von 950 Millionen Euro an der Uniklinik Halle – enge Kooperation mit Magdeburg vorgesehen

Die Landesregierung hat am Dienstag wichtige Weichen für eine erfolgreiche Entwicklung der Universitätsklinika in Sachsen-Anhalt gestellt. Das Kabinett gab den Gesetzentwurf zur Änderung des Hochschulmedizingesetzes sowie zur Anpassung des Hochschulgesetzes zur Anhörung frei und nahm darüber hinaus das Konzept „Universitätsmedizin Sachsen-Anhalt 2030“ zur Kenntnis. „Von der heutigen Kabinettsitzung geht eine klare Botschaft aus: Trotz aller Herausforderungen bekennt sich das Land Sachsen-Anhalt glasklar zu seinen zwei leistungsstarken Standorten der Universitätsmedizin in Halle und Magdeburg. Wir werden strukturell und finanziell die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um beide Klinika zukunftsfest aufzustellen“, erklärte Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann.
Das Konzept „Universitätsmedizin Sachsen-Anhalt 2030“, das unter Beteiligung der beiden Uniklinika, der Medizinischen Fakultäten sowie des Gesundheits- und Finanzressorts federführend vom Wissenschaftsministerium erarbeitet wurde, bekräftigt das Bekenntnis der Landesregierung zu den zwei universitätsmedizinischen Standorten in Magdeburg und Halle. Es skizziert zugleich, wie sich die Klinika in Zukunft aufstellen sollen. So wird ihr bisheriges Aufgabenspektrum aus Forschung, Lehre und Krankenversorgung um den Bereich der systemrelevanten Koordinations- und Innovationsaufgaben zwischen Wissenschaft und Versorgung auf regionaler und überregionaler Ebene ergänzt. „Die beiden Universitätsklinika werden – ohne die Bedeutung anderer Krankenhäuser zu schmälern – das Rückgrat der Gesundheitsvorsorge und -versorgung in Sachsen-Anhalt bilden“, erklärte Willingmann.
In der Forschung bilden die Themenbereiche Zelltherapie, Medizin-Robotik und Gesundheitsforschung die Basis. Sie verbinden die bereits etablierten Forschungsschwerpunkte der beiden Einrichtungen und schärfen ihr Profil. Herausforderungen wie demographischer Wandel und Fachkräftegewinnung prägen künftig auch die Lehre. In den Studiengängen Humanmedizin und Zahnmedizin, aber auch in den Studiengängen der Berufsfelder Pflege und Hebamme sowie perspektivisch in Studiengängen wie Physician Assistance sollen die Studierenden und Auszubildenden auf diese Herausforderungen besser vorbereitet werden. So werden hier elektronische Patientenakte, Robotik, Genomik, Bioinformatik sowie KI-basierte Entscheidungen verstärkt Gegenstand der Ausbildung.
Telemedizinische Plattform für flächendeckende Versorgung
Die Krankenversorgung der beiden Universitätsmedizinstandorte soll bestmögliche Versorgung und differenzierte Spezialisierung in allen Bereichen der Medizin anbieten. Beide Standorte haben sich bereits in einigen Bereichen auf Haupt- und Nebenstandorte geeinigt, dazu gehören die Rechtsmedizin (Halle), die Nuklearmedizin (Magdeburg), die Geschichte in der Medizin (Magdeburg) und die Ethik in der Medizin (Halle). Im Bereich der Immunologie wird die gesamte Breite des Fachs in Magdeburg vertreten, schwerpunktmäßig die Tumor-Immunologie in Halle. Um langfristig eine flächendeckende Versorgung gewährleisten zu können, ist beabsichtigt, auf Landesebene eine telemedizinische Plattform (TeleSAN) zu entwickeln. Ziel dieser Plattform ist es, dass künftig ärztliche Leistungen jederzeit und überall angeboten werden können.
Regionale Kooperationen
Neben der Zusammenarbeit untereinander arbeiten die beiden Universitätsmedizinstandorte in Zukunft verstärkt auch mit regionalen Partnern zusammen. So wurden Kooperationen in Halle mit dem Krankenhaus Bergmannstrost und dem Diakoniekrankenhaus und in Magdeburg mit der Lungenklinik Lostau und dem Klinikum Magdeburg abgeschlossen oder gesellschaftsrechtliche Beteiligungen weiterverfolgt.
Baumaßnahmen sollen wirtschaftliche Situation langfristig stabilisieren
Um die wirtschaftlich angespannte Lage der Universitätsklinika in Deutschland zu stabilisieren, hat die Bundesregierung das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) auf den Weg gebracht, das aktuell Gegenstand der Beratungen im Bundesrat ist. Für die Universitätsklinika in Sachsen-Anhalt ist neben der vom Bund avisierten Reform der Vergütungsstrukturen aber auch die bauliche Fortentwicklung der Standorte von zentraler Bedeutung. „Mit dem Konzept ‚Universitätsmedizin Sachsen-Anhalt 2030‘ bekennt sich die Landesregierung auch zu erheblichen Investitionen an beiden Standorten“, erklärte Willingmann. „Ein Teil der Bauprojekte ist auch bereits in der Umsetzung.“
In Magdeburg befindet sich momentan das Herzzentrum im Bau und soll 2026 in Betrieb genommen werden. Ziel des Projektes ist eine enge Vernetzung zwischen Kardiologie und Herzchirurgie. Darüber hinaus wurden per Kabinetts- und Aufsichtsratsbeschluss die Weichen für die Umsetzung des Masterplans Bau gestellt. Der Finanzausschuss des Landtags von Sachsen-Anhalt muss nun über die Finanzierung der im Masterplan enthaltenen Maßnahmen entscheiden, deren Kosten auf rund 1,06 Milliarden Euro geschätzt werden. Ein zentrales Element der Konzeption ist der Neubau des Zentralklinikums, der durch eine effiziente Erweiterung der Häuser 60a und 60b realisiert werden soll.
Am Standort Halle ist der Neubau der Medizinischen Fakultät (Theoretikum) in Planung. Zudem soll mit der Errichtung eines Pandemieresilienzzentrums eine Erhöhung der Resilienz für künftige Krisensituationen im Gesundheitsbereich etabliert werden. Die Unterstützung des Ausbaus der ambulanten Medizin und deren Versorgungsstruktur ist ein weiterer strategischer Baustein. Die Landesregierung rechnet für den Standort der Universitätsmedizin Halle mit einem Investitionsbedarf von mindestens 950 Millionen Euro.
Hochschulmedizingesetz: Mehr wirtschaftliche Eigenverantwortung für Uniklinika
Eine wichtige gesetzliche Basis für die Fortentwicklung der Universitätsmedizin Sachsen-Anhalts in den kommenden Jahren bildet die Änderung des Hochschulmedizingesetzes (HMG), das vom Kabinett heute beschlossen und zur Anhörung freigegeben wurde. Ziel ist es, den Universitätsklinika mehr wirtschaftliche Eigenverantwortung einzuräumen und ihre Investitionstätigkeiten zu fördern. Erstmals werden die Universitätsklinika zur Deckung ihres Investitionsbedarfs auch in limitiertem Umfang Kredite aufnehmen sowie Rücklagen bilden können. Auch erhalten sie die Möglichkeit, überjährige Verpflichtungen einzugehen, um langfristige Investitionsprojekte zu sichern. Um den Aufbau sektorenübergreifender Versorgungsnetzwerke zu schaffen, sollen im HMG Rechtsgrundlagen für Kooperationen der Uniklinika mit anderen Krankenhäusern des Landes verankert werden.
Bitte Schreibfehler in der Überschrift korrigieren.
Danke 🙂
Wieso sollen die Kliniken selbstständig Kredite aufnehmen können bzw. müssen? Ist es nicht Aufgabe des Landes, den entsprechenden Investitionsbedarf per Haushaltsplan zu ermöglichen?
Weil Kliniken heutzutage keine Daseinsfürsorge mehr sein sollen, sondern Wirtschaftsunternehmen, die möglichst Gewinne erzielen sollen. Der neoliberale Thatcher-Ungeist ist wie Krebs, er breitet sich überall aus…
„Weil Kliniken heutzutage keine Daseinsfürsorge mehr sein sollen, sondern Wirtschaftsunternehmen, die möglichst Gewinne erzielen sollen.“
Das ist auch völlig richtig so, denn Kliniken bieten Dienstleistungen gegen Bezahlung an. Von daher sind Gewinne auch völlig in Ordnung und notwendig.
„Der neoliberale Thatcher-Ungeist ist wie Krebs, er breitet sich überall aus…“
Nein, der „Thatcher-Geist“ ist eher die Heilung von Bürokratie und Ineffizienz. Öffentliche Krankenhäuser sind ein Anachronismus. Private KH arbeiten viel effizienter und kostengünstiger.
Wenn doch nur unsere blöde Verfassung nicht wär…
Das Grundgesetz verbietet die Privatisierung von Kliniken und Unikliniken nicht.
Nein, nein mit „unsere blöde Verfassung“ meint er seine und seine Verfassung.
Nicht das Grundgesetz, nicht die Verfassung von Sachsen Anhalt.
Oder sonst irgendwas offizielles.
Von einem Anachronsimus zu sprechen ist falsch. Auch arbeiten private KH nicht viel effizienter und kostengünstiger. Mag sein, dass der Betreiber Geld damit verdient, aber die Lage in Sachsen-Anhalt zeigt, dass die Versorgung durch privatisierte Krankenhäusern immer schlechter wird, sowohl Qualität als auch Verteilung.
Dass es in Hessen an einer Stelle funktioniert, liegt vor allem daran, dass die Universitäten dort weiter Forschung und Lehre betreiben – natürlich auf Staatskosten. Das ist ein nicht unwesentlicher Teil des Personals.
Kannst ja mal in Hettstedt, Aschersleben oder Bernburg nachfragen, wie die Menschen dort mit dem Angebot zufrieden sind. Musst du nicht weit reisen, denn die meisten, die dort ein Krankenhaus brauchen, kommen nach Halle…
Das ist ja genau der Knackpunkt: Krankenhäuser sind nicht vorrangig dazu da, kostengünstig und effizient zu arbeiten, sondern kranke Menschen bestmöglich zu versorgen und zu heilen. Wie die Privatisierung von Gesundheitsleistungen aussieht, sieht man ja an den USA, wo Leute schon in lebenslange finanzielle Schwierigkeiten kommen, weil allein die Fahrt mit einem Krankenwagen mehrere tausend Dollar kostet. Und wenn man in der Notaufnahme vorstellig wird, dann kostet eine zehnminütige Diagnose gern mal fünfstellige Beträge. Dafür bekommen Ärzte da 300.000 Dollar Gehalt pro Jahr, und das nennen Leute wie PaulusHallenser dann „effizient und kostengünstig“. 🙄
„Das ist ja genau der Knackpunkt: Krankenhäuser sind nicht vorrangig dazu da, kostengünstig und effizient zu arbeiten“
10010110,
doch, genau das ist deren Aufgabe, ob es Ihnen passt oder nicht.
„Und wenn man in der Notaufnahme vorstellig wird, dann kostet eine zehnminütige Diagnose gern mal fünfstellige Beträge.“
Waren Sie jemals in den USA? Ihre Behauptungen entbehren jedweder Grundlage.
„Dafür bekommen Ärzte da 300.000 Dollar Gehalt pro Jahr“
Was auch völlig in Ordnung ist, denn auch Ärzte haben nichts zu verschenken.
Juhu.
Mit der Denke privatisieren wir die Feuerwehr und die ganze Stadt.
Ich kaufe die Straßen im Paulusviertel und biete sie als Leistung an. Hab gehört, Gewinne sind voll in Ordnung und notwendig.
Abgesehen von Polizei und Feuerwehr kann alles privatisiert werden. Es braucht keine öffentlichen Strukturen, wenn es auch privat geht.
@ Paulus: Man merkt, dass Sie nicht die leiseste Ahnung vom deutschen Gesundheitswesen haben und davon, wie sich ein Krankenhaus (re)finanziert und unter welchen gesetzlichen Rahmenbedingungen es arbeiten muss, besonders als Maximalversorger.
Wie sind Sie eigentlich zu einer Person geworden, die sich anmaßt, zu wirklich jedem Thema (!) – trotz totaler Ahnungslosigkeit und Inkompetenz – etwas beitragen zu müssen?
Diesen zwanghaften (und krankhaften?) Reflex kann ich nicht nachvollziehen. Bis auf Ihr halbgares liberales Geschwurbel kommt inhaltlich nichts – absolut gar nichts.
Bitte immer daran denken, dass CDU und SPD das UK und die Medizin in Halle noch vor einigen Jahren abwickeln wollten.
Was auch ein völlig richtiger Ansatz ist. Es gibt bereits eine private Uniklinik und zwar das Uniklinikum Gießen und Marburg. Diese Einrichtung wird privat betrieben und ist ein hervorragendes Vorbild für die hallesche Uniklinik.
So wie du unentwegt bei jedem Thema auf „privat“ rumreitest, kann man nur von Ideologie ausgehen.