Landessynode der Evangelischen Kirche endete mit Solidaritätsfoto zum Tag gegen Gewalt an Frauen – Beschlüsse zu Antisemitismus, Sexualisierter Gewalt und Armut, Hamas-Angriff auf Israel verurteilt
Mit Beschlüssen zu Kirchengesetzen und Anträgen ist am Samstagmittag die Landessynoden-Tagung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zu Ende gegangen. Themen waren unter anderem der Nahost-Konflikt und Antisemitismus, die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Landeskirche, das Verhindern von Armut, friedensethisches Handeln und der Doppelhaushalt. Zum heutigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen gab es ebenfalls einen Beschluss sowie ein Solidaritäts-Foto der Synodalen.
Die Landessynode verurteilt „den brutalen und menschenverachtenden Angriff“ der Hamas auf Israel am 7. Oktober, fordert die sofortige Freilassung aller Geiseln und beklagt die zivilen Opfer, die dieser Konflikt sowohl auf der israelischen als auch der palästinensischen Seite fordert. „Die Verantwortung für diese Eskalation trägt die Hamas. Sie ist nicht mit den Palästinensern und Palästinenserinnen gleichzusetzen. Die Landessynode warnt deshalb vor einer Vereinfachung, die allen Palästinensern Antisemitismus unterstellt“, so die Parlamentarier. Trotz der Gefahr des Missbrauchs sei es unverzichtbar, den Zivilisten in Gaza den Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen. Mit Blick auf die Auswirkungen in Deutschland hieß es, dass die jüdischen Gemeinden in schwerer Bedrängnis seien, der alltägliche Antisemitismus habe sich unerträglich verschärft und jüdische Einrichtungen müssten noch stärker geschützt werden. „Die Landessynode verurteilt auf das Schärfste Mordaufrufe und Drohbriefe gegenüber Jüdinnen und Juden und Schmierereien an Einrichtungen, darunter auch die Anschläge auf die Synagoge in Erfurt in der Nacht vom 11. auf den 12. November. Antisemitismus ist Sünde“, betonten die Synodalen.
„Wir nehmen wahr, dass sexualisierte Gewalt in unserer Kirche eine Realität war und ist. Die Erfahrungen der Betroffenen und das Versagen kirchlicher Verantwortungsstrukturen zeigen uns, dass Sensibilisierung für dieses Thema, Aufarbeitung und Prävention eine bleibende Aufgabe für unsere Kirche ist. Präventionsarbeit ist fortzuführen und auszubauen. Schutzkonzepte müssen für alle Bereiche kirchlichen Lebens weiterentwickelt und umgesetzt werden. Dafür wollen wir auch weiter mit Betroffenen im Gespräch bleiben“, hieß es in einem weiteren Beschluss der Synode. Sie dankte dafür, dass eine Begegnung mit Betroffenen möglich wurde, und formulierte „das Entsetzen über das, was ihnen angetan wurde“. Die Begegnung sei berührend und erschütternd gewesen. „Sie machte deutlich, dass das Thema auf allen Ebenen unserer Landeskirche weiter wahrgenommen und daran gearbeitet werden muss. Wir sind berührt von dem Mut und der Bereitschaft, mit der die Betroffenen ihre schmerzlichen Erfahrungen mit uns geteilt haben“, hieß es. Es sei deutlich geworden, dass es sich nicht allein um ein Thema der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen handelt, sondern auch alle anderen Bereiche des kirchlichen Lebens betrifft.
Zum Diakoniebericht betonten die Parlamentarier, dass Armut eine große Herausforderung in unserer reichen Gesellschaft sei. Sie forderten die Rücknahme von Kürzungen im Bereich Migration und Integration, bei politischer Bildung, der Demokratiearbeit und bei den Freiwilligendiensten im Bundeshaushalt und den Landeshaushalten. Weiter hieß es, dass Armut häufig innerhalb der Kirche unzureichend wahrgenommen werde. Die Landessynode bittet Kirchengemeinden, Kirchenkreise und kirchliche Werke, aktiv Teilhabechancen für von Armut betroffene Menschen zu eröffnen und Hilfsprojekte zu unterstützen sowie Ideen zu entwickeln, um für von Armut betroffene Menschen soziale Teilhabe zu ermöglichen und damit Vereinsamung und gesellschaftlicher Isolation entgegen zu wirken sowie durch Unterstützung der Potenziale jedes einzelnen Menschen zur Überwindung von Armut beizutragen. Die Kirchenkreise sollen sich mit diakonischen Einrichtungen und der Diakonie Mitteldeutschland stärker vernetzen.
In einem weiteren Beschluss wurde beklagt, dass sich unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine „friedensethisches Handeln verengt auf die Möglichkeiten militärischer Konfliktregelung und Drohkulissen“. Eine gewaltfreie Friedensordnung soll oberstes Ziel sein, zudem soll das Ziel einer atomwaffenfreien Welt diskutiert werden.
Die Landessynode unterstützt das Anliegen des Positionspapiers der Frauenvollversammlung der EKM für den Schutz von Frauen, Mädchen und weiblich wahrgenommen Personen vor Gewalt. Kirchengemeinden, Kirchenkreise und kirchliche Einrichtungen sollen sich sensibel und aufmerksam mit dem Problem der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen auseinandersetzen, eigene Handlungsmöglichkeiten zum Schutz von Frauen und Mädchen erschließen und sich dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen für eine Umsetzung der
konkreten Aufgaben gegen geschlechtsspezifische Gewalt geschaffen werden. So soll es Räume geben, in denen Mädchen und Frauen über ihre Erfahrungen sprechen können, in denen sie gehört und ernstgenommen werden. Auf Informationen über Hilfs-Angebote für Mädchen und Frauen, die von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind, soll wiederholt, verständlich und barrierearm hingewiesen werden und es soll mehr gezielte Bildungsarbeit zu dem Thema geben.
Das Kirchenparlament hat den Doppelhaushalt für die Jahre 2024 und 2025 beschlossen,
Für die Finanzierung der kirchlichen Aufgaben steht im kommenden Jahr eine Plansumme von 222,1 Millionen Euro zur Verfügung, für das Jahr 2025 sind es 223,7 Millionen Euro.
Die Landessynode unterstützt die Initiative der Beauftragten bei den Landesregierungen, zusammen mit dem Bischofskonvent, der Diakonie Mitteldeutschland und ökumenischen Partnern ein Wort zu den Wahlen 2024 zu verfassen.
Mit Blick auf Personalprobleme innerhalb der Landeskirche wurde beschlossen, dass derzeit nicht anstellungsfähige Mitarbeitende zur Verstärkung des Verkündigungsdienstes eingestellt werden können. Zudem sollen neue Berufsbilder im Verkündigungsdienst entwickelt werden. Die Landessynode betont die Notwendigkeit, den Pfarrberuf in der EKM attraktiv zu gestalten und begrüßt das neue Gesprächsformat „Zukunft des Pfarrberufs in der EKM“.
Alle Beteiligten an den aktuellen Strukturentwicklungen in Kirchenkreisen und Kreiskirchenämtern wurden gebeten, daran mitzuwirken, dass die Umstrukturierungs- und Entscheidungsprozesse strukturiert, transparent und zielführend gestaltet werden.
„Es wurden zu dieser Tagung sehr aufwühlende Themen debattiert. Inbesondere bewegt hat uns das Thema sexualisierter Gewalt“, resümiert Dieter Lomberg, Präses der Landessynode. „Das Leid von Menschen, die unter dem Dach der Kirche missbraucht wurden, macht mich sprachlos und hilflos: Ich kann das Leid nicht fassen und bin hilflos, wie die Folgen des Leids auch nur im Ansatz abgemildert werden können. Gerade deswegen müssen wir uns auf einen Weg zu diesen Menschen machen und sie fragen, was wir tun können, das ihnen gut tut! Es reicht nicht, um Entschuldigung zu bitten, wir müssen alles tun, um sexualisierte Gewalt zu vermeiden. Auch dabei hilft uns das Gespräch mit Betroffenen“, betont er.
Die 7. Tagung der III. Landessynode ist vom 11. bis 13. April 2024 im Kloster Drübeck geplant.
Hintergrund:
Die Landessynode besteht aus 80 gewählten und berufenen sowie solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste, Einrichtungen und Werke im Bereich der Landeskirche. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen, öffentlichen Sitzungen zusammen.
Foto EKMD
Solidaritätsfoto – da können sich jetzt alle was von kaufen. 🙄
10010110,
da gibt es etwas, was man nicht kaufen kann: Empathie. Das lernen Sie alter Miesepeter vielleicht auch noch eines Tages. 🙂
Da gibt es etwas, das nichts kostet: Symbolpolitik.
Bringt zwar nichts außer einem guten Image, aber ist das nicht das Wichtigste?
(Spoiler: Nein)
Die sollten sich lieber um die Politik kümmern
um Gottes willen nicht die auch noch .. die sollen sich mal mit ihren eigenen missbrauchsfällen beschäftigen.
da sind die auf Jahrzehnte beschäftigt
Seltsamer Weise verurteilt niemand die barbarische ,terroristische Vorgehensweise Israels gegen die zivile Bevölkerung ,wo Opfer keine Rolle spielen.
Wann wird so eine Vorgehensweise als Kriegsverbrechen betrachtet,aber es ist ja das sich ständig in die Opferrolle stellende Israel ! Pure Heuchelei !
aber aber … es ist doch Staatsräson
Realität ist, daß Israel der einzig demokratische und zivilisierte Staat in der Region ist, umgeben von islamisch-religösen Länder (Ägypten) oder schlimmer noch, von selbstherrlichen alleinherrschenden Monarchie-Diktaturen ( Saudi-Arabien und Golfstaaten) oder komplett korrupten und ruinierten Gebilden wie Libanon und Syrien! Alles Staaten in denen es wenige bis gar keine Bürgerrechte gibt und noch weniger Frauenrechte! Und Beispiele was passiert wenn der Islam in der Mehrheit ist, da der Islam eben Religion und politische Weltanschauung nicht trennt. Also viel Spaß unseren Nachkommen im Deutschland des Jahres 2100!!!
Das verurteilen viele. Musst nur Deine AFD Scheuklappe abnehmen.
Es hat mal einen gegeben, der das Vorgehen Israels verurteilt hat. Allerdings in grob verachtenswerter Weise in einem Wahlkampfflugblatt. Da gehört so ein Thema nicht hin. Zumal die Finanzierung auch noch gegen das Parteiengesetz verstiess.
Der Typ war anschliessend im ganzen Land isoliert und hatte die Staatsanwaltschaft am Arsch. Wie die Sache ausgegangen ist, ist bekannt. Möllemann.
In dieser Welt gibt es gute und böse Morde. Und sehr viele, zu viele, Gläubige.
„Seltsamer Weise verurteilt niemand die barbarische ,terroristische Vorgehensweise Israels gegen die zivile Bevölkerung ,wo Opfer keine Rolle spielen.“
Ich will den Nahostkonflikt nicht bewerten und weder für Israel noch die Palästinenser Partei ergreifen, aber heute spricht man vorzugsweise von „airstrikes“, zu deutsch „Luftschlägen“.
Ein Luftschlag erfolgt aus mehreren Kilometern Höhe oder von einem Flugzeugträger der 100 km entfernt ist. Jemand drückt auf einen Knopf und 100 km entfernt verbrennen die Menschen bei lebendigem Leibe.
Solange es davon keine Videos oder Fotos gibt, oder man deren Veröffentlichung verhindern kann, ist und es bleibt es eben ein kleiner, sauberer Airstrike und niemand regt sich auf. Ein Airstrike zur Bekämpfung von Terroristen.