Mord im Neustädter Tunnelbahnhof: Blumen und Kerzen erinnern an das Todesopfer
Es ist ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte, das fast aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden wäre. Am Dienstag, 29. Dezember 2025 jährte sich zum 26. Mal der Todestag von Jörg Danek. Er war das erste Todesopfer rechtsextremer Gewalt in Halle nach der Wiedervereinigung. Während die Tat im Alltag vieler Hallenser verblasst ist, setzen zivilgesellschaftliches Engagement und eine neue Gedenkplatte am Tunnelbahnhof Neustadt nun Zeichen gegen das Vergessen.
Am Eingang zum Tunnelbahnhof bot sich am Dienstag ein stilles Bild: Frische Blumen und brennende Kerzen erinnerten an den Mann, den viele in der Stadt damals nur als den „Professor“ kannten. Jörg Danek, damals 39 Jahre alt, war aufgrund seiner geistigen Behinderung, seines auffälligen Huts und seiner Brille ein bekanntes Gesicht im Stadtbild. Sein Leben endete in der Nacht vom 29. Dezember 1999 nach einer grausamen Tat, die an Kaltblütigkeit kaum zu überbieten war.
Ein Trio der Gewalt
Die Täter, ein Trio aus der rechten Szene, suchten sich ihr Opfer gezielt aus, um sich an ihm „abzureagieren“. Die Profile der Männer zeichneten schon damals ein erschreckendes Bild: Ein 19-jähriger Neonazi, erst kurz zuvor nach einem rassistischen Angriff aus der Haft entlassen. Ein 31-jähriger Alkoholiker, der bereits wegen eines Tötungsdelikts im Gefängnis gesessen hatte. Ein 22-Jähriger, der zur Tatzeit unter Bewährung stand.
Gegen 22:00 Uhr waren die Männer wegen aggressiven Verhaltens am Hauptbahnhof von Sicherheitskräften in die S-Bahn Richtung Neustadt gesetzt worden – eine fatale Entscheidung, wie sich kurz darauf zeigen sollte.
Das Drama im Tunnelbahnhof
In der Bahn begannen sie, den wehrlosen Danek zu malträtieren. Sie forderten sein Bier und sein Geld, schlugen ihm mit der Faust ins Gesicht und traten mit Springerstiefeln auf ihn ein. Seine Brille wurde zertreten. Trotz verzweifelter Gegenwehr hinderten sie ihn am Aussteigen und schleiften ihn am Tunnelbahnhof aus dem Waggon.
Im schwach beleuchteten Tunnel setzte sich die Qual fort. Die Täter verspotteten ihr Opfer, während sie ihn weiter schwer verletzten. Schließlich ließen sie ihn in einer Blutlache liegen – ihre Beute: eine Dose Bier und 2,50 D-Mark aus seinem Brustbeutel. Wenig später entdeckten ein Schaffner und Wachschutzbeamte den Schwerverletzten. Trotz sofortiger Hilfe durch einen Notarzt verstarb Jörg Danek kurz darauf im Krankenhaus.
Gerechtigkeit und Gedenken
Das Landgericht Halle fand im Jahr 2000 und in einer Revisionsverhandlung 2001 deutliche Worte. Der Haupttäter wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, wobei die besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde. Die Mittäter erhielten Haftstrafen von neuneinhalb und elf Jahren.
Lange Zeit erinnerte kaum etwas an das Verbrechen, bis private Initiativen eine erste Gedenktafel anbrachten. Zum 25. Todestag im vergangenen Jahr reagierte die Stadtverwaltung und ließ die Tafel am Tunneleingang offiziell erneuern.
Die Bundesregierung führt Jörg Danek heute offiziell als Opfer rechter Gewalt. Die kleine Gedenkplatte in Neustadt sorgt nun dafür, dass Passanten zumindest für einen Moment innehalten und sich an den „Professor“ erinnern, der wegen 2,50 Mark und aus purem Hass sein Leben lassen musste.










Sehr gut, dass er nicht vergessen wird.