Neues Verfahren am Krankenhaus Martha Maria: „Schrittmacher für die Zunge“ gibt Menschen mit Schlaf-Apnoe neue Hoffnung
Als erstes Krankenhaus in Mitteldeutschland bietet das Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau seit kurzem ein in Deutschland noch wenig verbreitetes operatives Verfahren gegen die gefährliche Schlaf-Apnoe (Atemaussetzer im Schlaf) an. Hierbei arbeiten die Klink für HNO und das Schlaflabor der Inneren Medizin 2 Hand in Hand.
Was ist die Schlaf-Apnoe?
Etwa 2% der Frauen und 4% der Männer leiden unter dieser Form der Schlafstörung. Diese „Atemaussetzer“ treten auf, wenn sich die Zunge und andere Weichgewebe des Rachens im Schlaf entspannen und die Atemwege blockieren. Dadurch sinkt der O2-Spiegel im Blut des Betroffenen und der Körper löst – im Glauben zu ersticken – eine Weckreaktion aus. Patienten dieser Krankheit leiden häufig an extremer Erschöpfung wegen der mangelnden Erholung im Schlaf. Wesentlich schwerwiegender sind jedoch die Folgen des nächtlichen Sauerstoffmangels. Die Risiken für Bluthochdruckerkrankungen, koronare Herzerkrankungen, Herzrhythmusstörungen, Diabetes Typ 2 und Schlaganfälle erhöhen sich um das drei-bis vierfache. Bisher wurden Apnoe Patienten entweder mit Hilfe mechanischer Mittel oder mit einer Schlafmaske therapiert oder direkt an Gaumen und Zunge operiert. Doch einige vertragen die Maske nicht und die OP reduziert die Zahl der Atemaussetzer nur, verhindert sie aber nicht ganz.
Was ist neu an der Therapie und für wen ist sie geeignet?
Jetzt gibt es seit etwa einem Jahr eine neuartige Therapie, die auch von den Kassen zugelassen ist: Neu ist der funktionelle Ansatz. Bei der neuartigen OP, die bisher in ganz Deutschland nur an 10 Standorten durchgeführt wird ein Impuls gebender Zungengrundschrittmacher den Patienten unter die Haut an der rechten Brustseite implantiert, von welchem feine Elektroden genau zu den Nerven und Muskeln führen, die zu einer Verengung der Atemwege führen. Die dadurch entstehende Bewegung führt zu einer Öffnung der während des Schlafes auftretenden Blockade der oberen Atemwege. Der Patient merkt von der nächtlichen Stimulation nichts und kann so ohne Atemaussetzer durchschlafen. Allerdings sind für die sichere Diagnose und guten Behandlungserfolg vorher einige Untersuchungen im Schlaflabor und eine präzise Einstellung des Impulsgebers erforderlich. Geeignet ist die neue Therapie für einen kleinen Kreis von Patienten, die bereits als „austherapiert“ gelten und für die alle anderen Therapieoptionen ausgeschieden sind – für sie ist dieser „Schrittmacher für die Zunge“ ein neuer Hoffnungsschimmer, wieder mehr Lebensqualität durch erholsamen Schlaf zu finden.
Gibt es bereits Erfahrungen mit der OP in Martha-Maria?
Die ersten beiden Patienten wurden im Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau in der Klinik für HNO bereits Anfang Oktober operiert, am 16. November wurden die Schrittmacher erfolgreich aktiviert. Der Chef der HNO, Prof. Jürgen Lautermann und sein Hauptoperateur, Oberarzt Dr. Steffen Zacher, arbeiten dabei Hand in Hand mit dem Leiter des Schlaflabors, Oberarzt Dr. Steffen Schädlich zusammen. Im Januar 2017 erwartet man die ersten Auswertungen der jetzt operierten Patienten. Danach ist nur noch eine Überprüfung einmal im Jahr notwendig und die Batterie muss erst nach 10 Jahren ausgetauscht werden.
Neueste Kommentare