Sachsen-Anhalt: Alleinerziehende haben höchstes Hartz-IV-Risiko
Zahl der Betroffenen sinkt – Trotzdem sind 46 Prozent aller Alleinerziehenden- Familien auf Hartz-IV angewiesen – Senius: „Spagat zwischen Kinderbetreuung und Job häufig nur sehr schwer leistbar“
„Ein-Eltern-Familien“ tragen nach wie vor das größte Risiko, auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen zu sein. Das zeigen BA-Zahlen, welche die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen anlässlich des Internationalen Tags der Familie veröffentlichte. Demnach sind rund 44 Prozent aller „Ein-Eltern-Familie“ in Sachsen-Anhalt auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Bei Paaren mit Kindern sind es 10,9 Prozent. Dagegen beziehen nur 5,3 Prozent aller Paare ohne Kinder Hartz IV. Außerdem nimmt die Hilfebedürftigkeit mit der Zahl der Kinder deutlich zu. 36 Prozent aller Paare mit zwei und mehr Kindern und sogar 65,3 Prozent der Alleinerziehenden mit zwei und mehr Kindern in Sachsen-Anhalt haben Anspruch auf Hartz-IV.
Alleinerziehenden-Familien leben im Schnitt von 1.333 Euro
Insgesamt waren im November 2016 in Sachsen-Anhalt 24.877 „Ein-Eltern-Familien“ auf Grundsicherung angewiesen, 1.705 (-6,4%) weniger als im Jahr zuvor. Ursache für den Leistungsbezug ist nicht allein Arbeitslosigkeit. Rund 27 Prozent der Alleinerziehenden gehen einer Erwerbstätigkeit nach, sind also entweder sozialversicherungspflichtig beschäftigt, haben einen Minijob oder sind selbstständig. Im Schnitt müssen Alleinerziehenden-Familien, die Hartz-IV beziehen, von 1.333 Euro im Monat leben. Darin enthalten sind das Arbeitslosengeld bzw. Sozialgeld, die Kosten der Unterkunft und das verfügbare Einkommen.
Besondere Belastung für Alleinerziehende
„Vom stabilen Arbeitsmarkt haben auch Alleinerziehende profitiert. Sie haben es aber besonders schwer, weil sie und ihre Familien das höchste Armutsrisiko tragen. Das hat mit ihrer Doppelbelastung zu tun. Häufig sind sie ganz alleine für die Kinderbetreuung verantwortlich und müssen gleichzeitig im Job bestehen, um ihre Familie zu ernähren. Dieser Spagat gelingt häufig nicht“, erklärte Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die größte Hürde für Alleinerziehende
Der Grund: Die meisten Alleinerziehenden sind Frauen und suchen häufig Jobs im Bereich Verkauf, Gesundheit- und Pflege und der Gastronomie. „In diesen Branchen gelten aber häufig Arbeitszeiten am Abend oder Wochenende, die von den herkömmlichen Betreuungszeiten kaum abgedeckt werden. Vollzeitjobs oder Schichtdienste sind daher für viele nicht möglich. Ohne familiäre Unterstützung geraten Alleinerziehende an Grenzen, weil etwa Kitas zu diesen Zeiten geschlossen sind. Das wirkt sich dann auch auf die Einkommenssituation aus“, sagte Senius.
Jobcenter bieten Beratung zu familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen
Senius wies sowohl Unternehmen als auch Alleinerziehende auf die Beratungsangebote der Jobcenter und Arbeitsagenturen hin. Sie böten spezielle auf den Betrieb und die individuelle Situation der Betroffenen zugeschnittene Qualifizierungen und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle an. Zudem habe jede Dienststelle einen speziellen Ansprechpartner für die Belange von Alleinerziehenden.
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