Stadtrat beschließt Pilotprojekt: Schulsportplätze sollen in Ferien und am Wochenende für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen

Am Wochenende mal mit Kumpels auf dem Sportplatz der Schule bolzen? Das ist bisher noch verboten, gilt als Hausfriedensbruch. Doch künftig sollen in Halle (Saale) auch Sportanlagen der Schulen außerhalb der Unterrichtszeiten für Freizeitsportler zur Verfügung stehen. Der Stadtrat hat sich am Mittwoch für ein Pilotprojekt ausgesprochen (31 Ja, 5 Nein, 13 Enthaltungen). Nun sollen Pilotschulen gewonnen werden, die mit klar definierter Unterstützung der Stadtverwaltung und unter Einbeziehung der Quartiersakteure vor Ort ihre Sportanlagen zeitweise, wie beispielsweise in den Ferien oder am Wochenende,zur Verfügung stellen. Dem ursprünglichen Antrag der Fraktion Volt / MitBürger hatten sich nach gemeinsamer Weiterentwicklung auch die Fraktionen CDU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP/FREIE WÄHLER angeschlossen.
Ähnliche Projekte seien bereits in Köln, München und Leipzig umgesetzt worden, sagte Friedemann Raabe (Volt). Man schaffe niedrigschwellige Sportangebote auch für Personen, die nicht Mitglieder in Vereinen sind. Die Stadtverwaltung solle Kontakt mit den anderen Kommunen aufnehmen, um von Erfahrungen zu lernen. Bedenken der Schulleitungen sollen in Begeisterung umgewandelt werden, so Raabe. „Bewegung gehört zum Leben dazu“, betonte Ulrike Wölfel (CDU). Nicht jeder sei Mitglied in einem Verein, sondern wolle sich vielleicht nur mal am Wochenende auf einem Bolzplatz ausprobieren. Und vielleicht wechsele ja später der ein oder andere in die Vereine. Sorgen vor Vandalismus könnte sie verstehen, deshalb soll es zunächst ein Pilotprojekt geben. Das Projekt führe zu einer „Entkriminalisierung“ der Nutzer, betonte Andreas Silbersack (FDP), denn derzeit klettern diese ja am Wochenende über Zäune. Silbersack betonte, dass es in anderen Ländern, wie beispielsweise Spanien, Alltag sei, die Schulsportanlagen zu öffnen.
Man könne nur auf eine Wertschätzung öffentlicher Anlagen hoffen, meinte Hendrik Lange (Linke), der Skepsis wegen Vandalismus äußerte. Ein Pilotprojekt werde man aber unterstützen. Denn man finde es prinzipiell richtig, mit öffentlichen Geldern errichtete Anlage auch öffentlich zugänglich zu halten. Michelle Brasche (Grüne) verwies auf die Jugendstudie, bei der niedrigschwellige Angebote vermisst wurden. Der Antrag solle Schulleiter unter moralischen Druck stellen, sagte Carsten Heym (AfD), „ich hoffe, dass die Schulleiter gut abwägen.“ Wie Christoph Bergner (CDU) sagte, habe man natürlich auch Skepsis wegen Vandalismus gehabt. Aber „wir sollten das erstmal im Rahmen eines Modellprojektes probieren.“ Zudem bekämpfe man Vandalismus, wenn man die potentiellen Täter in die Verantwortung für den Platz mit einbeziehe.
„Das ist ein großer Schritt, um dringend benötigte Freiräume für Kinder und Jugendliche in Halle zu schaffen“, freut sich Friedemann Raabe, über die Zustimmung im Stadtrat. Raabe ist auch Mitglied im Jugendhilfeausschuss. „Wir brauchen mehr Sportanlagen ‚um die Ecke‘, wie zum Beispiel Bolzplätze, die junge Menschen nutzen können, ohne sich vorher irgendwo anzumelden, weite Wege zu überwinden oder zu bezahlen. Das hat sich mehr als die Hälfte der Befragten in der Kinder- und Jugendstudie gewünscht. Gleichzeitig sind unsere Schulsportanlagen nachmittags und am Wochenende oft verwaist. Mit dem Pilotprojekt wollen wir einen Weg finden, beides zusammenzubringen“, so Raabe weiter. Mit Blick auf die vielfach geäußerten Befürchtungen fügt er hinzu: „Viele andere Kommunen haben gezeigt, dass Vandalismus kein Naturgesetz ist. Man muss die Öffnung nur gut vorbereiten, die Akteure im Quartier einbinden und Unterstützungsmaßnahmen für die Schulen definieren. All das greift unser Antrag auf.“
Sportausschuss-Mitglied Tom Wolter ergänzt: „Wir sollten uns freuen, dass so viele Kinder und Jugendliche Sport treiben wollen. Gerade im unorganisierten Bereich gibt es hier aber eine Angebotslücke. Um diese zu schließen, haben wir uns auf Basis der vielen positiven Rückmeldungen mit den anderen Fraktionen zusammengesetzt und einen ausgefeilten Kompromiss erarbeitet. Wir lassen die Schulen bei der Umsetzung nicht allein und prüfen Anreize für Schulleitungen, die sich am Projekt beteiligen. Außerdem haben wir uns darauf verständigt, das Projekt regelmäßig zu evaluieren.“
Nun eine tolle Idee ,aber wer räumt auf ? Oder die Vandalismus Schäden .in Halle Neustadt sind die Plätze immer nutzbar ,leider gibt es jeden Morgen böse Überraschungen.Ob Essenreste oder kaputte Flaschen und das Ordnungsamt wird nicht vor Ort sein !
Wer bezahlt Schäden und macht den Dreck weg
Dann iss bald alles kaputt und vermüllt
Wieder einmal eine gut gemeinte Idee welche aber ganz gewiss nach hinten losgehen wird und deren Kosten für Schadensbeseitigung nach durchzechten Sommernächten etwa wieder einmal der Allgemeinheit aufgebürdet wird. Denn es wird mit Sicherheit dafür kein Budget im Stadtsäckel des jetzt schon finanziell auf dem Zahnfleisch kriechenden Halle geben und auch Landesmittel werden nicht in den Finanzplan eingestellt werden . Und was machen die Lärm- und anderweitig geplagten Anwohner dieser Sportstätten ? Die haben schon das ganze Jahr über unter Schullärm etc. zu leiden. Denen nimmt man nun auch noch ihre Wochenend- und Ferienruhe? Prima Stadtrat!
Ich denke nicht das die vorgesehenen Plätze 24/7 geöffnet werden 😉 Aber Hauptsache erst mal meckern auch wenn man keine Ahnung hat, gell!
Lest doch mal den Antrag, der beantwortet nahezu jede hier gestellte Frage und Befürchtung. „:“ hat Recht, es geht um eine zeitweise Öffnung, nicht 24/7.
Ich glaube (und hoffe), dass sich keine Schulen dafür melden. Die Gründe wurden im Text und in den Kommentaren genannt. Es gibt bereits öffentliche Sportstätten, welche zur Nutzung zur Verfügung stehen. Auch sonst sehe ich oft auf Grünflächen Menschen, die sich sportlich betätigen. Die Kosten für die Einhaltung der Regeln auf den Schul- Sportstätten, Reinigung, Wartung etc wird sich keiner freiwillig annehmen. Warum auch? Es gibt ja Alternativen. Die Stadt Vorsitzenden sollten wissen, wie hoch die Auflagen sind für die Sportstätten. Das Risiko einzugehen, dass diese zerstört werden hätte fatale Folgen. Es könnte zur eigentlichen Schulzeit dann im schlimmsten Fall die Fläche nicht mehr genutzt werden, ergo fällt die Sportstunde im freien aus (, weil die Halle natürlich auch belegt ist.)
Diese Idee ist nicht neu und wurde schonmal nicht umgesetzt!
Was hat sich geändert?