Stadtverwaltung bestätigt im Finanzausschuss die Mitarbeiter-Kürzung und Einstellungsstopp im Eigenbetrieb Kita – Elterninitiative “KITAstrophe” kritisiert die Stadt – Sozialdezernentin: Erzieher können ja auch in andere Bereiche der Jugendarbeit

Am Montag hat dubisthalle.de über die Kürzung beim Eigenbetrieb Kita der Stadt Halle (Saale) berichtet. Demnach werden die elf gelernten Azubis nicht übernommen, auch 30 befristete Kräfte müssen gehen. Stadtrat Andreas Schachtschneider (Hauptsache Halle) wollte im Finanzausschuss wissen, wie der Stand zum Entlassung und zum Einstellungsstopp ist. Bildungsdezernentin Katharina Brederlow bestätigte den Schritt und verwies auf sinkende Kinderzahlen. Für die Fachkräfte – noch vor Monaten wurden sie händeringend gesucht – sieht Brederlow keine Probleme. Denn diese könnten ja auch in anderen Bereichen der Jugendarbeit tätig werden.
„Die Geburtenrate ist rückläufig und die Stadt Halle (Saale) nutzt dies als Vorwand um auf Kosten der Kinder den Haushalt zu sanieren. Die Stadt vertut damit die einmalige Chance jetzt den Personalschlüssel auf das wissenschaftlich empfohlene Niveau anzupassen. Dabei hat Sachsen-Anhalt schon jetzt einen der schlechtesten Betreuungsschlüssel bundesweit“, sagt Luisa Ewendt, Sprecherin der Elterninitiative KITAstrophe Halle.
Forderung nach sicherer Betreuung und frühkindlicher Bildung
In ihrer Petition fordert die Elterninitiative KITAstrophe einen von derStadt Halle finanzierten verbesserten Personalschlüssel. „Wir sind fassungslos, dass durch den Einstellungsstopp alle neuausgebildeten pädagogischen Fachkräfte ab jetzt kaum mehr eine Anstellung in Halle (Saale) finden werden. Die Vorstellung, dass ganze Jahrgänge von erfolgreich Ausgebildeten nun abwandern müssen, obwohl sie so händeringend gebraucht werden, macht mich wütend“, sagt Laura Schubert, Initiatorin von KITAstrophe Halle. „Frühkindliche Bildung ist kein Luxus, sondern eine Basis für eine funktionierende Gesellschaft. Ein schlechter Bildungsstart hat extrem teure Folgen. Defizite in Sprache, Sozialverhalten, Motorik etc. sind später viel kostspieliger aufzufangen“, so Schubert weiter.
Unzureichende Betreuungsschlüssel werden schon jetzt nicht eingehalten
Aktuell betreut im realen Kita-Alltag eine Erzieherin in der Krippe fast zehn Kinder allein. Eigentlich liegt die gesetzliche Vorgabe der Fachkraft-Kind-Relation bei 1 zu 5,5. Die Wissenschaft geht noch einen Schritt weiter und empfiehlt ein Betreuungsverhältnis von einer Fachkraft zu drei Kindern in der Krippe. Im Kindergarten sieht es mit einer realen Fachkraft-Kind-Relation von derzeit 1 zu 10,1 ähnlich düster aus. Hier lautet die wissenschaftliche Empfehlung 1:7,5.
Negative Folgen auf allen Seiten
Die momentane Situation in den Kitas führt zu psychisch und körperlich überlasteten Fachkräften und lässt die Eltern saisonal bedingt täglich bangen, ob die Betreuung überhaupt stattfinden kann. Auf Seiten der Eltern kommt es zu Überlastungssymptomen, Gehaltsausfällen und Fehltagen in ihren eigenen Beschäftigungsverhältnissen. Die Folgen für die Kinder sind große Entwicklungsdefizite im Einschulungsalter sowie Kindergruppen, die lediglich beaufsichtigt und nicht pädagogisch begleitet werden können.
CHANCE FÜR EIN ZUKUNFTSORIENTIERTES HALLE
Dabei hätte gerade die Stadt Halle laut Initiative in der frühkindlichen Bildung eine große Chance: Die Infrastruktur ist im bundesweiten Vergleich hier gut ausgebaut, durch einen angemessenen Personalschlüssel würde die Stadt bei jungen Familien beliebter werden. Wenn die Stadt beschließt, die aktuellen Beschäftigtenzahlen zu halten, würde sich die Fachkraft-Kind-Relation einfach deswegen entspannen, weil jetzt geburtenschwache Jahrgänge in die Kitas kommen.
Petition vielversprechend angelaufen
„Als wir die Petition am 7. März 2025 anlässlich der neuen Tarifrunde im öffentlichen Dienst gestartet haben, haben wir von den Erzieher*innen ganz viel Zuspruch bekommen. Den meisten Beschäftigten wäre ein besserer Personalschlüssel wichtiger als ein höheres Gehalt oder mehr Urlaub“, sagt Luisa Ewendt.
Auch Verdi unterstützt die Initiative mit ihrer Infrastruktur. „Weniger Kinder bei gleich bleibenden Fachkraft-Kind-Schlüssel führt nicht zu einer dringend benötigten Entlastung der Beschäftigten. Schon jetzt ist der Krankenstand hoch und Beschäftigte wandern ab. Der Einstellungsstopp verschlimmert die Lage zusätzlich. Bei allem Verständnis für die angespannte Finanzlage der Stadt Halle wird hier die Chance vertan, gute und ausgebildete Fachkräfte im System zu halten“ mahnt Johannes Mielke, stellv. Bezirksgeschäftsführer des ver.di Bezirks Sachsen-Anhalt Süd. „Wenn sie einmal weg sind, sind sie weg“ führt er weiter aus. Der allgemeine Zuspruch gibt der Elterninitiative KITAstrophe Rückenwind. Nach knapp zwei Monaten sind fast 1000 Unterschriften für die Petition zusammengekommen.
„In ihrer Petition fordert die Elterninitiative KITAstrophe einen von derStadt Halle finanzierten verbesserten Personalschlüssel.“
Warum gründet die Elterninitiative nicht selbst Kitas in freier Trägerschaft. Dort kann sie dann gerne einen verbesserten Personalschlüssel einführen. Die Stadt Halle ist nicht für die Wünsche einzelner Personengruppen zuständig.
Ich arbeite ehrenamtlich in einer Elterninitiative. Man kann dort nur zahlen, was die Stadt einem bezuschusst. Kitagehälter, auch für kleine Einrichtungen, liegen im Millionenbereich. Das kann man nicht auf Eltern umlegen, die nicht selbst Gehälter im hohen 4- oder 5-stelligen Bereich haben.
Da ist wieder jemand der keine Ahnung hat wow
Wie dumm muss man sein das man nicht versteht das die Kinder die Zukunft sind und vernünftig betreut gehören!
Es ist unverständlich, dass hier angeblich gespart werden muss, aber für die Kulturbeamten der halleschen Bühnen sind jährlich 50 Mio. Euro kommentarlos verfügbar? Und das bei sinkenden Besucherzahlen/Eigenerlösen. Wie lässt sich das begründen?
Fehlende Geburten führen zu weniger zu betreuenden Kindern. Insofern ist die Entscheidung auch mit Blick auf die Verschuldung der Stadt konsequent. Auch die nicht unerheblichen Gehaltssteigerungen führen am Ende zu den Ergebnissen. Richtig Entscheidung!
@Hallenser Aber nicht wenn die Betreuung durch überlastetete Mitarbeiter nicht qualitativ gewährleistet werden kann
Die genannten Defizite in Sprache und Motorik … sind das nicht Themen um die sich insbesondere Eltern kümmern sollten ? Wenn man mit der Bahn fährt und sieht, dass die Mutter am Smartphone klebt und dem Kind auch eins gegeben wird … ihr wisst, was ich meine.
Also haben die Kinder Pech, wenn die Eltern das nicht gewährleisten oder gewährleisten können? Sehr schwierig aus Sicht der Chancengleichheit. Bildung beginnt schon im Kindergarten. Und das einzige, was noch teurer ist als Bildung, ist keine Bildung!
Nein, ich weiß nicht was du meinst. Vielleicht bekommen die Kinder das Smartphone um die langweilige Zeit in der Bahn zu überbrücken und nicht andere Fahrgäste zu nerven.
Wenn man Kindern ein Smartphone geben muss, um es ruhig zu stellen, dann bestätigt das genau was ich meine.
Oh Mann 🤦 Du siehst eine einzige Szene in der Straßenbahn und glaubst, den gesamten Lebenslauf dieser Leute zu kennen! Faszinierend, wie sich manche erdreisten, ein Urteil über Menschen zu fällen – und sich dann auch noch darin bestätigt fühlen. 🤦🤦 Man denkt, dümmer geht es nicht mehr, aber dann reicht ein Blick in die Kommentare, um eines Besseren belehrt zu werden. Und genau das bestätigt mich wieder darin, warum in Deutschland alles so läuft, wie es eben läuft.
Sieht man sehr häufig und das ist für mich ein Indiz dafürt, warum es in Deutschland so läuft wie es eben läuft. Wenn Kinder entwicklungsverzögert sind, weil sie von zu Hause nicht ordentlich erzogen werden – vorm TV oder Smartphone geparkt werden, wenn selbst die Eltern quasi selbst auch nicht ganz auf der Höhe der Zeit sind, wenn Kinder nur noch „Digga … Alter … Isch schwör …“ von sich geben … hört auf, die Erziehungsarbeit outzusourcen und sich dann noch beschweren, wenn Erzieher komplett überarbeitet sind, weil es immer schwieriger wird, die Kinder zu betreuen …
Nein, Franz hat recht. Es gibt absolut keinen Grund, warum man Kindern ein Smartphone geben müsste. Auch angeblich „langweilige Zeit“ ist kein Grund, und wer es aus diesem Grund tut, der hat Schmach absolut verdient, da ist kein weiteres Hintergrundwissen nötig.
Wie die Smartphonenutzung der Eltern Kleinkinder beeinflusst
Genau deswegen ist eine gute frühkindliche Bildung in der Kita ja so wichtig. Damit alle Kinder eine Chance haben.
Am Ende würde es die Wirtschaft stärken. Aber eine stärkere Wirtschaft in 5-10 Jahren interessiert heute einfach niemanden.
Extrem kurzsichtige und falsche Entscheidung und eine vertane Chance, die Stadt attraktiv zu machen.
Und um es noch mal zu betonen: Sachsen-Anhalt hat einen der schlechtesten Betreuungsschlüssel. Die Fachkräfte sind überlastet und fallen aus. Real sieht es also noch viel schlimmer aus, da kranke, schwangere etc. ja weiterhin mit in den Schlüssel reinzählen.
Diese kurzfristige Ersparnis wird uns langfristig viel Geld kosten.
Genau so sieht es aus und das wollen sie alle nicht sehen und hören!
Die Dummheit der Kommentarspalte ist wieder einmal kaum auszuhalten.
Ich kann Franz2 absolut zustimmen!
Das ist D. Immer schön am Bedarf vorbei planen 👍👏
Nach der KITA folgt nahtlos die nächste Katastrophe – der Lehrermangel in der Grundschule plus unsinnige Lehrpläne, wenn es denn welche gibt. Die Folge: Lehrer*innen und selbst Schulddirektor*innen melden sich bis zum St. Nimmerleinstag krank. Den Kindern wird gleich zu Anfang jegliche Motivation am Lernen genommen. Hauptsache wir haben unendlich viel Geld für Aufrüstung.
Meine Tochter 6 langweilt sich auch extrem schnell beim Bus un Bahn fahren. Wenn wir zu lange unterwegs sin fängt sie an in dar Bahn rum zu rennen & klettert an den Stangen rum. Da mit ich nicht die ganze Bahn unterhalten muss. Bekommt meine Tochter dann es Habdy damit sie beschäftigt ist.
Der Grund „sinkende Geburtenrate“ ist für mich plausibel eine Anpassung beim Personal vorzunehmen. Aber warum sinkt sie? Meine Kinder(4) wurden regelrecht aus Halle „vertrieben“ leben nun in Berlin und Leipzig mit ihren Kleinkindern.
Die Politik und Wirtschaft in Halle bietet immer weniger.