Personalüberhang statt Personalmangel – Der Eigenbetrieb Kita Halle (Saale) in der Krise: ausgelernte Azubis und befristete Mitarbeitende müssen gehen

Von einem eklatanten Fachkräftemangel hin zu einem Personalüberhang – innerhalb weniger Jahre hat sich die Lage beim Eigenbetrieb Kindertagesstätten der Stadt Halle (Saale) drastisch verändert. Noch bis vor Kurzem galt die Suche nach Erzieherinnen und Erziehern als eine der größten Herausforderungen in der kommunalen Kinderbetreuung. Heute droht jungen Fachkräften das berufliche Aus – noch bevor ihre Laufbahn richtig begonnen hat.
In diesem Sommer sollen weder Auszubildende übernommen noch befristet beschäftigte Mitarbeitende weiterbeschäftigt werden, teilte die Stadtverwaltung auf Nachfrage von dubisthalle.de mit. Konkret betroffen sind 11 Auszubildende sowie rund 30 Mitarbeitende mit befristeten Verträgen. Begründet wird dieser Schritt mit sinkenden Geburtenzahlen und einer daraus resultierenden geringeren Auslastung der Kitas.
„Die Anzahl der Mitarbeitenden in den Kindertagesstätten ist abhängig von der Belegung“, so die offizielle Erklärung aus der Stadtverwaltung. Zur Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen wolle man nun zunächst auf Übernahmen verzichten – eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen für die Betroffenen.
Vom Ausbildungsversprechen zur Enttäuschung
Für die Auszubildenden bedeutet dies das jähe Ende eines vermeintlich sicheren Berufsstarts. Während sie ihre Ausbildung mit der Hoffnung auf eine feste Anstellung in der Heimatstadt begonnen haben, stehen sie nun vor einer ungewissen Zukunft. Zwar versichert die Stadt, man wolle „das ausgebildete Personal in der Stadt halten und ihnen eine Perspektive geben“, doch Konkretes bleibt sie schuldig. Auch eine Vermittlung an andere Träger ist bislang nicht über eine bloße Absichtserklärung hinausgegangen.
Dabei ist der Kurswechsel auch mit Blick auf langfristige Entwicklungen widersprüchlich. Denn laut Stadtverwaltung sollen auch 2025 erneut 12 Auszubildende eingestellt werden, um dem „langfristigen Fachkräftebedarf“ gerecht zu werden. Eine Strategie, die angesichts der aktuellen Kündigungen wie ein riskantes Pokerspiel wirkt. Die Stadt selbst räumt ein, man wolle „Schnellschüsse vermeiden“ und prüfe daher noch die langfristigen Auswirkungen der Entwicklung – eine Erkenntnis, die offenbar für die aktuelle Generation von Nachwuchskräften zu spät kommt.
Unsichere Perspektiven, unklare Pläne
Im Dezember 2024 waren noch 903 Mitarbeitende in den 49 Kitas und 6 Horten beschäftigt. Wie sich diese Zahl in den kommenden Jahren entwickeln wird, bleibt ungewiss. Derzeit überarbeitet die Stadt ihren Bedarfs- und Entwicklungsplan für die Jahre 2025 bis 2027. Gleichzeitig sollen Strategien zur Fachkräftebindung entwickelt und die freien Träger eingebunden werden. Auch hier: viel Zukunftsmusik, wenig Konkretes.
Was bleibt, ist der Eindruck eines kurzfristigen Krisenmanagements auf dem Rücken junger Fachkräfte. Die Stadt Halle (Saale) steht nun in der Verantwortung, mehr als nur Lippenbekenntnisse abzugeben. Wer heute Fachkräfte ausbildet, sie aber morgen vor die Tür setzt, riskiert nicht nur den Vertrauensverlust einer ganzen Generation – sondern auch die nachhaltige Schwächung des eigenen Betreuungssystems.
Warum wird nicht der Betreuungsschlüssel (zumindest Übergangsweise) angepasst?
Was sagt denn das Land zu der Problematik. Das ist doch kein Phänomen, das nur Halle betrifft.
Das Land hat eine Anpassung des Betreuungsschlüssels bereits ausgeschlossen. Die Stadt hingegen könnte das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht einmal tun, wenn sie wollte. Das Landesverwaltungsamt würde diese teure neue freiwillige Leistung wohl kaum genehmigen. Das Vorgehen des EB ist also alternativlos. Die Stadt hat angekündigt, den Betroffenen soweit verfügbar passende Stellen im Jugendamt anzubieten.
Wäre ja zuviel sich dann mal intensiv um Kinder in der Kita zu kümmern… Und sobald eine krank ist, musst dein Kind mit nach Hause nehmen oder auf Arbeit wegen Unterbesetzung… Nur lächerlich alles
Absolut, das ist nicht die wirtschaftliche Kraftanstrengend, von der Fritze spricht. Wie soll man denn mehr arbeiten, wenn es mal die Chance auf bessere Schlüssel gibt und die Politik hier pennt.
Anstatt einfach mal am Personalschlüssel gearbeitet wird, wird wieder Personal entlassen. Grimm-Benne wirbt vor einem halben Jahr mit Empowerment für Eltern und Erzieher werden nicht weiter beschäftigt.. Frau Grimm-Benne will ich sehen wenn sie alleine 25 Kinder beschäftigt… Kinder und Jugendhilfe wird immer akuter aber keine Hilfe in Sicht. Starkes Statement
@Sue, alles schlimm genug! Langsam beschleicht einem das Gefühl, das diese Arbeit, weder von Politik und Eltern gewollt und gewünscht ist!
„Von einem eklatanten Fachkräftemangel hin zu einem Personalüberhang“
Das ist so immer noch besser als umgekehrt. Deutschlandweit gibt es nach wie vor tausende unbesetzter Stellen im Kita-Bereich. Gerade in Süddeutschland ist es extrem.
„Für die Auszubildenden bedeutet dies das jähe Ende eines vermeintlich sicheren Berufsstarts.“
So geht es bei genauer Betrachtung vielen Menschen, da die Wirtschaft stets konjunkturellen Schwankungen unterliegt. Diesmal ist es allerdings nicht die Konjunktur, sondern der Geburtenrückgang. Daran muss sich eben jeder Arbeitnehmer gewöhnen, absolute Sicherheit gibt es im Berufsleben nicht, jeder muss flexibel sein und sich Veränderungen anpassen.
„Auch eine Vermittlung an andere Träger ist bislang nicht über eine bloße Absichtserklärung hinausgegangen.“
Deutschlandweit gibt es einen großen Mangel an Kita-Erziehern. Wer wirklich eine Anstellung nach der Ausbildung anstrebt, der findet binnen kürzester Zeit etwas. Es muss ja nicht unbedingt in Halle sein.
Ach Pauli, Du laberst wieder einen Müll! Wahrscheinlich bist Du so jung und unbedarft, dass Du aus der Vergangenheit nichts gelernt haben kannst. Ich sage nur: Abwanderung der jungen Fachkräfte in die gebrauchten Bundesländer. Danach war Katzenjammer angesagt.
Irgendwie wiederholt sich manches.
Ich glaube eher, dass Sie nichts gelernt haben. Und zwar insbesondere nicht das Prinzip, dass Angebot und Nachfrage den Preis regeln.
Wenn jemand ein gebrauchtes Auto zu teuer (teuerer als andere Anbieter) verkaufen will, dann geht der Kaufinteressent eben wieder. Und wenn in dem einen Betrieb 20€/h angeboten werden und im anderen 25€/h, schaut der, der nur 20€/h anbietet eben in die Röhre.
Das ist einfach Marktwirtschaft und hat mit Katzenjammer überhaupt nichts zu tun. Eher schon mit Krokodilstränen.
Junge Fachkräfte zur Abwanderung zu animieren, um dann zu heulen, dass wir einen Fachkräftemangel haben und Ausländer benötigen, kann sich nicht einmal der dümmste ausdenken. Aber du hast es wieder gut hinbekommen.
Die einfache Lösung ist, den Personalschlüssel anzupassen und entsprechend zu finanzieren. Das Geld ist da! Investition in Kinder und Jugendliche lohnen immer. Außerdem wird das eingesetzte Geld um ein vielfaches wieder zurückgezahlt. Aber eben nicht, wenn dies jungen Menschen weggehen müssen. Das sollten wir so viele Jahre nach der Einheit hinter uns haben. Diese Drama darf sich nie wieder wiederholen.
Wo steht denn geschrieben, dass jeder Ausbildungsbetrieb auch alle Azubis übernehmen muss? Und jetzt Mal ehrlich, ausgebildete Erzieher werden mit Sicherheit nicht auf der Straße landen. Es gibt bundesweit genug Bedarf.
Halle und Sachsen Anhalt braucht seine FAchkräfte selbst. Niemand soll mehr weggehen müssen!
Die Stadt könnte ja mal ein Vorreiter sein und die Betreuungszahlen nach unten anpassen. Damit könnten die jungen Leute die schon gestanden Pädagogen entlasten. Dann würde nicht laufend von Überlastung, Burnout und sonstigen Krankheiten geredet werden. Zumal in der Ausschreibung stand, eine garantierte Übernahme bei entsprechendem Abschluss. Dazu kommt, dass die Ausbildung mit Fördergelder finanziert wurde. Für mich glatter Fördermittelbetrug locken von jungen Leuten, denen dann vor den Kopf gestoßen wird. Zumal der Zeitpunkt der Mitteilung zwei Wochen vor den Abschlussprüfungen super gewählt war. Passt aber zur Stadt Halle.
Den Betreuungsschlüssel gibt das Land vor. Jeden Mitarbeiter den die Stadt zusätzlich beschäftigt muss sie selber bezahlen. Das fällt dann wieder unter freiwillig Leistung. Bei der jetzigen Haushaltslage von Halle schiebt da das Landesverwaltungsamt einen Riegel vor.
In anderen Gemeinden werden bestimmt auch Leute gesucht. Also ist nicht alles verloren, nur weil sie hier eventuell nicht übernommen werden.
Betreuungsscchlüssel anpassen bedeutet noch höhere Kosten bei weniger Einnahmen…die Kassen sind schon jetzt mehr als leer!
Sie haben offensichtlich keine Kinder oder Enkelkinder in der Kita. Es ist traurig, dass bei der Kinderbetreuung gespart werden muss, während für alles Mögliche und Unmögliche „Sondervermögen“ ausgegeben werden.
Ob ich Kinder habe oder nicht ist völlig irrelevant!
Die Irrelevanz bezieht sich eher auf Ihre Aussage. Zu allem eine Meinung, egal ob man Ahnung hat oder nicht.
Weder sind die KAssen leer, noch sind höhere Kosten problematisch. Dieses Argument ist gar keins.
Und warum sorgst du dich denn um angeblich leere Kassen? Kein BOck auf Rente? Um so früher und höher die Bildung, um so sicherer deine Rente!
Ist das nicht ein Thema für den großen Umstrukturierer?
Ne, keine guten Fotos.
Diese Vollhonks machen genau die selben Fehler wie vor 25 Jahren! „Einsparen“ auf Kosten unserer Kinder und damit der Zukunft! Für eine vernünftige Betreuung kann es nicht genügend Erzieher und Erzieherinnen geben… Die alten Bundesländer freuen sich schon. Herzlichen Glückwunsch!
Durch diese Forderung steigen die Kita-Kosten noch weiter. Sie erklären das den Eltern! Viel Spaß
Das kann der Steuerzahler auch problemlos tragen. Die Eltern haben dafür Verständnis, so weit der Bildungsgrad das zulässt.
Im goldenen Wester gibt es noch viele freie Arbeitsplätze.
Es ist gut, dass die jungen Leute mal erleben wie es ist, wenn es nicht so läuft wie gewünscht und man vom hohen Ross herunterkommt. Die Arroganz und Leistungsverweigerung der heutigen Auszubildenden hat jetzt Folgen. Das ist nicht nur in der Stadtverwaltung zu spüren sondern trifft noch andere Arbeitgeber. So langsam herrscht wieder ein Arbeitsplatzmangel und die Bewerber müssen sich strecken um einen Job zu bekommen.
Niedlich…der Zeitzeuge spielt den Fabrikanten und Ultrakapitalisten. Bewerber müssen und mussten sich schon immer strecken. Sei es durch Studium oder andere Bildungsmaßnahmen. Arroganz ist nur in deinem Kommentar zu spüren.
Es ist ganz einfach zu Pauschalisieren.
Die Auszubildenden haben eine duale Ausbildung hinter sich. Also von wegen Arroganz und nicht wollen. Es waren bzw. sind noch billige Arbeitskräfte. Gehen als einzige 40 Stunden in der Woche bei Austubildenen Gehalt.
Und ja es gibt im Süden und Westen der Bundesrepublik offene Stellen, jedoch geht gut ausgebildetes Personal wieder weg.
In der Kita weingärten der volksolidarität ist ständig Personalmangel gerade heute den 20.5. 25 müssen die Kinder Zuhause bleiben deswegen . Vielleicht Mal da bewerben .
wahrscheinlich möchte da keiner arbeiten, da der AG nicht tarifgebunden ist und somit eine viel schlechtere bezahlung erfolgt?!
Keine Stellen vorhanden. Personalschlüssel ist gedeckt. Wahrscheinlich viele krank .
Wie kann man einen so kurzfristigen Bedarfsplan für Personalentwicklung vorlegen? Der sollte mindestens 5, wenn nicht sogar 10 oder mehr Jahre umfassen ….
Warum die erst rümtönen, es gäbe „Fachkräftemangel“ und einstellen, als gäbe es kein Morgen, erschließt sich niemandem.
Nichts ist so gut berechenbar wie der Bedarf an Erziehern und Lehrern.
Alles ist leichter berechenbar, als die Zukunft! Und danach richtet sich der Bedarf.
Sekundarschulen könnten ihren Bedarf nach der Geburtenrate etwa 12 Jahre im Voraus abschätzen.
Aber Kitas?
Viele Erzieher in KITA`s und Hort gehen in Kürze in Rente.
Dann wird wieder Personal gesucht und neu ausgebildet, weil der derzetige ausgebildete Nachwuchs nur die Möglichkeit hat, Sachsen-Anhalt zu verlassen.
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Und so lange KITAS ihre Betreuungszeiten kürzen müssen, sobald auch nur ein Mitarbeiter durch Krankheit länger als 1-2 Tage ausfällt – so lange besteht kein Personalüberhang.
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Mütter, die immer wieder ihre Kindergartenkinder vor der offiziellen Schließzeit aus den Einrichtungen abholen müssen, stehen zum beispiel dem Arbeitsmarkt nicht als Vollzeitkraft zur Verfügung.
Großeltern können mal einspringen und tun dieses sehr oft. Aber nicht jeder hat Oma oder Opa vor Ort. Ausserdem sollte Enkelbetreuung nicht zur Verpflichtung werden.
Die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung rausschmeißen
und das ma so Entgegen dem branchentrend. ein wirklich richtiger erfolgsfaktor. und die nachhaltig null zukunft, null performance kommunikation. das ist mal eine neuausrichtung !
Es werden also 11 Azubis nicht übernommen, während 12 neue Auszubildende eingestellt werden sollen. Befristete Arbeitsverträge sind ja genau dafür da, „kurzzeitige“ Spitzen zu überbrücken, ohne aus AG-Sicht ein zu hohes Risiko einzugehen.
Wobei die plötzliche Erkenntnis, dass 41 von 903 Mitarbeitern ( <5%) nicht mehr benötigt werden, nicht für eine dramatische Verringerung der Geburtenzahlen spricht. Gleichzeitig ist das auch keine dramatische Entlassungswelle. Möglicherweise reduziert sich einfach die Anzahl der plötzlich im System auftauchenden Kinder (z.B. aus der Ukraine und Syrien) und man setzt das System wieder auf Standard.
Dass und wieviel Kinder geboren werden, dürfte doch für die Beigeordnete keine Neuheit sein.
Wieso wurden dann noch Erzieher ausgebildet?
Ich arbeite als Erzieherin im Stadtbetrieb Wuppertal. Hier kommen auf eine Fachkraft 12,5 Kinder im Alter von 3- 6 bzw 10 Kinder im Alter von 2 – 6 ,natürlich betreuen wir auch inklusive Kinder in meiner Gruppe sind es fünf, da ist bei quasi ständigen Personal Ausfall Pädagogische Arbeit kaum möglich.