“Still Stehen” – Stadtmuseum Halle zeigt Ausstellung über Seeleute und Geflüchtete in der Corona-Pandemie

Vor fünf Jahren brachte die Covid-Pandemie die Welt zum Stillstand. Es gab weltweit Beschränkungen, in Halle (Saale) galt zwischenzeitlich auch eine Ausgangssperre. Getroffen hat es auch das Stadtmuseum. “Wir haben gerade eine Ausstellung über Lettiner Porzellan vorbereitet”, sagt Museumsdirektorin Jane Unger. Das Museum musste ebenfalls zwischenzeitlich schließen.
Doch zwei Gruppen sind in den öffentlichen Debatten kaum vorgekommen. Das sind zum einen die Seeleute, die teilweise wochenlang auf ihren Schiffen ausharren mussten, weil sie nirgendwo an Land durften. Und in den Flüchtlingsunterkünften waren die Corona-Beschränkungen mit Abstandsregeln kaum umsetzbar, denn teilweise teilten sich 16 Personen ein Zimmer.
Ihnen widmet sich die Ausstellung „Still stehen“, die am Samstag im Stadtmuseum eröffnet wurde.
Basierend auf Forschungsergebnissen setzt sich die Ausstellung mit den Lebensrealitäten von Seeleuten und Geflüchteten während dieser Zeit auseinander. Gezeigt wird dies nicht nur durch Bilder, Texte und Chatverläufe, sondern auch durch Klang, Vibrationen und der räumliche Enge in der tunnelartigen Installation.
Die Ausstellung sei ein “Aufruf hinzuschauen, zu den Leuten, die wir meist ignorieren”, sagte Medienwissenschaftlerin Maren Schuster von der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg, die Ausstellung mit konzipiert hat. “Wir haben in der Pandemie sehr wenig gehört über die Seeleute”, meinte Dr. Luisa Piart vom Max-Planck-Institut für Ethnologische Forschung. Ihr Ansinnen mit der Ausstellung sei es, dass die Forschungsergebnisse sich nicht nur in wissenschaftlichen Publikationen wiederfinden, sondern auch öffentlich gezeigt werden. “Schon früh in der Pandemie hat sich gezeigt, dass die Situation in den Sammelunterkünften problematisch ist”, sagt Sozialmediziner Dr. Amand Führer von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Die Ausstellung, in eine Art Tunnel gezwängt, knüpft an den Erfahrungen der Besuchenden an und versucht über Chats, Feeds und Sound der Lebenswirklichkeit von Geflüchteten und Seeleuten während der Pandemie nahezukommen. Besuchende vor Ort werden mit der Frage „Und wie ging es dir in der Pandemie?“ abgeholt.
„Still Stehen“ ist eine Kooperation der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung und weiteren Partnern / im Rahmen der Bildungswochen gegen Rassismus 2025.
Mehr später.

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