Wenn Teddys gesund werden – Das Teddybärkrankenhaus Halle öffnet seine Türen: jedes Kind kann Samstag kommen
Schon beim Betreten des Gebäudes in der Magdeburger Straße 22 in Halle (Saale) liegt Aufregung in der Luft. In der ehemaligen Orthopädie auf dem Medizin-Campus der Universität Halle herrscht in diesen Tagen Hochbetrieb – und das nicht etwa wegen echter Patientinnen und Patienten, sondern wegen flauschiger Plüschfreunde. Ob Hase mit Bauchweh, Dino mit Zahnschmerzen oder Teddy mit gebrochenem Arm – sie alle finden hier Hilfe. Das Teddybärkrankenhaus Halle (TBK) hat auch in diesem Jahr wieder seine Türen geöffnet und lädt Kinder im Vor- und Grundschulalter ein, gemeinsam mit ihren Kuscheltieren die Welt der Medizin zu entdecken.
Sieben Tage voller Teddy-Termine
Erstmals findet das Teddybärkrankenhaus nicht nur an fünf, sondern an sieben Tagen statt. Rund 1500 Kinder werden in diesem Jahr erwartet. Seit Montag besuchen bereits zahlreiche angemeldete Kita- und Grundschulgruppen das Krankenhaus der besonderen Art. Und auch Kinder, die keinen Gruppenplatz ergattern konnten, bekommen ihre Chance: Am 15. November von 9 bis 13 Uhr und am 22. November von 14 bis 18 Uhr finden die beliebten „freien Sprechstunden“ statt. Dann dürfen Kinder ganz ohne Anmeldung mit ihren Kuscheltieren vorbeischauen. Das Konzept folgt einer klaren Mission: Kindern spielerisch die Angst vor Arztbesuchen zu nehmen. Ursprünglich von der International Federation of Medical Student’s Associations (IFMSA) ins Leben gerufen, wurde das Teddybärkrankenhaus in den 1990er Jahren in Skandinavien erstmals durchgeführt. Heute ist das Projekt weltweit verbreitet und seit den 2000er Jahren auch in vielen deutschen Städten fest etabliert – so auch in Halle.
Ein interprofessionelles Projekt
Was das Teddybärkrankenhaus Halle besonders macht, ist die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen. Hier arbeiten nicht nur Studierende der Humanmedizin, sondern auch der Zahnmedizin, Pharmazie und Ernährungswissenschaften Hand in Hand. Zusätzlich sind Schulklassen des Ausbildungszentrums für Gesundheitsberufe eingebunden. Insgesamt beteiligen sich rund 250 Studierende und Auszubildende ehrenamtlich an der Organisation und Durchführung des Projekts. Mit viel Engagement und Kreativität verwandeln sie die Räumlichkeiten in ein liebevoll gestaltetes Mini-Krankenhaus. Zwischen kleinen Behandlungsliegen, bunten Pflastern und Teddyspritzen entsteht eine Atmosphäre, die selbst die schüchternsten Kinder zum Staunen bringt.
Von der Teddysprechstunde bis zur OP
Die Kinder können zwischen zwei Programmlängen wählen: einer „kleinen Runde“ von etwa 60 Minuten oder einer „großen Runde“ von 120 Minuten. Schon nach der kurzen Einführung geht es los – zuerst in die Teddysprechstunde. Dort werden die Plüschpatienten gründlich untersucht: Mit dem Stethoskop wird abgehört, Fieber gemessen, Wunden werden versorgt oder genäht, und manchmal steht sogar eine Impfung an. Für besonders ernste Fälle gibt es ein Teddy-Röntgengerät, das erstaunlich echt aussieht. Im Anschluss geht es in die Teddyapotheke. Hier dürfen die Kinder ein eigens ausgestelltes Rezept einlösen und bekommen kleine „Medikamententütchen“ wie Bessergeher, Husterizin oder Auazipam – gefüllt mit Traubenzucker und einem Teebeutel. Außerdem lernen sie, wie Salben hergestellt werden, erfahren Spannendes über Arzneipflanzen und dürfen beim Spiel „Was darf man essen, was darf man nicht essen?“ ihr Wissen über gesunde und giftige Lebensmittel testen. Ein besonderes Highlight ist die Teddy-OP. In Schutzkleidung und mit echten OP-Instrumenten erleben die Kinder hautnah, wie eine Operation abläuft. Sie dürfen sogar selbst assistieren – natürlich alles kindgerecht und mit jeder Menge Spaß.
Gesunde Zähne, Bewegung und Ernährung
Wer sich für die große Runde entschieden hat, darf noch mehr entdecken. Bei den Studierenden der Zahnmedizin lernen die Kinder, wie Zähne aufgebaut sind, und üben am Drachen „Kai“ das richtige Zähneputzen. Mit kleinen Bürstchen werden Kariesstempel von Modellgebissen entfernt – ganz so, wie es die Profis machen. In der Station der Ernährungswissenschaften geht es um gesunde Ernährung. Verschiedene Obst- und Gemüsesorten werden gemeinsam angeschaut, besprochen und sortiert. Spielerisch erfahren die Kinder, wie viel Zucker in ihren Lieblingssnacks steckt und warum Vitamine so wichtig sind. Bei den angehenden Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten steht Bewegung im Mittelpunkt. Nach einer kurzen Einführung in den Muskel- und Skelettapparat heißt es: mitmachen! Gemeinsam wird gedehnt, gehüpft und gelacht – ein lebendiger Abschluss des Rundgangs, bevor es für die kleinen Besucherinnen und Besucher zurück in Kita oder Schule geht. Und manchmal wartet draußen noch ein echtes Highlight: Wenn der Rettungswagen der Studierenden nicht gerade im Einsatz ist, dürfen die Kinder auch dort einen Blick hineinwerfen. Blaulicht und Sirene inklusive.
Engagement und Unterstützung
Ohne ehrenamtliche Hilfe wäre dieses Projekt nicht möglich. Rund 250 Studierende und Auszubildende opfern ihre Freizeit, um das Teddybärkrankenhaus auf die Beine zu stellen. Unterstützt werden sie von der Medizinischen Fakultät der Universität Halle, dem Fachschaftsrat Medizin und Pharmazie, dem Hartmannbund sowie von zahlreichen Unternehmen, die mit Sachspenden zum Erfolg beitragen. Dieses Zusammenspiel von Engagement, Teamgeist und Bildungsarbeit macht das Teddybärkrankenhaus zu einem besonderen Erlebnis – nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Studierenden selbst. Sie lernen, mit jungen Patientinnen und Patienten auf Augenhöhe zu kommunizieren und medizinische Abläufe kindgerecht zu erklären – Fähigkeiten, die später im Berufsleben unbezahlbar sind.
Ein Krankenhaus, das Mut macht
Das Teddybärkrankenhaus Halle ist längst mehr als nur ein Spielprojekt. Es ist ein Ort, an dem Neugier, Empathie und Bildung aufeinandertreffen. Die Kinder lernen, dass Medizin nichts Bedrohliches ist, sondern etwas, das helfen kann. Und sie erfahren, dass auch Ärztinnen, Apotheker, Ernährungsberaterinnen oder Physiotherapeuten einmal Studierende waren – Menschen, die mit Herzblut und Freude bei der Sache sind. Wenn am Ende des Tages die letzten Kinder ihre Teddys wieder in die Arme schließen, sind die „Patienten“ meist längst gesund. Und das Wichtigste: Auch die kleinen Besucherinnen und Besucher gehen mit einem Lächeln nach Hause – und vielleicht einem Pflaster auf dem Arm ihres Lieblingskuscheltiers.











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