Mutter unter Drogeneinfluss soll Fürsorgepflicht für ihre Kinder vernachlässigt haben: Jugendamt im Saalekreis nimmt Mädchen in Obhut
Am Freitagnachmittag wurde der Polizei über eine Hinweisgeberin mitgeteilt, dass eine Mutter zweier minderjähriger Töchter offenbar ihre Fürsorgepflicht nicht ausreichend wahrnimmt und zusätzlich Betäubungsmittel konsumiert. Der Bereitschaftsdienst des Jugendamts wurde sodann informiert und begab sich vor Ort. Nach den Gesprächen mit der Mutter in der Wohnung ihres Partners stellte der Mitarbeiter des Jugendamts Anzeichen der Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht fest.
Aufgrund vorliegender Umstände der Mutter ordnete das Jugendamt die zwangsweise Inobhutnahme der Kinder an. Diese wurden anschließend in geeignete Unterkünfte gebracht. Der Vorfall ereignete sich in einer Stadt im Landkreis Saalekreis. Aus Gründen des Opferschutzes werden Details stark anonymisiert. Gegen die Mutter wird wegen Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht ermittelt. Weitere Details dazu werden nicht bekanntgegeben.











Der Bericht ist wirklich schwer zu lesen. Eine Mutter unter Drogeneinfluss, zwei Kinder in Gefahr – das Jugendamt musste eingreifen und die Mädchen in Obhut nehmen. Klar, in so einer akuten Lage ist der Kinderschutz absolut nicht verhandelbar.
Aber was mich – und vielleicht euch auch – nachdenklich macht: Solche Meldungen häufen sich irgendwie. Das ist kein Zufall. Dieser Einzelfall (und jeder ähnliche) wirft ein grelles Licht auf den Zustand unserer Gesellschaft.
Die Mutter ist hier nicht nur eine Täterin, sondern auch ein Produkt von Systemversagen. Wo sind die Hilfen, bevor es so weit kommt? Die Gründe für solche Abwärtsspiralen kennen wir alle: enormer psychischer Druck, Vereinsamung, Überforderung, Perspektivlosigkeit. Unsere sozialen Netze (im echten Leben, nicht digital) haben riesige Löcher. Drogen sind dann oft ein verzweifelter, falscher Weg, um dem irgendwie zu entkommen.
Wir müssen uns fragen: Was sagt es über uns aus, wenn Menschen, vor allem Eltern, in solch ausweglos erscheinenden Situationen nicht früher aufgefangen werden? Unser System agiert oft erst, wenn die Not schon riesengroß ist – hier dann durch die zwangsweise Inobhutnahme.
Die Tat ist nicht zu relativieren. Aber wenn wir nur mit dem Finger auf die Einzelperson zeigen und nicht die strukturellen Probleme anpacken – fehlende Prävention, schlechte Zugänge zu Therapien, Entsolidarisierung -, dann werden wir diese schockierenden Schlagzeilen weiterhin regelmäßig lesen.
Was meint ihr? Ist das nur individuelles Versagen, oder ein Zeichen dafür, dass wir als Gesellschaft bei der Unterstützung von Familien in Krisen fundamental versagen? Wo müsste man ansetzen?