Leben retten in drei Schritten – Aktionstag auf Halles Marktplatz zeigt, wie einfach Reanimation sein kann

Mehrere Rettungswagen mitten auf dem halleschen Marktplatz– was zunächst nach einem Notfall aussah, entpuppte sich am Dienstag als gut vorbereitete Aufklärungskampagne. Beim Aktionstag „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“ alles um die Frage: Was tun, wenn jemand plötzlich zusammenbricht?

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Die Antwort: Handeln. Schnell und beherzt. Dazu luden Notfallmedizinerinnen und Notfallmediziner der halleschen Krankenhäuser gBG Klinikum Bergmannstrost Halle, Universitätsklinikum Halle, Krankenhaus St. Elisabeth & St. Barbara, Diakoniekrankenhaus – Diakoniewerk Halle, Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau gemeinsam mit der Feuerwehr Halle (Saale) und den Rettungsdiensten Ambulance Merseburg, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Rote Kreuz (DRK) und Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ein. Ziel war es, möglichst vielen Menschen das Wissen und die Sicherheit zu vermitteln, im Ernstfall helfen zu können.

Lebensrettende Minuten – die Zeit entscheidet

„Die ersten Minuten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand entscheiden über Leben und Tod. Wenn dann niemand handelt, sinken die Überlebenschancen rapide“, erklärt Notärztin Eva Handschuh, die mit ihrem Team vor Ort ist. „Viele glauben, sie könnten etwas falsch machen – aber das einzig Falsche ist, nichts zu tun.“ Sie wies darauf hin, wies darauf hin, dass mit 68 Prozent die meisten Herz-Kreislauf-Stillstände im häuslichen Umfeld passieren – also bei Angehörigen, Partnern oder Freunden. „Da hat man ja vielleicht ein besonders großes Interesse, helfen zu können“, sagte sie. Reanimation sei keine komplizierte Wissenschaft, sondern eine Frage des Mutes. „Die Scheu, jemanden auf den Brustkorb zu drücken, kann man ganz leicht verlieren.“

Deshalb konnten die Besucherinnen und Besucher gleich vor Ort selbst aktiv werden. An Übungspuppen wurde demonstriert, wie eine Reanimation funktioniert – und jeder durfte es ausprobieren. Dabei zeigt sich: Reanimation ist keine komplizierte Medizin, sondern eine einfache Abfolge:

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Reanimation in drei Schritten

  • Prüfen – Liegt die Person regungslos da? Atmet sie noch?
  • Rufen – Wenn keine Reaktion oder Atmung erfolgt: Notruf 112 wählen.
  • Drücken – Herzdruckmassage mit ca. 100–120 Mal pro Minute, in der Mitte des Brustkorbs, etwa fünf bis sechs Zentimeter tief.

„Man kann nichts falsch machen – außer, man macht gar nichts“, betont einer der Notärzte. Die Angst, bei der Herzdruckmassage etwas zu beschädigen, sei unbegründet. „Rippen können brechen, ja. Aber gebrochene Rippen sind heilbar. Ein nicht schlagendes Herz nicht.“

Musik als Lebensretter – der Rhythmus zählt

Wer beim Tempo unsicher ist, dem hilft Musik. Der Discohit „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees ist nicht zufällig Teil der Kampagne – mit rund 100 Beats per Minute (BPM) hat der Song genau das richtige Tempo für die Herzdruckmassage. Auch andere Lieder wie „Bad Guy“ von Billie Eilish oder „Eye of the Tiger“ von Survivor haben den passenden Beat.

„Musik bleibt im Kopf. Im Ernstfall kann das entscheidend sein“, erklärt ein Rettungssanitäter. „Wenn man ein Lied mitsummt, gibt das Orientierung und nimmt die Angst.“

Großes Interesse, noch größere Wissenslücken

Der Aktionstag stieß auf reges Interesse – ob Schülergruppen, Rentnerpaare oder junge Eltern: Viele nutzten die Gelegenheit, ihr Wissen aufzufrischen oder überhaupt erst zu lernen, was in einem Notfall zu tun ist. Und viele merkten dabei: Der letzte Erste-Hilfe-Kurs liegt oft schon Jahrzehnte zurück. „Ich habe das das letzte Mal gemacht, als ich meinen Führerschein gemacht habe“, gesteht ein Passant. „Ich hätte ehrlich gesagt nicht gewusst, was genau zu tun ist.“

Sogar Mitarbeiter vom Ordnungsamt und weitere städtische Mitarbeiter haben soch ebenfalls ausprobiert. Allerdings tat sich hier noch eine Wissenslücken auf. Im Ratshof gibt es zwar einen Defribillator. Allerdings konnte auf Anhieb niemand sagen, wo denn.

Genau hier setzen die Veranstalter an. Halles Sozialdezernentin Katharina Brederlow betonte die Bedeutung regelmäßiger Auffrischungskurse. „Irgendwann hat jeder mal einen entsprechenden Kurs gemacht – etwa beim Führerschein. Aber die Wiederholungsrate ist, glaube ich, nicht so groß“, sagte sie.

Deshalb hob Brederlow insbesondere das Engagement der Malteser hervor, die bereits in Schulen mit der Ausbildung der Jüngsten beginnen. „Je früher Kinder den Umgang mit Notfällen lernen, desto weniger Angst haben sie später“, so Brederlow. „Die Malteser zeigen, wie man nachhaltig und mit Begeisterung schult – und das wurde sogar beim Gesundheitstag ausgezeichnet.“

Blick hinter die Kulissen – Rettungsdienst zum Anfassen

Neben dem Reanimationstraining konnten sich Besucherinnen und Besucher auch Rettungswagen von innen ansehen, Fragen an Notärzte und Rettungsassistenten stellen oder sich über die Arbeit der DLRG informieren. Besonders Kinder nutzten die Gelegenheit, sich als kleine Retter zu fühlen – mit Blaulicht, Verbänden und jeder Menge Neugier.

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9 Antworten

  1. Wilde Frage sagt:

    Lassen sich die FDP oder die Grünen so wiederbeleben? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  2. Notarzt sagt:

    Ist das ein alter Artikel aus dem Vorjahr? Es waren nur das Bergmannstrost und das Elisabeth-Krankenhaus vor Ort. Die anderen Kliniken hatten anscheinend keine Zeit. Auch die DLRG fehlte.

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