Ausschuss will Bäume am Riveufer doch erhalten

Die Bäume am Riveufer sollen nun doch erhalten werden. Das hat der Planungsausschuss am Dienstag mehrheitlich entschieden und einem Antrag der Grünen zugestimmt. Darin heißt es, bei den anstehenden Arbeiten sollen möglichst alle Bäume erhalten werden und bei den Arbeiten eine baumschonende Technologie eingesetzt werden. Abgeleht hat der Ausschuss aber, das Riveufer für ein Befahren von Bussen zu sperren. Vor einem Monat hatte der Ausschuss noch durch CDU und SPD mehrheitlich beschlossen, die komplette Allee zu fällen.
Anderthalb Stunden hat der Ausschuss zuvor über die Bautechnologie und die Gutachten zu den Bäumen diskutiert. Die ersten beiden Gutachten zu den Linden am Riveufer, die eine Abholzung empfehlen, sind unseriös. Das meinte Professor Uwe Braun vom Institut für Geobotanik der Uni Halle im Planungsausschuss. Dort wurde am Dienstag über die insgesamt mittlerweile drei vorliegenden Gutachten disktuiert. Braun hatte zusammen mit seinem Kollegen Helge Bruelheide aus eigenem Antrieb und ohne Auftrag ein eigenes Gutachten erstellt. Anlass dafür war der aufkommende Protest, als sich der Planungsausschuss vor einem Monat für eine komplette Fällung der 150 Bäume ausgesprochen hatte.
Braun erklärte im Ausschuss, er habe sich alle Bäume zweimal angeschaut. Linden könnten potentiell 1000 Jahre alt werden. „Die Bäume am Riveufer sind Jugendliche.“ Deshalb seien ihm Aussagen zu einer Prognose von 10 Jahren Lebensdauer schleierhaft. „Das Alter kann man nicht solide voraussagen.“ Das reine Vorhandensein von Pilzarten sage nichts über Gesundheit aus. Ein Arzt würde auch bei jugendlichen Menschen keine Aussagen zur Lebensdauer treffen, nur weil er beispielsweise Herpes habe. Für die Arbeiten empfahl Braun, auf den Einsatz großer Geräte zu verzichten und teilweise Handschachtungen vorzunehmen, um beim anstehenden Kanalbau die Wurzeln nicht zu beschädigen.
Michael Lämmerhirt (CDU) wunderte sich über Aussagen Brauns, er halte die anderen Gutachten für unseriös, wo er doch vorher zugegeben habe, dass er beide Gutachten gar nicht gelesen habe. Er kenne die Details, beispielsweise zum Pilzbefall, so Braun. Lämmerhirt stellte aber auch die Frage in den Raum, wie man ein umfangreiches Gutachten präsentieren könne, ohne Proben der Bäume zu nehmen. Braun meinte, es gebe keine Symptome. „Es geht auch keiner in die Klinik und sagt, untersucht mich solange, bis ihr was findet, was mich krank macht.“
Jörg Schulze von der HWS erklärte, der Kanal sei 1914 nach königlich-preußischem Baurecht errichtet worden. Durch die Flut seien die Deckenplatten geschädigt. Diese müssten nun nach heutiger DIN-Norm erneuert werden, also mit einer höheren Traglast. Schulze sagte, auch mit Blick auf das Laternenfest sei eine höhere Traglast sinnvoll. „Unsere Altvorderen haben noch nicht an schwere Getränkewagen gedacht.“ Die Bäume seien sehr nah an den Kanal gebaut, deshalb habe man auch mehrere Bauvarianten erstellen lassen. Die Verwaltung habe sich für die Variante entschieden, bei der so viele Bäume wie möglich erhalten werden können.
Gegen die ursprünglich beschlossene Fällung hatte es eine Peition gegeben:
https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-den-erhalt-der-linden-am-riveufer
Neueste Kommentare